Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachtgeboren - Sinclair, A: Nachtgeboren

Nachtgeboren - Sinclair, A: Nachtgeboren

Titel: Nachtgeboren - Sinclair, A: Nachtgeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
Vom Netzwerk:
um seinen Patienten zu bewegen. Ishmael überließ es dem Apotheker, selbst zu entdecken, dass sein Hemd rings um den Messerstich keine Spuren von Blut aufwies und ihn die harte Schale seiner Panzerweste geschützt hatte. Der junge Mann schnaubte und erklärte: »Der hier ist ebenso wenig tot, wie ich es bin.« Er hob Ishmaels Hemd an und entblößte für jene, die er aus der Zelle verbannt hatte, die Weste. »Durchsucht ihr eure Gefangenen heutzutage nicht einmal mehr, ob einer ein Messer hat und ein anderer einen Panzer? Ihr könnt euch glücklich schätzen, dass der eine auf den anderen getroffen ist. Kommen Sie, Herr, richten Sie sich auf. Genug simuliert.«
    Ishmael tat wie geheißen und nutzte die Gelegenheit, den Mann zu inspizieren, den er in der Nacht zuvor nur verblümt gepeilt hatte. Er war mehr als durchschnittlich groß, drahtig und trotz seiner Jugend leicht gebeugt, und er hatte die eingefallene Brust, die eine Kindheit voller Mangel und Krankheiten verriet. Wäre er nicht zu dünn gewesen, hätte er gut aussehend genannt werden können. Er trug einen anderen Mantel als in der letzten Nacht, ein weiteres abgelegtes Stück eines Dandys. Sein Akzent sagte Flussmark, die Bekleidung ebenso, und mit dieser Herkunft musste er seine Erziehung der Großzügigkeit eines reichen Beschützers verdanken, entweder des Beschützers seiner Mutter oder seines eigenen. Ishmael hatte das Stadium lange hinter sich gelassen, in dem er Männer nach dem beurteilte, was sie taten, um zu leben. Er beurteilte sie nur danach, was sie abgesehen vom Überlebenskampf mit ihrer Existenz anfingen. Der Apotheker hatte den Mut und den Verstand gezeigt, den vergifteten Wachmann zu retten, und er hatte Ishmael in der vergangenen Nacht geholfen.
    »Magister di Studier«, schreckte der Apotheker ihn mit seinem Gruß auf. Ein Peilruf entblößte nackte Hände – kein Magier – und ein koboldhaftes Lächeln auf dem schmalen Gesicht. »Sie erinnern sich nicht an mich. Ich habe Ihre Besorgungen erledigt, als ich eine Straßenratte war und Sie ein Lehrling. Wenn ich gewusst hätte, dass Sie ein Baron waren, hätte ich Ihnen drei Kupfermünzen abgeknöpft.«
    Ishmael lachte überrascht und erkannte den Mann tatsächlich. »Sie hätten sie nicht bekommen, Kip.«
    »Ach nein?«, fragte der herausfordernd mit einer vertrauten Neigung des Kopfes. »Wie vielen haben Sie zwei Kupfermünzen gezahlt, Magister Geizkragen?«
    »Keiner der Übrigen konnte lesen, und die Hälfte hätte eine simple Nachricht verstümmelt. Sie hatten Ihre Buchstaben und Ihren Verstand im Kopf, auch wenn Sie ein Windhund waren. Ich war damals kein Baron, sondern ein ehemaliger Schattenjäger, der von seinen Verdiensten lebte.«
    »Wie ich feststelle, haben Sie die Gewohnheiten des Jägers auch in der feinen Gesellschaft nicht abgelegt.«
    »Dort gibt es nicht weniger tödliche Dolche. Sie haben sich gut herausgemacht; das freut mich.«
    »Was ich nicht Ihnen verdanke, Baron Geizkragen.« Ishmael lächelte schwach. Er hatte den Tutor damals heimlich dafür bezahlt, dem Jungen das wenige an Bildung zukommen zu lassen, für das er damals zugänglich gewesen war. Und der Tutor hatte darüber nichts verraten.
    Kip beugte sich vor, um aufmerksam zu fragen: »Was ist das für eine Geschichte über vergiftetes Wasser?«
    »Ich hatte nur einen kleinen Schluck genommen, bevor ich die Wirkung spürte. Der Wachmann hat mehr abbekommen.«
    »Als Sie es über ihm verschüttet haben.«
    »Er war drauf und dran, es mir in den Hals zu gießen. Völlig unwissentlich, dessen bin ich mir sicher. Durch die Haut dringt es weniger leicht ein. Der Superintendent sagte mir, der Mann habe überlebt.«
    »Ja, das hat er. Was für Sie nur gut ist.« Dies kam ohne die geringste Betonung. »Er ist ein Kamerad von mir und wohlgelitten. Sie kennen dieses Gift?«
    »Skafferngift.«
    »Müssen wir mit irgendwelchen Nachwirkungen rechnen?«
    »Nein; es wirkt schnell und verfliegt rasch wieder. Ich bin schon früher damit in Berührung gekommen.«
    Kip ging in die Hocke und schob Ishmaels Ärmel hoch, um ihm den Puls zu fühlen. Seine Bewegungen waren sicher und kompetent. Ishmael fing den Duft seiner Gedanken auf: Erheiterung über Ishmaels Zwangslage, von Bosheit freie Spekulationen über die Möglichkeit, die Situation zu seinem Vorteil zu nutzen, und ein Trotz, das gedankliche Äquivalent eines erhobenen Zeigefingers gegen Ishmaels magische Einblicke.
    »Ist jemand unsicher, das Gericht von seiner Sicht

Weitere Kostenlose Bücher