Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachtgeboren - Sinclair, A: Nachtgeboren

Nachtgeboren - Sinclair, A: Nachtgeboren

Titel: Nachtgeboren - Sinclair, A: Nachtgeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
Vom Netzwerk:
Bemerkungen über die Moral seiner Mutter, die Identität seines Vaters und die Perversionen von Edelleuten und Magiern. Er vernahm die Andeutung, seine Mutter habe sich mit einem Schattengeborenen eingelassen. Wenn sie jemals in Reichweite des Glanzzaubers eines Glasens geraten wären, hätten sie erfahren, dass Männer Schattengeborene unterwürfig begehren konnten. Tapfere Männer, willensstarke Männer, gerechte, moralische und aufrechte Männer, Männer, die ausspuckten, wenn sie von Schattengeborenen sprachen – kein Mann war immun gegen den Reiz eines Glasens. Frauen waren es jedoch, eine Eigenschaft, der er, wie er niemals vergessen würde, sein Leben schuldete.
    Zu seiner Überrraschung beschränkten sie ihre Gehässigkeit auf Worte und gingen, nachdem sie ihren Spaß gehabt hatten, zu dem nächsten eingekerkerten armen Tropf weiter. Erfahren in Gefängnisritualen ließ er sich nicht wieder auf seine Pritsche sinken, und, tatsächlich, schnell wie Nattern kehrten sie zurück, bereit, jene zu beschimpfen, die sich wieder niedergelegt hatten.
    Als sie weiterzogen, überdachte Ishmael das wenige, das er bisher über die Anlage des Gefängnisses in Erfahrung gebracht hatte. Wenn er auch nur die mindeste Voraussicht besessen hätte, hätte er sich im vergangenen Monat wegen öffentlicher Trunkenheit verhaften lassen, um die Ausgänge auszukundschaften. Und er hätte daran denken sollen, seine Dietriche aus seinen Schuhen zu holen, die stets konfisziert wurden. Nach der Richtung zu urteilen, in der die Wachen sich bewegten, schien der Ausgang rechts von ihm zu liegen und der Wachraum und die meisten der übrigen Zellen links. Es mochte noch eine Spur zu früh sein, um die Hoffnung auf den Gang der Gerechtigkeit zu verlieren, insbesondere mit Preston di Brennan als seinem Advokaten. Aber Erfahrung hatte ihn gelehrt, dass es nie zu früh war, mit der Planung einer Flucht zu beginnen.
    Die zurückkehrenden Wachen riefen den Gefangenen zu, dass sie ihre Wasserflaschen hinausstellen sollten, um neue zu erhalten, oder sie würden durstig bleiben. Es folgte ein anhaltendes Klirren und Klappern, als die metallenen Flaschen durch die Gitterstäbe geschoben wurden. Ishmael bemitleidete jene, die betrunken hergekommen waren und jetzt an einem Sonnenaufgangskopf litten. Als er bemerkte, wie der Wachposten, der seine Flasche auf den Boden stellte, sie auswählte und prüfte, rechnete er damit, anstelle von Wasser Urin oder etwas ähnlich Widerwärtiges zu erhalten – es war erstaunlich, wie viele Tölpel dies für originell hielten –, aber der Flüssigkeit in der Flasche fehlte dieser unverkennbare Geruch. Daran gewöhnt, von zweifelhaften Quellen zu trinken, nahm er einen ganz kleinen Schluck.
    Die Flüssigkeit brannte auf seiner Zunge. Zwei Herzschläge später waren Zunge und Lippen taub. Er spuckte aus, saugte Speichel im Mund zusammen und spuckte abermals aus. Schluckte nicht. Er erkannte das Gift: Skaffern. Er ließ sich auf alle viere sinken, um die Flasche mit äußerster Vorsicht beiseitezustellen, da das Gift auch durch die Haut aufgenommen werden konnte, wenn auch weniger wirksam. Unter dem zerknitterten Kragen seines Hemdes steckten noch die beiden letzten Spicula-Pastillen. Er erhob sich, zog die erste heraus und steckte sie sich in den Mund, der sie nicht länger fühlen konnte. Ishmael hielt sie zwischen den Zähnen fest, weil er fürchtete, sie würde aus seinen taub gewordenen Lippen rutschen. Gerade als das Ohrensausen und der Schwindel einsetzten, erreichte er die Pritsche, rollte sich zusammen und verfluchte sich für die verschwendete Bewegung, dafür, dass er zu verweichlicht war, um sich auf dem schmutzigen Boden auszustrecken. Die Zivilisation würde noch sein Tod sein. Bäuchlings auf der Koje liegend, um sich nicht an der Pastille zu verschlucken, entzog er ihr Vitalität und ließ sie in seinen tauben Mund und seine klingelnden Ohren fließen, während er sich gleichzeitig darauf konzentrierte, das Gift zu neutralisieren und seinem Trunkenen Gott dafür zu danken, dass es Skaffern war und damit etwas, mit dem er schon früher Bekanntschaft gemacht hatte. Er nahm ferne Rufe wahr, ein Stoßen und Rütteln, aber Taubheit und klingelnde Ohren waren ein guter Schutz gegen Ablenkungen – bis jemand ihn von der Pritsche hob und ihn kurz wie ein erschossenes Wiesel über den Boden baumeln ließ, um ihn dann fallen zu lassen. Die Pastille sprang ihm aus dem Mund und rutschte über den Boden.
    »Der

Weitere Kostenlose Bücher