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Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall

Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall

Titel: Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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sitzen welche, die keinen Geldverleiher brauchen. So eine Art Schönheitsfarm ist das, für reiche Weiber aus Rom und Mailand. Wahrscheinlich auch aus Deutschland und sonst woher. Meine Frau liefert denen Ziegenmilch und Schafskäse und Eier. Schweine mögen sie nicht.» Er lachte kurz auf. «Schweinefleisch macht Pickel, haben die zu meiner Frau gesagt. Ist eben eine von diesen verrückten modernen Sachen, mit denen man viel Geld machen kann. Nichts für unsereinen.»
    «Wer führt denn diese Schönheitsfarm?»
    «Un tedesco. Aber der ist mit einer Frau aus Viterbo verheiratet. Die machen das zusammen. Schon ein paar Jahre. Meine Frau sagt, es ist immer voll.»
    «Hat das Ding auch einen Namen?»
    «Natürlich:
Vita divina
! Nicht schlecht, was? Muss man erst mal drauf kommen.»
    «Klingt nach Erfolg», erwiderte Guerrini. «Ich danke Ihnen, Bellagamba. Sie haben mir sehr geholfen.»
    «Wie denn?» Der Bauer kratzte sich am Ohr und sah interessiert zu, wie Guerrini durch den Morast zu seinem Lancia zurückwatete.
     
    Laura hatte Donatella Cipriani in das Bistro im Literaturhaus bestellt. In genau das Restaurant, in dem der letzte Brunch mit Benjamin Sutton stattfinden sollte. Seltsamerweise hatte sich die Signora sofort einverstanden erklärt und wartete bereits, als Laura eintrat und sich suchend umsah. Donatella Cipriani saß an einem Fenstertisch, saugte Latte macchiato aus einem Strohhalm und gab durch nichts zu erkennen, dass sie Laura gesehen hatte. Sie sah ihr einfach ruhig entgegen, als wäre sie irgendein Gast, der gleich an ihr vorübergehen würde.
    Kurz überlegte Laura, ob sie nicht genau das machen sollte, einfach, um Donatellas Reaktion zu sehen. Nein, sie wollte keine Spielchen mit ihr veranstalten. Sie nickte ihr zu, setzte sich ihr gegenüber und dankte ihr, dass sie zurückgekommen war.
    «Ich bin vor allem gekommen, um Benjamin noch einmal zu sehen. Ansonsten wüsste ich nicht, weshalb ich hier sein sollte.»
    Laura antwortete nicht, denn der Kellner stand neben ihr und wartete auf ihre Bestellung.
    «Cappuccino und Mineralwasser, bitte.»
    Er nickte, wischte an der Tischkante entlang, entfernte ein paar Krümel, ging endlich.
    «Wussten Sie, dass er verheiratet war?»
    Donatellas rechtes Augenlid zuckte. Sie presste einen Finger darauf.
    «Natürlich wusste ich es. Das habe ich Ihnen doch schon gesagt! Ich sagte, dass wir uns in einer ähnlich schwierigen Lage befanden! Oder haben Sie das vergessen? Er hatte seine Familie in England und ich meine in Italien. Wir trafen uns auf einer Ebene!»
    «Er hatte keine Familie in England, Signora Cipriani», erwiderte Laura leise. «Er lebte in Hamburg, und seine Frau ist sehr jung. Sie hatten keine Kinder.»
    Noch immer presste Donatella einen Finger auf das zuckende Augenlid, und Laura sah, dass die Nagelhaut an diesem Finger abgekaut und blutig eingerissen war.
    «Es spielt doch keine Rolle mehr … jetzt nicht mehr, oder?» Ihre Stimme klang brüchig, mühsam um Festigkeit bemüht.
    «Für ihn nicht, für die Überlebenden durchaus, Signora Cipriani.»
    «Ich verstehe Sie nicht.»
    «Benjamin Sutton hatte noch einen Namen: Henry Tennison. Und er hatte auch noch andere Geliebte, die offensichtlich eine Menge Geld an ihn weitergereicht haben.»
    Donatella sprang auf und stieß dabei das hohe Glas mit dem Rest des Milchkaffees um, setzte sich aber sofort wieder, als die Gäste an den umliegenden Tischen zu ihr herüberschauten.
    «Hören Sie auf!», flüsterte sie. «Lassen Sie mich mit diesen dreckigen Geschichten in Ruhe! Benjamin und ich wurden von Verbrechern erpresst, die uns beschatten ließen. Und diese Verbrecher haben ihn vermutlich umgebracht, weil ich diesmal nicht bezahlt habe!»
    «Ihr Koffer wurde nicht abgeholt, Signora.»
    Der Kellner brachte Lauras Cappuccino und ein Glas Mineralwasser, betrachtete kurz die Kaffeelache auf dem Tisch und eilte davon, um einen Lappen zu holen.
    «Was wollen Sie damit sagen?»
    «Ich will damit sagen, dass die Verbrecher gar nicht wissen konnten, dass Sie nicht bezahlt haben, Signora. Für mich liegt deshalb der Verdacht nahe, dass es immer Benjamin Sutton war, der Ihre Zahlungen aus den Schließfächern abholte. Nur letztes Mal nicht, denn er war ja tot.»
    Donatella Cipriani krümmte sich zusammen und senkte den Kopf. Das blonde Haar fiel über ihre Stirn und verbarg ihre Augen.
    «Ich glaube das nicht», flüsterte sie kaum hörbar. «Wir haben uns geliebt, Commissaria. Niemand kann andere so

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