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Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall

Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall

Titel: Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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gemeinsame, und die hat eine Menge zu tun mit den anderen Geschichten.»
    «Nein.»
    «Ich denke doch, Signora Cipriani. Und deshalb wüsste ich gern, wo Sie Benjamin kennengelernt haben.»
    Donatellas geballte Fäuste waren inzwischen zu ihrer Brust hinaufgewandert, als müsste sie ihr Herz festhalten.
    «In Siena», flüsterte sie. «Wir haben uns in Siena kennengelernt.»
    «In Siena?»
    Es hat nichts mit mir zu tun, dachte Laura. Es ist ein dummer Zufall. Ein völlig verrückter Zufall.
    «Ja, in Siena. Ich habe damals Urlaub in der Nähe von Siena gemacht. Ich war nahe an einem Burn-out. Wissen Sie, was das ist?»
    Laura nickte.
    «Hatten Sie schon mal einen?» Donatellas Stimme klang beinahe schrill.
    «Nein, aber knapp daran vorbei wahrscheinlich.»
    «Dann wissen Sie ja, wie es ist.»
    «Vermutlich. Was haben Sie in Siena gemacht?»
    «Einen Stadtbummel, Besichtigungen, Einkäufe, Caffè auf dem Campo … was man eben so macht.»
    «Wo haben Sie ihn getroffen?»
    «Er hat mich angesprochen. Nein, stimmt gar nicht. Ich glaube, ich habe ihn angesprochen. Er hat mir zugelächelt, immer wieder. Hielt sich in meiner Nähe. Es war ein dezenter Flirt, der mir unendlich gutgetan hat … Ich kann jetzt nicht daran denken oder darüber reden. Es macht mich so hilflos …»
    «Und wütend?»
    «Ja, vielleicht auch wütend … obwohl, ich weiß nicht.»
    «Was hat er in Siena gemacht?»
    «Auch Urlaub. Aber mehr kann ich nicht mehr aushalten. Bitte, lassen Sie uns über etwas anderes reden. Oder besser gar nicht.»
    «Wann geht Ihr Flug?»
    «In zweieinhalb Stunden.»
    «Glauben Sie, dass ich Sie fliegen lasse?»
    «Ich weiß es nicht. Aber ich bitte Sie darum, Commissaria. Mein Mann kommt heute Abend aus Rom zurück. Er hat keine Ahnung von der ganzen Geschichte. Ich bin im Augenblick nicht in der Lage, diese Auseinandersetzung mit ihm zu führen. Niemand weiß von meinem Flug nach München. Ich muss heute Abend zu Hause sein. Ich muss einfach!»
    Immer mehr Schneeflocken wurden vom Wind umhergeblasen. Laura versuchte sich auf den Verkehr zu konzentrieren, während sie gleichzeitig den Campo von Siena vor sich sah, Donatella und Sir Benjamin, der diese Frau aus irgendeinem Grund ausgewählt hatte. Ganz sicher nicht zufällig.
    Woher konnte er wissen, dass Donatella Cipriani, die reiche Mailänderin, in Siena Urlaub machte? Dass sie auf dem Campo spazieren ging, wann sie auf dem Campo spazieren ging? Oder hatte er sich doch ganz spontan an sie herangemacht, weil er sich auf seinen Instinkt verlassen konnte? Weil er Frauen aus der Oberschicht sofort herausfilterte? Wenn sie nicht zufällig Donatella Cipriani gewesen wäre, dann hätte er sie vielleicht nie wiedergesehen?
    «Fliegen Sie nach Hause», sagte Laura.
     
    «Michael Remus», sagte der große, schlanke Mann mit den grauen, halblangen Haaren und streckte Guerrini seine rechte Hand entgegen. «Was kann ich für Sie tun, Commissario?»
    «Eigentlich gar nichts», lächelte Guerrini und drückte kurz die schmale, kräftige Hand. «Ich bin nur gekommen, um Sie über den Mordfall in Ihrer Nähe zu informieren. Und bei dieser Gelegenheit die Frage zu stellen, ob Sie in den letzten Tagen etwas Ungewöhnliches beobachtet haben.»
    Remus hatte sehr helle blaue Augen, er wirkte asketisch und ganz sicher wie jemand, der Erfolg hatte. Nicht unsympathisch, nur vielleicht eine Spur zu selbstsicher.
    «Meine Frau hat mir kurz von diesem entsetzlichen Fund erzählt, den Sie offenbar gemacht haben, Commissario. Nein, ich habe nichts beobachtet.»
    Guerrini nickte.
    «Sie haben ein wunderbares Büro!» Er schaute sich in dem hohen Raum um, dessen Decke aus alten Holzbalken bestand, die Seitenwände aus riesigen Fenstern, die den Blick auf die Landschaft frei gaben.
    Remus lächelte. «Ich arbeite gern hier. Es gibt mir immer ein Gefühl von Freiheit, auch wenn ich Rechnungen schreiben muss und all so was.»
    «Sie sind Deutscher, nicht wahr?»
    «Ja, aber eigentlich schon lange nicht mehr. Ich meine, mental. Italien ist schon vor Jahrzehnten meine Heimat geworden.»
    «Ich habe bisher noch nie von Ihrem Institut gehört.»
    «Wir wollen nicht auffallen.» Remus lachte kurz auf. «Unsere Gäste legen Wert auf Diskretion. Unauffälligkeit ist besonders wichtig für unser Unternehmen. Sobald hier irgendwelche Paparazzi auftauchen, können wir schließen.»
    Wieder nickte Guerrini. Er fuhr mit der Hand über die glatte Lehne eines Ledersessels.
    «Bitte setzen Sie sich,

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