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Nachtgeboren - Sinclair, A: Nachtgeboren

Nachtgeboren - Sinclair, A: Nachtgeboren

Titel: Nachtgeboren - Sinclair, A: Nachtgeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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»Ich kann mehr tun, wenn ich die Dinge besser verstehe. Sie sollten damit beginnen, mir Ihre Version der Ereignisse zu schildern, die zu Ihrer Einkerkerung geführt haben.«
    »Ich wünschte«, sagte Ishmael kläglich, »ich wüsste es.« Di Brennan wurde unruhig auf seinem Stuhl und bereitete sich zweifellos auf eine ermahnende Bemerkung vor. Ishmael hob eine Hand. »Es haben schon früher Menschen meinen Tod gewollt, aber im Allgemeinen hatten sie den Anstand, zuerst die eine oder andere Drohung auszusprechen. Meine Sorgen haben mit Balthasar Hearne begonnen. Und Hearnes Sorgen begannen mit Tercelle Amberley, die ich definitiv nicht ermordet habe. Die Leiche war jedoch noch warm, da ich sie zweifellos finden sollte.«
    Di Brennan dachte darüber nach. »Tercelles Verlobter wird heute Abend in der Stadt zurückerwartet. Zweifellos wird das die Emotionen in diesem Fall entfachen.«
    Ishmael konnte sich gut vorstellen, dass seine Geschichte mit dem Feuer in der Flussmark und dem Scheidungsfall von di Masterson um den Platz auf der ersten Seite der Zeitungen ringen würde. Berüchtigter Magierbaron wegen der Ermordung der Braut des Prinzen verhaftet! Schattenjäger des Mordes angeklagt!! Und so weiter, umso inhaltsärmer, je mehr Ausrufezeichen verwendet wurden.
    »Es wird Druck geben, den Fall schnell zu klären, bevor der Skandal sich ausweitet«, bemerkte di Brennan.
    »Und bevor unbequeme Wahrheiten enthüllt werden«, fügte Ingmar Myerling hinzu. »Zum Beispiel zu der Frage, wer Ferdenzil Mycenes Verlobte geschwängert hat.«
    »Es scheint, dass Sie bereits ein wenig darüber wissen«, stellte Ishmael fest.
    Di Brennan sondierte seinen Juniorpartner und sagte: »Machen Sie bitte Notizen, Ingmar.« Und hören Sie zu, signalisierte sein Tonfall. Myerling öffnete den Kasten, den er mitgebracht hatte, und förderte einen der Miniaturprägetaster zutage, die sich für effiziente Büroarbeit eingebürgert hatten.
    »Nun, das war nicht mein Werk«, erklärte Ishmael, begleitet von dem leisen Stakkato des Tak-Tak-Tak, wenn die Nadeln auf das Papier trafen. »Vor neun Monaten war ich in den Grenzlanden von ebenso auffälliger Präsenz, wie sie es in der Minhorner Gesellschaft war. Ich bin der Frau vorher noch nie begegnet.«
    »Es gibt einen Zeugen, der behauptet, er habe Sie mit ihr über den Verbleib eines verschwundenen Kindes streiten hören, bevor sie aufschrie und dann still wurde. Als er in den Raum stürmte, stellte er fest, dass sie kurz zuvor erwürgt worden war.«
    Er seufzte; alles sehr hübsch und sauber, genau die Geschichte, die benutzt worden wäre, um seine blutverschmierte und von Kugeln durchlöcherte Leiche zu erklären. »Als ich sie das erste Mal aufsuchte, war mir klar, dass Tercelle Amberley nichts von dem Kind wusste – von Florilinde Hearne. Sie sollten wissen, dass Telmaine Hearne beim ersten Besuch bei mir war – Prinzessin Telmaine Stott Hearne, meine ich –, sie wusste, wo wir Tercelle Amberley finden würden und dass Tercelle Amberleys Haus ein Geschenk Lysander Hearnes war. Aber sie hat nach ihrem Kind gesucht und nichts anderes.«
    »Lysander Hearne?«
    »Ja, der Bruder von Balthasar Hearne. Ein übler Bursche – allerdings hat man in den letzten siebzehn Jahren in der Stadt nichts mehr von ihm gehört.« Lysander Hearne konnte damals kaum älter gewesen sein als Ishmael zu Beginn seines Exils. Wenn man bedachte, wie knapp er selbst oft nur dem Tod entronnen war, schien es eher unwahrscheinlich, dass Hearne noch lebte und jemals wieder zurückkehren würde. Er würde durch einen Unfall oder seine eigene Torheit lange umgekommen und seine Asche in alle Winde zerstreut sein.
    Ishmael fragte sich, wie ein junger Mann von vielleicht zwanzig Jahren, der nicht aus einer wohlhabenden Familie stammte, in den Besitz eines Hauses kam, das er seiner Mätresse schenken konnte.
    »Ich bezweifle, dass wir Prinzessin Telmaine in den Zeugenstand rufen können.«
    »Darüber bin ich froh«, sagte er aufrichtig. »Sie hat schon genug Sorgen.«
    Di Brennan gab einen nichtssagenden Laut von sich, den zu dechiffrieren Ishmael keine Mühe hatte. Das Bild, das sein Anwalt von Frauen hatte, war nach Jahrzehnten im Gerichtssaal und nachdem er fünf muntere Töchter großgezogen hatte, kaum noch von Sentimentalität, sondern allein von Realismus geprägt. »Ich müsste an diesem Schwager und diesem Drachen von einer Schwester vorbeikommen.«
    Strumheller beschloss, das Thema zu wechseln. »Wie geht es Fürst

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