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Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall

Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall

Titel: Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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Laura nachdenklich.
    «Nein, nein, alles in Ordnung. Ich geh zurück an die Arbeit. Machen Sie’s gut.»
    «Sie auch, Laura. Ich ruf Sie an, sobald wir die Ergebnisse der erweiterten Blutanalysen haben.»
    Von der Tür her warf sie einen letzten Blick auf den Seziertisch und Suttons Leiche unter dem Tuch. Jetzt waren sie wieder quitt. Sutton war in ihr Leben eingedrungen und sie in seines, in seinen nackten, ausgelieferten Tod. Trotzdem zog sie draußen, vor der Tür, das Gedicht des Römers Petronius aus ihrem Rucksack und riss es in kleine Stücke. Doch sie schaffte es nicht, die Fetzen in den Müllbehälter zu werfen, den sie in einer Ecke des Gerichtsmedizinischen Instituts entdeckte, stopfte sie stattdessen in die Tasche ihrer Lederjacke.
    Sie war sich nicht sicher, ob sie Guerrini davon erzählen würde. Er konnte ja nichts dafür. Es sei denn … vielleicht gab es einen Gedichtband mit dem Titel:
Hundert Verse, um Frauen glücklich zu machen.
Vielleicht hatten Guerrini und Sutton aus einer ähnlichen Quelle geschöpft. Das wäre dann eher zum Lachen, doch nach Lachen war ihr im Augenblick überhaupt nicht zumute.
    Sie verfluchte sich selbst dafür, dass sie sich auf Donatella Cipriani eingelassen hatte. Vielleicht wäre der Fall Sutton anders verlaufen, wenn sie nicht Dienst gehabt oder wenn sie die Dame an Kollegen verwiesen hätte. Vielleicht hätte sie dieses Gedicht anders gelesen, vielleicht auch gar nicht, weil ein Kollege den Fall übernommen hätte. Obwohl das unwahrscheinlich war. Immerhin hatte sie gestern Dienst gehabt, und es handelte sich um eine ungeklärte Todesursache.
    Plötzlich war ihr dieser Fall zutiefst zuwider, ihre Neugierde, die gerade erst in ihr erwacht war, wich einem Gefühl des Ekels, und sie empfand ein gewisses Verständnis dafür, dass Peter Baumann sich gestern Abend betrunken hatte.
     
    «Keine besonders schöne Leiche!» Dottor Salvia verzog das Gesicht. Neben Commissario Guerrini stehend, betrachtete er geradezu missbilligend den massigen Körper, der auf seinem Seziertisch lag.
    «Sie hatten ihm die Geldscheine so tief in den Hals gestopft, dass der arme Teufel sie teilweise verschluckt hat. Allein daran wäre er wahrscheinlich schon erstickt. Aber zusätzlich haben sie ihm noch eine Schlinge um den Hals gelegt, die sich immer mehr zuzog, wenn er sich bewegte. Er muss wie wild gekämpft haben. Kein Unschuldslamm, vermutlich.»
    Mit der unangenehmen Vorstellung von verzweifelt strampelnden Beinen, schabenden Füßen und gebundenen Armen beugte Guerrini sich über das Gesicht des Toten. Es wirkte angeschwollen, teigig, wies dunkle Flecken auf, um die Augen, auf der Stirn. Sein Haar war sehr kurz rasiert, die halbgeschlossenen Augen erschienen Guerrini zu klein für diesen Kopf, das Kinn zu kräftig. Eine rote Linie lief deutlich sichtbar um den Hals. Guerrini ließ seinen Blick weiterwandern über die breite Brust, mit schwarzen Büscheln behaart, die wie Unkraut auf einem ungepflegten Acker wuchsen, die Haut darunter sehr weiß. Über den schwammigen hellen Bauch, das Obduktionskreuz, die dicken Oberschenkel, Leichenflecke. Nein, kein schöner Toter.
    «Keine Ahnung, wer er sein könnte», murmelte Guerrini. «Aber Sie könnten recht haben, Salvia. Wie ein zufälliges Opfer sieht er nicht aus.»
    «Mafia?»
    «Weshalb?»
    «Weil er Geld im Mund hatte. Beinahe hundert Euro in Scheinen. Außerdem der Draht um den Hals. Eine beliebte Methode unserer Freunde vom organisierten Verbrechen. Vielleicht die Bestrafung für einen, der in die eigene Tasche gearbeitet hat.» Der junge Gerichtsmediziner streifte seine Latexhandschuhe ab und öffnete ein Fenster. Tief atmete er die kalte Winterluft ein und stieß sie wieder aus, als schicke er Rauchzeichen über die Dächer von Siena.
    «Manchmal kann ich den Geruch in diesem Raum nicht besonders gut aushalten. Eine meiner Tanten wohnte in der Nähe eines Schlachthauses. Wenn wir dort zu Besuch waren, dann hab ich mich mit meinem Bruder davongeschlichen, und wir haben uns die Schreie der Schweine angehört, das Blut in den Abflusskanälen gesehen, die abgeschabten Borsten, die schlaffen Körper, die an Haken aufgehängt waren. Am intensivsten habe ich den Geruch wahrgenommen, diesen süßlichen, tödlichen Geruch nach Pisse, Blut, abgebrühten Körpern.» Salvia blies die Backen auf und schickte noch eine Rauchfahne hinaus.
    «Warum sind Sie Pathologe geworden, Salvia?»
    «Ich weiß es wirklich nicht, Guerrini.» Dottor Salvia warf

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