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Nachtflug Zur Hölle

Nachtflug Zur Hölle

Titel: Nachtflug Zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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kontrollierte die Reihe mit den herkömmlichen mechanischen Bordinstrumenten und Triebwerksanzeigen. »Okay, Kelvin, die Nummer acht scheint mit Verdichterstillstand ausgefallen zu sein, aber ich lasse lieber die Finger davon. Die übrigen Triebwerke sehen normal aus. Der künstliche Horizont funktioniert nicht. Der Höhenmesser zeigt siebentausend Fuß an, das Vario zeigt leichtes Sinken mit dreihundert Fuß pro Minute, und laut Wendezeiger befinden wir uns in einer ganz leichten Rechtskurve.«
    »Könnte schlimmer sein – wir haben ein paar Minuten Zeit, um alles wieder in Gang zu bringen«, sagte Carter. »Alicia, wir brauchen die Checkliste für Notfälle.«
    Während Kellerman die Punkte der Checkliste vorlas und Scott die Instrumente überwachte, brachten Carter und Cheshire die Generatoren in Gang, reaktivierten Flugregler und Autopilot und schafften es zuletzt, die Triebwerke wieder über die mechanisch betätigten Leistungshebel zu regeln.
    »Was zum Teufel war das?« fragte Nancy Cheshire.
    »Die SS-21«, antwortete Pereira. »Durch den Treffer unserer Scorpion muß zumindest ein Teil des Atomsprengkopfs hochgegangen sein. Ganz kann er nicht detoniert sein, sonst würden wir vermutlich nicht mehr fliegen, und wir sind glücklicherweise weit genug entfernt gewesen, um nicht ernstlich beschädigt zu werden,«
    »Aber durch den elektromagnetischen Impuls sind sämtliche elektronischen Geräte mit Außenantennen ausgefallen«, fügte Tork hinzu. »Im Gegensatz zu unserem alten Flugreglungssystem ist die experimentelle Avionik nicht EMI-geschützt. Analoge Geräte und mechanische Systeme sind gegen diesen Impuls völlig unempfindlich.«
    »Das muß bedeuten… verdammt, das muß bedeuten, daß in weitem Umkreis kein elektronisches Gerät mehr funktioniert«, stellte Kellerman fest. »Die ganze Nachrichtentechnik, Funkgeräte, das Telefonsystem … Dort unten muß es jetzt wie um die Jahrhundertwende sein!«
    »Nun, um so friedlicher wird unser Rückflug«, meinte Carter.
    »Eigentlich keine schlechte Methode, einen Krieg zu beenden: Außer Gewehren funktioniert auf dem Gefechtsfeld praktisch alles elektronisch – und der EMI muß so ziemlich alles flachgelegt haben. Das bedeutet, daß wir nach Sicht navigieren müssen. Die Wolkenuntergrenze hat bei viertausend Fuß gelegen, und ich denke, daß wir in dieser Höhe bis nach Norwegen fliegen können, ohne unterwegs gefährlich in Bodennähe zu kommen.«
    »Und sobald wir den Bereich der EMI-Wirkung verlassen haben, benutzen wir einen unserer Notsender«, schlug Tork vor. »Ich hab’ gerade einen getestet: Da er ausgeschaltet gewesen ist, funktioniert er einwandfrei. Sobald ich ihn an eine Außenantenne angeschlossen habe, können wir mit Bodenstationen sprechen.«
    Den Rest ihres dreistündigen Flugs absolvierten sie nahezu schweigend. Die Besatzung wußte, was sie geleistet hatte – und was hätte passieren können. Es war viel zu schrecklich, um mit Worten ausgedrückt zu werden.
Epilog
Parlamentsgebäude, Wilna, Litauen
17. April, 09.05 Uhr
    »Ich hätte nie geglaubt, daß ich mal für eine Atomexplosion dankbar sein würde«, sagte General Dominikas Palcikas, wobei er schwach lächelte, »aber diese stellt eine absolute Ausnahme dar.«
    Palcikas und sein Adjutant saßen im Parlamentsgebäude im Büro des Verteidigungsministers. Eigentlich hatte der Minister seine Amtsräume im Breda-Palast, in dem der litauische Präsident Gintarus Kapocius und alle seine Minister sonst residierten. Wegen der kriegsbedingten Energiekrise waren jedoch alle Regierungsfunktionen in einem einzigen Gebäude zusammengefaßt worden, um so Energie zu sparen. Palcikas mußte lächeln, als er auf dem Schreibtisch des Ministers nicht weniger als zehn altmodische Feldfernsprecher für Gespräche innerhalb des Gebäudes stehen sah. Nach drei Tagen war die EMI-Wirkung längst abgeklungen, und Handfunkgeräte ersetzten Telefone, bis das Netz wieder betriebsbereit war.
    Verteidigungsminister Dr. Algimantas Virkutis, ein 69jähriger praktischer Arzt, widmete sich im Augenblick einer sehr unpolitischen Aufgabe: Er untersuchte Palcikas’ verwundetes Bein. »Ich muß Ihnen recht geben, Dominikas« sagte Virkutis. »Früher hieß es, die Kampfkraft einer Armee hänge von guter Verpflegung ab – aber heutzutage sind wohl eher Mikrochips entscheidend. Haben Sie schon versucht, das Bein zu belasten?«
    Palcikas nickte, verzog aber schmerzlich das Gesicht, als er antwortete: »Ja, aber es tut

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