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Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall

Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall

Titel: Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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Schließfach abzuholen?»
    «Ich habe diese Nachricht erst spät bekommen. Kurz vor meinem Abflug.»
    Laura glaubte ihr nicht. Was bildete sich diese Frau eigentlich ein?
    «Warum haben Sie mir nichts von dieser Nachricht gesagt? Wir haben seitdem mehrmals miteinander telefoniert!»
    «Ich wollte am Telefon nicht darüber reden. Ich habe keine Ahnung, wer da mithört. In Italien muss man stets damit rechnen, dass jemand mithört!»
    Sie findet immer ein Argument, das kaum von der Hand zu weisen ist, dachte Laura. Und schon wirkt sie wieder beinahe überzeugend. Sie ist wirklich ziemlich gut.
    «Haben Sie inzwischen noch eine Nachricht bekommen? Zum Beispiel einen neuen Übergabetermin?»
    «Nein.»
    Sie standen nebeneinander vor Lauras Dienstwagen. Eine Taube trippelte über den Bürgersteig, verfolgt von einem nickenden gurrenden Täuberich. Donatella stampfte mit dem Fuß auf, mit klatschenden Flügelschlägen flatterten die Vögel davon.
    «Mögen Sie keine Tauben?» Laura musterte Donatella interessiert.
    «Nein, ich mag sie nicht. Es ist Ende November, es ist kalt, und trotzdem balzen sie. Finden Sie nicht, dass diese Vögel obszön sind?»
    «Ich weiß nicht … nein, ich finde eher, dass ihr Gurren die Hoffnung auf den Frühling weckt. Ich wohne im vierten Stock, da oben gibt es viele Tauben. Ich höre es ganz gern, wenn sie turteln.»
    «Es gibt zu viele von ihnen, und sie übertragen Krankheiten. Sie besetzen die schönsten Plätze und Gebäude Europas und verdrecken sie mit ihrem Mist! Sie sind ekelhaft!» Donatella hatte diese Worte heftig hervorgestoßen, verstummte dann plötzlich und kaute an der Nagelhaut ihres rechten Zeigefingers.
    Laura entriegelte die Wagentüren und stieg ein. Es schien, als müsse Donatella sich von ihrem Gefühlsausbruch erholen, denn sie ließ sich eine Minute lang Zeit, ehe sie sich neben Laura setzte.
    «Wo haben Sie Benjamin Sutton eigentlich kennengelernt, Signora Cipriani?»
    «Ich möchte jetzt nicht über Benjamin reden.»
    «Signora Cipriani, Sie wollen noch am Nachmittag zurückfliegen. Es bleibt nicht viel Zeit für ein Gespräch, und ich weiß nicht, ob Ihnen klar ist, dass Sie tatsächlich unter Verdacht stehen. Es sieht so aus, als wäre Benjamin Sutton ermordet worden. Sie selbst haben in einem unserer Telefongespräche gesagt: ‹Sie verdächtigen mich, nicht wahr?› Ich erinnere mich genau an diesen Satz.»
    «Es liegt doch auf der Hand, oder? Ich bin doch nicht dumm. Ich weiß doch, wie Polizisten denken!»
    «Wissen Sie das?»
    «Natürlich: Eifersüchtige Geliebte plant heimtückischen Mord! Das ist doch die einfachste Lösung.»
    «In diesem Fall hätte die Ehefrau wohl mehr Grund zur Eifersucht. Außerdem wollten Sie sich doch einvernehmlich trennen, um diese Erpressungsgeschichte zu beenden, oder?»
    Donatella lehnte mit geschlossenen Augen im Beifahrersitz, beide Hände lagen, zu Fäusten geballt, in ihrem Schoß.
    «Warum haben Sie mich belogen?», fragte Laura leise. «Sutton ist nicht zum letzten Brunch erschienen, und ich glaube, dass Sie von seinem Tod wussten.»
    «Nein, ich habe es nicht gewusst. Ich hoffte, er hätte es nicht ausgehalten, mich noch einmal zu sehen. Dass es zu schmerzhaft für ihn gewesen sein könnte. Aber ich fürchtete, dass er einfach feige sein könnte … oder herzlos.» Den letzten Satz flüsterte sie, als ertrage sie es nicht, ihn auszusprechen.
    «Ja, das kann ich verstehen, aber was hat das damit zu tun, dass Sie mich belogen haben?»
    Donatella ballte ihre Fäuste so sehr, dass die Knöchel ihrer Hände weiß hervortraten.
    «Ich wollte nicht, dass Sie meine Niederlage miterleben. Ich bin in meinem Leben nicht nur einmal betrogen worden!»
    Ich auch nicht, dachte Laura und gab sich einen Ruck. «Ich habe die Gedichte gelesen, die wir bei Sutton gefunden haben.»
    Ein paar Schneeflocken wirbelten über die Frontscheibe des BMW , blieben liegen, wie winzige Sterne, dann schmolzen sie.
    «Ich möchte nicht darüber sprechen. Vor allem nicht über die Gedichte. Bitte! Es ist zu intim.»
    «Ja, vielleicht. Aber Sie wissen inzwischen, dass Sie nicht die Einzige waren, nicht wahr?»
    «Es ist mir egal, und ich werde mich nicht damit auseinandersetzen. Das ist Benjamins Geschichte. Meine Geschichte ist anders, und sie ist vorbei.»
    Weinte Donatella? Laura konnte es nicht genau erkennen.
    «Ich glaube nicht, dass Sie das so einfach trennen können, Signora – Benjamins und Ihre Geschichte. Sie haben immerhin auch eine

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