Nachtflug Zur Hölle
Daß hier alles zerfällt, ist doch zugleich meine Chance, mir ein paar gute Stücke zu sichern.«.
Die Amerikanerin stand auf und ging zur Tür. »Auch gut. Beschaffen Sie mir die Informationen, die ich brauche, Boris Grigorjewitsch, dann kriegen Sie von mir, was immer Sie wollen. Sie wissen, wie Sie mich erreichen können. Aber beeilen Sie sich!«
Nachdem Sharon Greenfield gegangen war, dachte Dwornikow über ihren selbstbewußten Auftritt nach. Natürlich würde er ihr helfen, was diesen Amerikaner im Fisikus-Institut betraf. Die Frage war nur, welchen Lohn er dafür von den Amerikanern einfordern sollte – und von ihr. Dieser Gedanke löste eine gewisse Erregung in ihm aus. Ja, welchen Preis hast du, Sharon Greenfield? Dwornikow war schon lange scharf auf sie. Er hatte sich um sie bemüht, aber sie hatte ihn jedesmal abgewiesen. Nicht nur abgewiesen, sondern ihm das Gefühl vermittelt, unerwünscht und wertlos zu sein.
Aber das schadete nichts. Seine Zeit würde noch kommen. Er griff sich zwischen die Beine und malte sich aus, was er mit ihr anstellen würde. Die Schmerzen, die sie erleiden würde. Ja, das würde wunderbar sein… sie leiden zu sehen… und in der Ekstase.
Daß er allein beim Gedanken an sie steif geworden war, wunderte ihn nicht.
2
Technology Aerospace Weapon
Center (HAWC), Nevada
17. März, 09.30 Uhr
Generalleutnant Bradley Elliott, Kommandant des HAWC genannten streng geheimen Erprobungszentrums der U.S. Air Force in Nevada (das wegen der dort erträumten, entwickelten und erprobten High-Tech-Geräte den Spitznamen „Dreamland“, erhalten hatte), betrachtete den vor ihm stehenden Oberst und versuchte, ihn einzuschätzen.
Während Elliott zwei Becher Kaffee eingoß, arbeitete sein Gedächtnis auf Hochtouren.
Paul White, der Oberst in seinem Dienstzimmer, gehörte zu den Leuten, die Elliott nur dem Namen nach gut kannte, White galt als einer der intelligentesten und kreativsten Ingenieure der Luftwaffe.
Elliott hatte ihn früher einmal als Berater ins HAWC geholt, und soweit er sich erinnerte, war White auch an der Ausbildung Patrick McLanahans und Dave Lugers auf der Ford Air Force Base gewesen.
Aber das war einige Zeit her, und White war danach zu einer anderen Organisation gegangen – zu welcher, wußte Elliott nicht. Sein Stab hatte versucht, das herauszubekommen, aber Whites Laufbahn wies Lücken auf, die auf Geheimprojekte hindeuteten, und Hauptmann Hal Briggs, der Chef von Elliotts Sicherheitsdienst, war im Weißen Haus auf eine Mauer des Schweigens gestoßen.
Die Lücken in Whites Biographie bereitete Elliott Unbehagen, zumal das Weiße Haus dabei eine Rolle spielte, aber jetzt stand White ihm in seinem eigenen Revier gegenüber – zu einer Unterredung, um die der Oberst gebeten hatte.
»Sir«, fragte White, während sein Blick die Wände absuchte, »können wir irgendwo ungestört miteinander reden?«
»Wir sind hier ungestört. Oberst. Also los, raus mit der Sprache!«
White betrachtete die mit einer persönlichen Widmung des Künstlers Dru Blair versehene Lithographie eines Stealth-Jägers F-117A über Elliotts Schreibtisch – zufällig das einzige der acht gerahmten Poster an den Wänden, hinter dem ein Mikrofon und eine Sicherheitskamera versteckt waren. Elliott folgte seinem Blick, verstand, was damit gemeint war, und bemühte sich, ihn zu ignorieren.
Viele Leute fanden die strengen HAWC-Sicherheitsvorkehrungen einschüchternd. Das Erprobungszentrum im Süden Mittelnevadas, rund 130 Kilometer nördlich von Las Vegas, gehörte zu den am strengsten überwachten Sperrgebieten der Welt. Überflüge waren für alle Flugzeuge in allen Höhen verboten. Auf dem Gelände warnten überall Schilder: »Vorsicht! Schußwaffengebrauch!« – was bedeutete, daß die Posten erst schießen und danach Fragen stellen konnten. Bewaffnete Streifen patrouillierten draußen und drinnen.
Für jedes Gebäude galten seinem Verwendungszweck gemäß zusätzliche Sicherheitsbestimmungen. Der Wunsch, HAWC zu besuchen, löste automatisch eine komplette Sicherheitsüberprüfung aus – die bei Oberst Paul White seltsam unergiebig geblieben war.
Hätte er diesen Test jedoch nicht bestanden, befände er sich jetzt nicht in Elliotts Dienstzimmer, was den General um so mehr irritierte.
»Können Sie diese… Aufzeichnungsgeräte nicht wenigstens abschalten?« fragte White.
»Das kann und werde ich nicht tun«, knurrte Elliott. »Also, was gibt’s, Oberst? Ich bin sehr beschäftigt.«
»Sir,
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