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Nachtflug Zur Hölle

Nachtflug Zur Hölle

Titel: Nachtflug Zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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hochriß, als das Terrainfolgeradar AN/APQ-174 ihm plötzlich genau voraus einen Sendemast zeigte. Wenig später registrierte das INEWS starken Sprechfunkverkehr und zahlreiche Schwenks von Radargeräten, die ihren Sektor absuchten.
    Der Gegner hatte sie entdeckt.
    Als der GUS-Hubschrauber auftauchte, verschwanden die Marines sofort unter den Bäumen. Lobato schleppte RAGANU hinter sich her, als sei der junge Offizier ein Sack voll Schmutzwäsche. Damit hatte sich das Blatt gewendet: Acht Maschinenpistolen MP5 zielten auf Cockpit und Triebwerke des Hubschraubers und konnten ihn im nächsten Augenblick brennend abstürzen lassen. Die Maschine, ein Amphibienhubschrauber Kamow Ka-27, war mit einem Raketenbehälter auf der einen Rumpfseite und einem 12,7-mm-MG auf der anderen bewaffnet. Sekunden nachdem sein Scheinwerfer die Marines erfaßt hatte, schaltete der Pilot sämtliche Lichter aus und verschwand im Dunkel der Nacht.
    »Ausschwärmen!« befahl Lobato laut. »Verteilt euch!« Ihm war eingefallen, daß dieser Hubschrauber mit der NATO-Codebezeichnung HELIX-B auch einen Bombenschacht hatte. Seine linke Hand hielt RAGANU am Oberarm gepackt, mit der rechten umklammerte Lobato seine MP5, während er tiefer in den Wald hineinlief.
    Dann war zu hören, daß der Hubschrauber zurückkam. Lobato lief schneller und spürte den Puls in seinen Ohren hämmern, Als er die Ka-27 fast genau über sich hörte, schlug er einen Haken nach links, rannte weiter, bis das Knattern der Rotorblätter seinen Puls zu übertönen schien, und warf sich in Gegenrichtung hinter einen Baum. Er riß RAGANU mit sich zu Boden, kniff die Augen fest zusammen und brüllte: «Deckung!« Im nächsten Augenblick ließ eine Serie lauter Detonationen den Boden unter ihnen erzittern. Die HELIX hatte zwei Schüttbomben abgeworfen, und ihre 400 kleinen Bombenkörper verwüsteten jetzt den Wald über den in Deckung liegenden Marines.
    RAGANU blökte wie ein verletztes Lamm, bis Lobato ihm den Mund zuhielt. Als er dabei »Schnauze« brüllte, schien RAGANU die unausgesprochene Botschaft zu begreifen: Lobato wollte ihn lebend mitnehmen, aber er war nicht bereit, sich oder seine Männer wegen des litauischen Offiziers zusätzlichen Gefahren auszusetzen – schließlich hatten die Marines schon seine Aktentasche, deren Inhalt vermutlich so wertvoll wie der Mann selbst war. Während Lobato horchte, ob der Hubschrauber zurückkam, tastete er den Arm des neben ihm Liegenden ab und spürte Blut. Der Sergeant zog ein Verbandpäckchen aus einer Tasche seines Gurtzeugs, riß es auf und bedeckte damit die stark blutende Wunde. Dann griff er nach der freien Hand des Mannes, legte sie darauf und schloß seine Finger um den Arm. »Zudrücken!« wies er ihn an. »Fest zudrücken!«
    Sobald Lobato der Überzeugung war, RAGANU sei endlich dabei sich selbst zu helfen, richtete er sich kniend auf, um seine Umgebung mit der Nachtsichtbrille abzusuchen. Aber das Gerät war defekt – offenbar zersplittert, als er sich in Deckung geworfen hatte. Ohne Nachtsichtgerät fühlte sich Lobato praktisch blind. Dabei hatten amerikanische Marines jahrzehntelang ohne solche Geräte gekämpft…
    Da unterhalb der Flugroute des Hubschraubers jetzt wahrscheinlich zahlreiche Schützenminen mit Verzögerungszünder lagen, nahm Lobato sich vor, diesen Geländestreifen zu meiden. »Bei Foxtrott zwo sammeln!« rief er laut. »Sammeln!« Danach ging er wieder in Deckung und horchte. Wenig später hörte er hinter sich Schritte und wußte, daß seine Männer zum Sammelpunkt unterwegs waren.
    Es wurde Zeit, verdammt schnell aus Dodge City zu verschwinden.
    „LADYBUG, Ziel bei zehn Uhr, drei Seemeilen, Höhe siebenhundert Fuß, steigend. Geschwindigkeit eins-null-fünf Knoten«, meldete der Radarlotse an Bord von PATRIOT. »Ziel dreht nach links ein… Ziel dreht zum Abfangen nach links…«
    Der Hubschrauber tauchte wie aus dem Nichts auf, aber zum Glück verriet sich seine Annäherung durch eine Reihe kleiner Lichtblitze auf dem Erdboden vor ihnen. Fell überlegte sekundenlang, üb die Marines unter diesen Blitzen in Deckung liegen mochten. Aber für solche Überlegungen blieb ihm nicht mehr viel Zeit.
    Major Fell sah den Hubschrauber nicht nur eindrehen, sondern beobachtete Sekunden später auch Mündungsfeuer und hellgelbe Leuchtspuren, die sich in einem Bogen durch den Nachthimmel zogen.
    »Ziel schießt!« rief er laut und riß den Steuerknüppel zurück, um die Leuchtspurgeschosse zu übersteigen.

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