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Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall

Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall

Titel: Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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das Aufeinanderschlagen von Zähnen.
    «Angela!», brüllte er. «Angela Piselli! Hol das Gewehr aus den Klauen dieser Bestie! Es ist beschlagnahmt!»
    Sie tat es, gab ihm das Gewehr, entschuldigte sich mit bebender Stimme. Für den Hund und für alles andere. Trotzdem kam sich Guerrini ein bisschen lächerlich vor. Wie der Vertreter einer ein bisschen lächerlichen Staatsmacht. Und er überlegte, ob es ihm gelingen würde, dieses Gefühl Laura zu erklären.
    Sehr langsam fuhr er nach Siena zurück. Dort angekommen, fragte er in der Questura nach, ob der Tote inzwischen identifiziert sei. Er war es natürlich nicht. Danach rief er Dottor Salvia an und verabredete sich mit ihm im
Aglio e Olio
zum Abendessen, denn er hatte keine Lust, nach Hause zu gehen und möglicherweise seiner Exfrau Carlotta in die Arme zu laufen. Auch lächerlich, dachte er. Aber so war es nun mal. Jedenfalls an diesem Abend.
     
    Die Ehefrau von Sutton/Tennison traf erst gegen halb sechs im Polizeipräsidium ein. Kommissar Baumann hatte sich geweigert, nach Hause zu gehen, obwohl Laura ihm freigeben wollte. Er war neugierig auf die Frau eines Gigolos, besonders nach der Computerrecherche am Nachmittag.
    «Entweder ist sie eiskalt, oder sie hat keinen Schimmer von den beruflichen Aktivitäten ihres Mannes!», hatte er gesagt und nachdenklich seine Nase gerieben. «Ich meine, ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie so was funktioniert!» Dann war er in die Kantine verschwunden. Laura dagegen wartete in ihrem Büro, hoffte auf eine Nachricht von Guerrini und ein paar Informationen über die Familie Cipriani. Aber es kam nichts. Sie beschloss, nicht noch einmal nachzufragen, obwohl es ihr schwerfiel … wieso fand er nicht die paar Minuten? Sie aß einen Apfel und schrieb in Stichworten auf, was ihr im Fall Sutton/Cipriani aufgefallen war. Aber sie war unkonzentriert, dachte zwischendurch immer wieder an Luca, Sofia und Angelo.
    Als der Beamte an der Pforte endlich die Ankunft von Monica Sutton meldete, sprang sie erleichtert auf und beschloss, Baumann erst später aus der Kantine zu rufen. Erst wollte sie sich selbst ein Bild machen – ohne seine kommentierenden Blicke, seine überdeutliche Körpersprache.
    Als Laura den Lift verließ, konnte sie die Besucherin eine Minute lang ungestört beobachten, denn sie schien die Fahndungsplakate zu studieren und achtete nicht auf ihre Umgebung.
    Frau Sutton trug keinen Schal vor dem Gesicht wie Donatella Cipriani. Sie war ein vollkommen anderer Typ, eher Hausfrau mit biederer dunkelblonder Kurzhaarfrisur und mäßig eleganter Kleidung: praktischen halbhohen Stiefeln, einem dieser wattierten Steppmäntel, die inzwischen jede zweite Frau trug, all das in Mittelbraun. Die hohen Wangenknochen fielen Laura auf und sehr volle Lippen, die braunrot geschminkt waren. Die Augen waren groß und blau, mit sehr dichten langen Wimpern. Jetzt senkte sie den Kopf, stand bewegungslos neben der Pforte, eine Hand in ihrer Manteltasche, die andere am Griff ihres kleinen schwarzen Rollkoffers. Sie wirkte ganz verloren.
    Laura ließ dieses Bild auf sich wirken, ehe sie endlich auf die junge Frau zuging. Monica Sutton war tatsächlich sehr jung, viel jünger als die Cipriani. Fünfundzwanzig vielleicht, höchstens achtundzwanzig.
    «Frau Sutton?»
    Die junge Frau fuhr auf. «Ja?»
    «Laura Gottberg. Ich leite die Ermittlungen zum Tod Ihres Mannes und möchte Ihnen mein Beileid ausdrücken.»
    «Danke.» Suttons Frau presste kurz die Lippen aufeinander, streifte mit ihrem Blick flüchtig Lauras Gesicht. «Was ist denn eigentlich passiert? Die Hamburger Polizisten haben mir nur gesagt, dass Benjamin tot aufgefunden wurde. Ich habe dann gleich einen Flug gebucht … es ist so unwirklich … ich weiß ja gar nichts …» Ihre Stimme klang gehetzt und anklagend.
    «Kommen Sie mit in mein Büro, dann können wir uns in Ruhe unterhalten. Das hier ist kein guter Platz dafür.»
    Laura geleitete Suttons Frau in den Lift. Auf dem Weg nach oben schwiegen sie, und Laura dachte, dass dies eine seltsame Wiederholung zu sein schien. Anders als Donatella Cipriani ging Suttons Frau nicht nervös in Lauras Büro herum, sondern setzte sich, knöpfte ihren Mantel auf und wartete.
    «Wollen Sie nicht ablegen?»
    Monica Sutton schüttelte den Kopf. Sie wollte auch keinen Kaffee, kein Wasser, saß nur da und schaute auf den Boden.
    So behutsam wie möglich beschrieb Laura Suttons Ende. Die junge Frau rührte sich kaum, betrachtete ihre Hände,

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