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Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall

Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall

Titel: Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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eine Überflutung zu verhindern. Sie stellte das Whiskyfläschchen auf den Wannenrand, verteilte Badeessenz im Wasser und entschied sich, ihren Liebhaber vom Hoteltelefon aus anzurufen.
    Als sie seine Nummer wählte, nahm sie ein kaum merkliches Zittern ihrer Hand wahr. Sie presste den Hörer ans Ohr, bis das Zittern aufhörte. Der Klingelton schmerzte, dauerte endlos, wieder und wieder. Dann seine Stimme, dunkel, weich. Ihre Zähne rissen ein Stück Nagelhaut vom Zeigefinger.
    Er sagte, dass er im Augenblick nicht erreichbar sei. «Please leave a message and I will call you back as soon as possible. Speak after the beep.»
    Da war der Beep. Donatella gab sich einen Ruck und begann zu reden. «Buona sera, Benjamin. Schade, dass du nicht da bist. Ich wollte mich ein bisschen mit dir unterhalten. Es ist ziemlich einsam hier im Hotelzimmer. Wo bist du denn bloß? Na ja, wahrscheinlich triffst du dich mit irgendwelchen Geschäftspartnern. Ruf mich doch bitte zurück. Auch wenn es spät wird. Ich freu mich auf deinen Anruf, und ich freu mich auf morgen. Ciao.» Behutsam legte Donatella den Hörer auf und blieb mit gesenktem Kopf auf dem Bettrand sitzen. Jetzt hatte sie alles getan, was getan werden musste. Sie fürchtete sich noch immer vor der Nacht, die noch nicht einmal halb vorüber war, sie fürchtete sich vor der Stille. Sehr langsam erhob sie sich, griff nach der Fernbedienung und schaltete den Fernseher ein, sah nicht einmal hin. Es reichte, dass Menschen irgendwas redeten. Sehr langsam zog sie sich aus, die Stiefel, die Jeans, den Pullover, die Unterwäsche. Ließ alles auf den Boden fallen. Die Commissaria würde sie am Morgen anrufen. Alles musste genauso ablaufen, wie sie es besprochen hatten. Donatella ging ins Badezimmer, ließ sich vorsichtig ins ziemlich heiße Wasser gleiten und griff nach der Whiskyflasche.
     
    Um zwanzig nach ein Uhr morgens verließ Laura Gottberg das Polizeipräsidium, stieg in ihren alten Mercedes und fuhr über schwarzglänzende leere Straßen nach Hause. Es hatte geregnet. Kalt geregnet, denn die Temperaturen lagen knapp über dem Gefrierpunkt. Sie hatte es nicht weit. Nur knapp zehn Minuten. Gärtnerplatz, Corneliusstraße, über die Isar und dann zum Hochufer hinauf. Am Maria-Hilf-Platz hatten die Stadtgärtner im Herbst die Kastanien beschnitten. Ihre Zweige sahen im Licht der Straßenlaternen wie Armstümpfe aus. Kriegsverletzte, dachte Laura.
    Trotz der späten Stunde, die eigentlich eine frühe war, fühlte sie sich nicht sonderlich müde. Sie hatte ein paar Akten durchgearbeitet, ein paar Protokolle verfasst und zwischendurch immer wieder an Luca gedacht und auch an Donatella Cipriani.
    Vor ihrem Wohnhaus war erstaunlicherweise ein Parkplatz frei, groß genug für ihren Wagen. Die schmale Straße wirkte sehr dunkel, die Häuser hoch und seltsam unbewohnt. In keinem der Fenster brannte Licht, eine Straßenlaterne war ausgefallen. Ein paar Minuten lang blieb Laura vor der Haustür stehen und betrachtete diese enge Straße, in der sie seit beinahe zwanzig Jahren wohnte.
    Es war mal eine nette Straße gewesen, dachte sie. Eine mit Bäcker, griechischem Gemüseladen und Minisupermarkt. Jetzt gab es keinen Bäcker mehr, keinen Griechen und auch keinen Supermarkt. Die dörfliche Zeit inmitten der großen Stadt hatte gerade mal gedauert, bis die Kinder aufgewachsen waren, dann war die neue Zeit angebrochen. In den alten Läden saßen jetzt irgendwelche Leute vor Computern. Semmeln gab es nur noch von der Großbäckerei, und sie schmeckten nicht. Luca wollte ausziehen. Ende eines Lebensabschnitts.
    Laura wandte sich zur Haustür, wich im letzten Augenblick einem Häufchen Hundekot aus und betrat den Flur. Die schwarz-weißen Bodenfliesen waren nicht besonders sauber, und es roch wie immer ein bisschen nach Müll, denn die Abfalltonnen standen gleich hinter der Tür zum Hof.
    Sehr langsam und bewusst stieg Laura die sechsundachtzig Treppenstufen hinauf, lauschte dem Knarren, ließ die Hand über das glatte Holzgeländer gleiten.
    Vielleicht ziehe ich auch bald aus, dachte sie. Wenn Sofia geht, dann ist das hier vorbei. Und ihr fiel plötzlich ein, dass ihre Eltern, genau ein Jahr nachdem sie mit anderen Studenten zusammengezogen war, die alte Familienwohnung verlassen hatten. Wie Vogeleltern ihr Nest verlassen, wenn die Jungen ausgeflogen sind.
    Sechsundachtzig Stufen. In der Mitte leicht ausgetreten, ausgebleicht, an den Rändern noch dunkel lackiert. Ihr persönliches

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