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Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall

Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall

Titel: Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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starrte auf den Boden.
    «Und, was sagst du? Sag endlich was!» Angela schlug mit beiden Fäusten auf den Tisch.
    «Kann sein, dass er’s ist. Ich kenn ihn nur mit Sonnenbrille.»
    «Er ist es, Commissaria! Ich bin ganz sicher. Ein hübscher Junge, eine Schande, dass der sich mit Verbrechern eingelassen hat! Wo kommt der her, wer ist denn das? Der ist nicht aus unserer Gegend!»
    «Nein, wahrscheinlich nicht.»
    «Wo habt ihr denn die Fotos her?»
    «Das ist ein Geheimnis.»
    «Wieso Geheimnis?»
    «Ich werde euch alles sagen, wenn wir ihn erwischt haben. Ihr glaubt gar nicht, wie sehr ihr geholfen habt. Ich danke euch für euern Mut.»
    «Ach was, Mut. Dass ich nicht lache. Wir wollen hier wieder raus. Ich werde verrückt, wenn ich noch länger hier in der Küche sitzen muss, mit einem Mann, der nichts sagt!»
    Laura ging, verabschiedete sich von den Carabinieri und fuhr zurück nach Siena. Es war Nachmittag, der Himmel war wieder klar. Riesigen Mückenwolken gleich schwebten Starenschwärme über die Felder. Zwei kleine Pflüge auf Raupen krochen einen fernen Hang hinauf wie metallene Käfer.
    Wie kann es sein, dass Donatella Cipriani mich ausgerechnet im
Aglio e Olio
treffen will, dachte Laura. Es gibt Dinge, die ich nicht verstehe, und es werden immer mehr.
     
    Später saß sie in der Questura mit den Kollegen Tommasinis zusammen, die sofort zuschlagen wollten, das
Vita divina
ausräuchern und alle verhaften. Doch gemeinsam mit dem Vice-Questore gelang es ihr, die Gemüter zu beruhigen und die Aktion zumindest auf den nächsten Tag zu verschieben. Die Agentin des Commissario durfte auf keinen Fall in Gefahr gebracht werden. Es wurde beschlossen, dass Laura ihr eine SMS senden sollte – eine Einladung zum Caffè in Siena, früh am nächsten Morgen. Sobald Isabella di Tremonti das Wellness-Paradies verlassen hätte, würde die Aktion beginnen. Laura hoffte, dass es keine Komplikationen geben würde.

ES WAR EIN KALTER und klarer Abend, als Laura sich kurz nach halb acht auf den Weg machte. Donatella Cipriani wartete bereits im
Aglio e Olio
, war früher angekommen, hatte angerufen. Um in die Contrade des Stachelschweins zu gelangen, musste Laura den Campo überqueren. Seltsam, dass Leonardo Tommasinis Lokal ausgerechnet in diesem Stadtteil lag. Die toskanischen Stachelschweine hatte Laura bei ihrer ersten Begegnung mit Angelo Guerrini kennengelernt, zuvor hatte sie von ihrer Existenz nichts gewusst.
    Sie blies den Atem vor sich her wie Zigarettenrauch, schaute zu den wenigen Touristen hinüber, die unter Wärmelampen vor den Lokalen am Rande des Platzes saßen. Der Palazzo Pubblico leuchtete, und der dunkelblaue Himmel über dem Campo war übersät von Sternen.
    Eine Opernkulisse, dachte Laura. Vielleicht liegt es daran, dass in Italien so leicht der Sinn für die Wirklichkeit abhandenkommt. Es besteht beinahe ein Zwang zur Inszenierung, zum großen Auftritt. Welchen Auftritt Donatella Cipriani wohl plant?
    Hinterm Campo wurde es dunkler, und viele Menschen waren noch unterwegs, die Bars voll. Auch die Geschäfte hatten noch geöffnet. Erst in der schmalen Straße, die zur Piazza Tolomei hinaufführte, wurde es stiller. Hier, fast am Ende der Straße, lag auch das
Aglio e Olio
.
    Und wieder fragte sich Laura, warum hier? Wie kommt Donatella auf die Idee, dass wir uns in diesem Lokal treffen sollen? Es ist kein bekanntes Restaurant, eher eine Osteria. Vielleicht hat sie es aus dem Internet, aus dem Telefonbuch, weiß der Teufel … und trotzdem. Sie blieb vor dem Eingang stehen und sammelte sich, öffnete erst dann die Tür und trat ein.
    «Ah, Signora Laura, wie schön, Sie hier zu sehen!» Leonardo Tommasini eilte hinter dem Tresen hervor, um Laura zu begrüßen. «Wie geht es dem Commissario?»
    «Besser, Leonardo … warten Sie …»
    «Ich habe einen besonders schönen Tisch für Sie, Signora, und viele gute Dinge zu essen!»
    «Ich werde von einer Dame erwartet, Leonardo!», Laura sprach sehr leise. «Es ist wichtig, und wir brauchen Ruhe. Sie sitzt da drüben am Fenster. Könnten Sie bitte sehr diskret sein …»
    «Ah, ihr von der Polizei … natürlich werde ich sehr diskret sein. Vollkommen diskret. Ich kenne Sie gar nicht, Signora Laura, so diskret!»
    «Perfetto!»
    Laura zwinkerte ihm zu und ging langsam zu Donatella hinüber, die sich bereits erhoben hatte und ihr entgegenkam.
    «Buona sera. Kennen Sie den Wirt?»
    «Ja, ich kenne ihn. Ich war hier schon einige Male, deshalb bin ich auch ein

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