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Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall

Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall

Titel: Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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Zusammenarbeit!
    Mit freundlichen Grüßen
    Laura Gottberg, Kriminalhauptkommissarin
    Danach schrieb sie eine E-Mail an Donatella Cipriani und fragte, ob sie sich jemals zur Erholung im
Vita divina
aufgehalten habe und ob sie es empfehlen könne.
    Die dritte Nachricht ging an das
Vita divina
mit der Bitte um genauere Informationen. Sie sei an einer Kur interessiert und leide unter deutlichen Zeichen von Überarbeitung. Diese E-Mail sandte sie unter einer Deckadresse. Auf diese Weise konnte der Empfänger nicht herausfinden, dass der Absender im Polizeipräsidium München saß.
    Gleich darauf erschien Peter Baumann und meldete, dass er eine Anfrage an die Kollegen von New Scotland Yard geschickt hätte, Informationen über Sir Benjamin Sutton, Henry Tennison und den Landsitz in Wales zusammenzutragen.
    «Du hast nichts rausgefunden, oder?» Laura sah Baumann fragend an.
    «Nein, hab ich nicht. Vielleicht hat er ja in England einen ganz anderen Namen. Vielleicht ist er gar kein Engländer oder Waliser. Vielleicht ist er Holländer oder Amerikaner oder Australier! Was hat denn seine Frau erzählt?»
    «Gar nichts. Sie hat die Tür nicht aufgemacht.»
    «Ich hab dir doch gesagt, dass sie ihre Ruhe will!»
    «Sie ist auch nicht ans Telefon gegangen. Deshalb möchte ich, dass du jetzt nochmal im Hotel anrufst und dich zu ihr durchstellen lässt.»
    «Ist das alles?»
    «Ja, das ist alles für heute.»
    «Und was ist, wenn sie wieder nicht abnimmt?»
    «Dann müssen wir überlegen, warum nicht. Oder wir warten bis morgen.»
    «Soll ich nicht lieber hinfahren? Vielleicht macht sie mir auf.»
    «Wenn du gern Überstunden machst, dann fahr hin.»
    «Du bist mal wieder in einer entzückenden Laune, Laura. Ich mache nicht gern Überstunden, aber ich mache mir Sorgen um Monica Sutton. Deshalb fahre ich jetzt hin.» Der junge Kommissar drehte sich um und verließ grußlos Lauras Büro.

SEIT EINER STUNDE war Donatella Cipriani wieder zu Hause. Sie hatte diesen Tag überlebt. Wie verrückt vor Freude hatten die beiden Hunde sie begrüßt. So war es meistens, wenn sie nach Hause kam. Nur die Hunde waren da, die Hunde und Sara, die Haushälterin. Wenn Donatella darüber nachdachte, war es ihr eigentlich lieber so. Sie fühlte sich jedes Mal erleichtert, wenn Ricardo nicht anwesend war. Und da er seine Aktivitäten immer mehr nach Rom verlagerte, sahen sie sich nur noch selten.
    Die Kinder, ja, manchmal vermisste Donatella die beiden, und es tat weh, doch es war eher ihre Kleinkinderzeit, der sie nachtrauerte, nicht die Pubertät und nicht ihr derzeitiger Zustand. Sie hatte die Verbindung zu ihnen verloren. Auf andere Weise als zu Ricardo, aber ebenso gründlich.
    Es verwunderte sie nicht. Sie war es gewohnt, Menschen zu verlieren, sie nicht zu erreichen. Sie gab schnell auf, wenn sie keine Antwort bekam, vielleicht zu schnell? Aber sie konnte nicht anders. Manchmal war sie in einer inneren Taubheit gefangen, die sich anfühlte wie ein eingeschlafener Arm oder ein Bein, das aufgrund mangelnder Durchblutung nicht mehr zum Körper zu gehören scheint, das man nur noch ahnt. Was spürte sie eigentlich noch, was sollte sie eigentlich spüren, was andere möglicherweise spürten?
    Deshalb waren klare Strukturen und Abläufe so wichtig für sie. In den Abläufen fühlte sie sich sicherer, konnte sogar kreativ sein. Ihre Möbelentwürfe fanden großen Anklang. Sie konnte auch mit Kunden und Mitarbeitern einigermaßen umgehen. Es strengte sie an, aber es ging. Wie, das konnte sie sich selbst nicht erklären. Es funktionierte ganz ähnlich wie ihre Fähigkeit, sich schnell in eine strahlende Frau zu verwandeln – jünger und schöner zu erscheinen, als sie in Wirklichkeit war. Kurz betrachtete sie ihre blutig gekauten Finger, versteckte sie dann vor sich selbst auf dem Rücken und gab Sara den Abend frei.
    «Aber wollen Sie denn nichts essen, Signora?»
    «Ich habe keinen Hunger.»
    «Soll ich noch mit den Hunden raus?»
    «Ich gehe selbst mit ihnen.»
    Sara warf ihrer Chefin einen besorgten Blick zu und zog sich dann in ihr kleines Apartment im Gästehaus zurück. Wenn Signora Cipriani ihr unerwartet freigab, dann hieß es, dass sie schnell verschwinden musste. Sara kannte das.
    Ein paar Minuten wartete Donatella, wartete darauf, Sara durch den Garten gehen zu sehen, wartete auf Licht hinter Saras Fenstern. Dann erst öffnete sie den Kühlschrank, nahm eine Flasche Prosecco heraus, entkorkte sie mit Mühe, schenkte sich ein Glas ein und aß

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