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Nachtflug Zur Hölle

Nachtflug Zur Hölle

Titel: Nachtflug Zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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Der Hubschrauber versuchte, ebenfalls zu steigen und LADYBUG im MG-Visier zu behalten, aber ihm fehlte die Geschwindigkeit der CV-22. Nachdem er weniger als 200 Fuß gestiegen war, ging er plötzlich wieder in den Sinkflug über und kurvte eng nach rechts ein.
    Mit dieser Rechtskurve hatte Fell gerechnet: Da der Pilot in den meisten Hubschraubern rechts sitzt, fliegen die meisten Hubschrauberpiloten am liebsten Rechtskurven. Sobald er sah, daß der Hubschrauber die Verfolgung aufgab, kurvte Fell daher steil nach links ein und ließ die CV-22 ebenfalls sinken.
    »Stinger feuerbereit!« rief Fell, während er den Waffenschalter am Steuerknüppel betätigte. Nach einer leichten Korrektur nach rechts hörte er in seinem Kopfhörer ein Brummen, das anzeigte, daß der IR-Zielsuchkopf einer Stinger den heißen Abgasstrahl des Hubschraubers erfaßt hatte.
    »Nummer eins weg!« warnte Fell seinen Copiloten, bevor er auf den Feuerknopf drückte. Der GUS-Hubschrauber kurvte erneut ein – wieder nach rechts – aber die kleine Jagdrakete Stinger ließ sich jetzt nicht mehr abschütteln. Fell beobachtete einen kleinen weißen Lichtblitz, ein kurzes Aufflackern rötlicher Flammen, dann wieder Dunkelheit.
    »LADYBUG, ein Abschuß«, meldete PATRIOT. „Keine weiteren Luftziele mehr. Kurs zum Abholpunkt eins-fünf-vier Grad, Entfernung sechs Seemeilen.« Fell bestätigte diese Anweisung nicht. Das Halten des angegebenen Kurses war Bestätigung genug, und sie hatten jede Menge Zeit, sich bei der Besatzung der E-3B zu bedanken, sobald die Marines und RAGANU an Bord der Valley Mistress in Sicherheit waren. Er schaltete das TFR-System wieder ein und steuerte im Tiefstflug zum Abholpunkt.
    Die unbefestigte Nebenstraße, auf der sie schon so lange unterwegs waren, wies eine merkwürdige Haarnadelkurve auf, die auf den Satellitenfotos, die sie vor ihrem Einsatz studiert hatten, sehr gut zu sehen gewesen war. Nun kannte Lobato den Grund dafür: an dieser Kurve stand eine Janseta, eine kleine Mariensäule. Das war der Sammelpunkt »Foxtrott zwo» in unmittelbarer Nähe des Gebiets, das seit dem Hubschrauberangriff als minengefährdet gelten mußte.
    Nachdem Lobato einige Minuten lang südlich der Janseta gewartet hatte, machte er RAGANU ein Zeichen, auf ihn zu warten, und bewegte sich lautlos auf die Mariensäule zu.
    Geduld und Lautlosigkeit waren jetzt wichtiger als zu jedem anderen Zeitpunkt ihres Unternehmens, aber nach dem Hubschrauberangriff hatte Lobatos Team es sehr eilig, aus diesem Land rauszukommen. Er hatte die Säule kaum erreicht, als seine Männer sich bereits um ihn sammelten – wobei Korporal Butler, der als letzter kam, praktisch einen Spurt hinlegte. Lobato führte sie in den Wald zurück und stellte Wachposten auf. Bis auf einige Prellungen, Schürfwunden und ein möglicherweise gebrochenes Handgelenk schien es bei den Marines keine Verwundungen gegeben zu haben.
    Die Landung der CV-22, die wenige Minuten später erfolgte, erschien den Männern, als komme ihr Schutzengel vom Himmel herabgeschwebt. Vier Marines sicherten die Landungszone, während zwei ihrer Kameraden RAGANU die Laderampe hinaufhalfen. Das Flugzeug hatte noch keine halbe Minute auf festem Boden gestanden, als es wieder abhob und in Baumhöhe zur Ostseeküste zurückflog.
    RAGANU bekam Wasser zu trinken, erhielt eine Schwimmweste und wurde vom Sanitäter des Teams versorgt. In der langen Schnittwunde in seinem rechten Bizeps steckte noch ein fast fingerlanger Bombensplitter – ein grausiges Andenken an seine voraussichtlich letzten Minuten in der GUS.
    Diesmal flog die CV-22 einen weiten Umweg, um zur Valley Mistress zu gelangen. Da sie die Radarstationen an Land, alle größeren Boote und das Gagarin-Radarschiff weiträumig umflog, dauerte ihr Rückflug fast doppelt so lange wie der Hinflug. Sobald LADYBUG auf der Hubschrauberplattform stand, erschien das Bodenpersonal, um sie bei noch laufenden Triebwerken zu betanken, das Flugzeug auf etwaige Schäden zu überprüfen und seine Waffenbehälter abzubauen. Nichts durfte auf eine Beteiligung an dem Vorfall in Litauen hinweisen.
    Paul White stieg als erster über die Heckrampe an Bord. Er sah vier Marines, die einen lächelnden jungen Mann umringten. White trat mit ausgestreckter rechter Hand auf ihn zu. »Leutnant Fryderyk Litwy?«
    Der andere nickte nachdrücklich und ergriff Whites Rechte mit beiden Händen. Dabei wurde Lobato erstmals klar, daß dieser Kerl auch einen richtigen Namen hatte.
    Für

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