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Nachtflug Zur Hölle

Nachtflug Zur Hölle

Titel: Nachtflug Zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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neuen computerberechneten Radarquerschnitte mitgebracht. Erstklassige Arbeit, Iwan Sergejewitsch. Wir haben ein paar Programmierfehler ausgebügelt, aber im großen und…«
    »Ich heiße nicht Iwan Sergejewitsch«, unterbrach Luger ihn murmelnd. »Warum … warum nennen Sie mich ständig Iwan Sergejewitsch?« Er rieb sich die Stirn, als habe er starke Kopfschmerzen. »Ich bin nicht… Iwan Sergejewitsch Oserow.«
    »Ist Ihnen nicht gut, Iwan Sergejewitsch? Wovon reden Sie überhaupt? Natürlich ist das Ihr richtiger Name! Iwan Sergejewitsch Oserow. Geboren in Leningrad, aufgewachsen in Moskau …«
    Luger schüttelte den Kopf. »Das stimmt nicht, das wissen Sie genau!« Die Kopfschmerzen wurden schlimmer. Er kniff die Augen zusammen, aber das half nur wenige Sekunden lang. »Ich bin nicht David… nein, Iwan. Ich bin nicht…«
    »Sie sind durcheinander, Iwan Sergejewitsch«, stellte Gabowitsch fest. »Sie arbeiten zuviel, glaube ich. In diesem Zustand sind Sie ja kaum wiederzuerkennen.«
    »Ich fühle mich nicht wie ich selbst«, murmelte Luger, dem seine Schmerzen und seine Verwirrung immer mehr zusetzten. »Warum bilde ich mir immer wieder ein, dieser David zu sein?«
    Der General überlegte rasch. »Nun, äh … Sie sind natürlich Iwan Sergejewitsch Oserow, aber vor vielen Jahren haben Sie in einem anderen Land für uns als Geheimagent gearbeitet. Das ist ein gräßlicher Auftrag gewesen. Vielleicht erinnern Sie sich an diese Schreckenszeit.«
    Jetzt war Luger erst recht verwirrt.
    Aber irgendwo in seinem Hinterkopf schien eine Stimme zu flüstern: Lügen, nichts als Lügen! Laß dich nicht verarschen, Dave, alter Junge.
    Als Luger jetzt wieder die Augen öffnete, sah der General, daß die Schmerzen nachgelassen hatten. Gut. Die jahrelange Hypnotherapie, die vielen langen Nächte, in denen Luger mit Schlafentzug, mit Drogen und Schlägen umgemodelt worden war, machten sich endlich bezahlt. Bei Lugers Umformung hatten Gabowitsch und seine Männer einsehen müssen, daß sie sein Unterbewußtsein nicht daran hindern konnten, sich bruchstückhaft an die Vergangenheit zu erinnern. Die Ärzte konnten das Unterbewußtsein noch nicht löschen – aber sie konnten unerwünschte Gedanken mit physiologischen Assoziationen koppeln, durch die sie äußerst schmerzhaft wurden.
    »Richtige« Gedanken konnten diese Schmerzen beenden, und deshalb blieb sein manipuliertes Bewußtsein im allgemeinen Sieger über das Unterbewußtsein mit seinen unerwünschten Erinnerungen – und genau das schien im Augenblick zu geschehen.
    Wie Gabowitsch in den letzten Wochen mehrfach hatte feststellen müssen, war das noch kein fundiertes wissenschaftliches Verfahren.
    Der General erinnerte sich an einige Vorfälle im Konstruktionsbüro, und vor allem an die Berichte über den Testflug über Weißrußland. Je mehr Luger sich körperlich und geistig erholte, desto schwächer mußte die Wirkung der Hypnotherapie werden. Als die uner-191
    wünschten Gedanken zurückkehrten, waren seine Augen vor Schmerzen zusammengekniffen, aber er kämpfte dagegen an – und blieb Sieger. »Oserow … Oserow ist ein russischer Name«, stellte er fest. »Ich bin kein Russe.« Und plötzlich fügte er auf englisch hinzu:
    »Ich bin kein Russe…«
    »Sie sind ein russischer Flieger und Ingenieur für Flugzeugbau, der die Chance bekommen hat, hier am Fisikus-Institut zu arbeiten«, behauptete Gabowitsch. »Bei der Flugerprobung eines neuen Bombers haben Sie einen schrecklichen Unfall gehabt, von dem Sie sich jedoch wieder völlig erholt haben. Wissen Sie das nicht mehr, Iwan Sergejewitsch? Ich bin Jerzy Kaminski, Ihr Arzt und Freund.«
    »Sie sind ein Russe…«
    »Ich bin ein gebürtiger Pole, der aus dem gleichen Grund wie Sie ans Fisikus-Institut gekommen ist«, sagte Gabowitsch. »Wir sind hier, um dazu beizutragen, daß die Sowjetunion ein besserer, sicherer Staat wird.« Im Umgang mit dem Patienten durfte er auf keinen Fall die Geduld verlieren, weil erkennbare Aggressionen einen Abwehrmechanismus auslösen konnten, der eine erneute Konditionierung erfordern würde. Geduld war wichtig, aber Gabowitsch verlor seine allmählich. »Bitte, Iwan Sergejewitsch, nehmen Sie wieder Vernunft an!«
    God bless America!
    »Mein … Name … ist…« Für Luger wurde der Streß fast unerträglich. Gabowitsch beobachtete ihn sorgenvoll, denn der Amerikaner widerstand den Schmerzen immer erfolgreicher. Aber dann ging der Kampf überraschend schnell zu Ende.
    Schon nach

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