Nachtflug Zur Hölle
GUS-Einheit«, erläuterte White. »Unser Mann war Nachrichtenoffizier in dieser Einheit. Außer Litauer zu schikanieren und den Weißrussen zu helfen, sich zu bereichern, während sie das Land ›beschützte‹, hatte die Einheit den Auftrag, das Fisikuslnstitut für Technologie zu bewachen.«
»Das Institut selbst? Er ist dort drinnen gewesen? Luger ist im Fisikus?«
»Anscheinend«, sagte White. »Er arbeitet dort beim Flugzeugbau — vielleicht schon seit Jahren – unter dem Namen Dr. Oserow. Iwan Sergejewitsch Oserow.«
»Ich kenne die Namen sämtlicher Wissenschaftler und Ingenieure aus allen Konstruktionsbüros der GUS-Luftfahrtindustrie«, stellte Elliott fest, »aber von einem Oserow habe ich noch nie gehört.«
»Nach Aussage unseres Informanten gehört er nicht zum eigent-
lichen Mitarbeiterstab«, erklärte ihm White, »aber er arbeitet wirklich dort und wird von den KGB-Leuten im Fisikus ständig bewacht.
Er genießt großen Respekt, gilt allerdings auch als Sonderling – reichlich exzentrisch. Trotzdem wird er im ganzen Institut geachtet und bewundert.«
»Vielleicht ist es bloß jemand, der wie Luger aussieht.«
»Vielleicht.« White machte eine kurze Pause. »Aber Sie haben auf das Foto genau wie ich reagiert. Dieser Mann ist David Luger. Er sieht aus, als sei er mißhandelt, unter Drogen gesetzt oder einer Gehirnwäsche unterzogen worden – aber er ist der Mann, den wir kennen. Sein Hauptprojekt ist ein großes, unheimlich wirkendes Flugzeug, das aus Krieg der Welten stammen könnte.«
»Tuman?« ächzte Elliott. »Großer Gott… Luger arbeitet am Tuman mit?«
»Was ist das? Ein neuer Bomber?
»Eine verbesserte Kombination unserer Bomber B-1 und B-2, die der modernste Bomber der Welt werden könnte«, erläuterte Elliott.
»Stealth-Technologie, gesteigerte Reichweite bei erhöhter Nutzlast – das ergibt einen knapp zweihundert Tonnen schweren Tarnkappenbomber, der schon ohne Nachbrenner überschallschnell ist. Seit unser Stealth-Bomber B-2 nicht mehr gebaut wird, ist das weltweit der einzige moderne Bomber, der sich noch in der Entwicklung befindet.
Haben Sie ihn etwa gesehen?«
»Der Informant hat Fotos von ihm mitgebracht.«
»Jesus, dann existiert der Tuman also wirklich!« rief Elliott aus.
»Gerüchten nach soll er sich seit fünf Jahren im Reißbrettstadium befinden.« Der General schüttelte den Kopf. »Wer hätte gedacht, daß er am Fisikus entwickelt werden würde? Seitdem Litauen unabhängig ist, hätte kein Mensch vermutet, daß eine Gruppe ehemaliger Kommunisten sich am Fisikus zusammenfinden würde, um dort ein Projekt weiterzuverfolgen, das Milliarden…«
»Bitte lassen Sie uns beim Thema bleiben, Sir«, verlangte White.
»Im Augenblick interessiert mich, was wir über Dave Luger wissen.«
Elliott griff nach dem Foto und steckte es in den braunen Umschlag zurück. »Hoffentlich stimmt das alles, Oberst, sonst kommen Sie nicht vors Kriegsgericht oder vor ein Erschießungskommando, sondern ich erwürge Sie mit bloßen Händen! Dave Luger hat mir verdammt viel bedeutet. Ich würde alles, wirklich alles, tun, um ihm zu helfen. Aber sein damaliger Auftrag ist streng geheim gewesen.
Wollte man ihn nochmals aufrollen, würden zu viele Karrieren bis hinauf ins Weiße Haus darunter leiden. Ich hoffe, daß Sie sich darüber im klaren sind, in welches Wespennest Sie damit gestochen haben. Oberst.«
»Das bedaure ich genau wie Sie, General. Ich brauche keine Vorwürfe, sondern Ihre Hilfe. David Luger lebt. Begnügen wir uns damit, den ›Dienstweg‹ zu gehen, bleibt er ewig dort. Wir müssen ihn rausholen. Sie müssen …«
Plötzlich flog die Tür hinter White auf. Drei Männer, die zu dunkelblauen Overalls Schutzhelme mir klaren Visieren und kugelsichere Westen trugen, hereinstürmten und zielten mit ihren Maschinenpistolen auf den Oberst. »Hände hoch! Sofort!« rief Hauptmann Briggs, der Chef des Sicherheitsdienstes im High Technology Aerospace Weapons Center.
White hob die Hände. Als er wieder zu Elliott hinübersah, hielt der Dreisternegeneral eine große Pistole Kaliber .45 in der Hand und zielte damit ebenfalls auf ihn. »Hey, General«, sagte White amüsiert grinsend, »diese Jungs sind gut.«
»Sie sind festgenommen, Oberst — wegen unbefugter Weitergabe von Geheiminformationen«, erklärte ihm Elliott. Der General nickte Briggs’ Leuten zu, »Sobald er über seine Rechte belehrt und durchsucht ist, bleibt er in Einzelhaft, bis alle seine Angaben zur
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