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Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall

Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall

Titel: Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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gekommen.
    Fünfhunderttausend Euro hatten sie verlangt, und Sir Benjamin hatte erklärt, dass sie sich diesmal wirklich trennen müssten. Er könne das Risiko nicht länger eingehen, aber er würde sie für immer lieben. Vielleicht könnten sie später wieder zusammenkommen – nach seiner Scheidung.
    Zu dieser Zeit hatte ihr Verstand wieder angefangen zu arbeiten, und sie hatte plötzlich eine Verbindung zwischen ihrem Aufenthalt in
Vita divina
und der Begegnung mit Benjamin gesehen. Keine direkte. Nur die eigene Schuld. Sie hatte sich Therapien überlassen, die offen machten für tiefe Bedürfnisse, die den vernachlässigten Körper aufweckten. Wäre sie Benjamin in ihrem Mailänder Alltag begegnet, er hätte vermutlich niemals eine Chance gehabt.
    Donatella ging ins Schlafzimmer, legte sich angezogen aufs Bett und versuchte die Grenzen ihres Körpers zu spüren. Die Arme, die Finger, die Beine und Füße. Es war nicht einfach, denn die Taubheit ergriff wieder Besitz von ihr. Doch sie wollte sich spüren, den Schmerz und die verlorene Lust.
    Benjamin hatte sie missbraucht.
    Die deutsche Kommissarin hatte das sehr schnell verstanden. Aber sie hatte Donatellas Geschichte geglaubt. Ihre Geschichte der noch immer gläubigen Geliebten. Sie hatte nicht verstanden, dass Donatella Benjamins Tod beschlossen hatte. Laura Gottberg hatte die Struktur nicht durchschaut.
    Langsam stand Donatella auf und ging in den Fitness-Raum. Die Struktur. Es war gut, der Struktur zu folgen.

KURZ VOR SIEBEN UHR verließ Commissario Guerrini die Questura, um sich mit seiner Exfrau Carlotta zu treffen. Er war überpünktlich, weil er vermeiden wollte, dass sie ein zweites Mal ins Kommissariat eindrang. An der Pforte blieb er stehen und betrachtete mit gerunzelter Stirn den jungen Polizisten D’Annunzio, der offensichtlich in ein intensives Gespräch mit einem – ebenfalls sehr jungen – Kollegen vertieft war.
    «Kannst du mir mal erklären, warum du während der Dienstzeit Computerspiele spielst?» Guerrini hatte so laut gesprochen, dass die beiden jungen Polizisten jäh herumfuhren.
    «Che cosa, Commissario?», stotterte D’Annunzio.
    «Mir hat jemand erzählt, dass du mit ein paar anderen irgendwelche Computerspiele auf dem Bildschirm hattest. Karten oder so was!»
    D’Annunzio lief rot an, zog den Kopf zwischen die Schultern und hob abwehrend die Hände.
    «No, sì, ma Commissario. Das waren keine Spiele. Wir wollten nur sehen … wie die illegale Glücksspiele im Internet und so was …»
    «… verpacken!», ergänzte der zweite Polizist. Er war nicht rot geworden.
    «Aha, verpacken!», wiederholte Guerrini. «Rein dienstlich also.»
    «Certo, Commissario. Rein dienstlich.»
    «Und warum passt ihr dann nicht auf, wer dieses Haus betritt? Ihr habt eine Frau reingelassen, die sich als meine Ehefrau ausgegeben hat. Ich habe keine Ehefrau!»
    Die beiden starrten Guerrini mit offenem Mund an.
    «Ihr habt sie nicht mal kontrolliert! Sie hätte mich umbringen können! Erschießen, in die Luft sprengen! Glaubt ihr vielleicht, dass es bei uns in Siena keine Terroristen geben kann? Oder irgendwelche Irren, die sich für irgendwas an der Polizei rächen wollen, eh?»
    Die beiden starrten verlegen auf den Boden. Zufrieden drehte Guerrini sich um, öffnete die schwere Tür zur Straße und wäre beinahe mit Carlotta zusammengestoßen.
    «Attenzione, Commissario! È ritornata! Sie ist wieder da!»
    «Ja, schon gut!» Mit ausgebreiteten Armen hielt Guerrini die beiden Polizisten davon ab, sich auf Carlotta zu stürzen. Carlotta wiederum hob erstaunt die Augenbrauen, zuckte herablassend mit dem rechten Mundwinkel und begann zu lachen.
    «Es hat sich nichts geändert, nicht wahr? Erinnerst du dich noch an die Geschichte mit Pisani? Ich glaube, er hieß Pisani, jedenfalls so ähnlich. Du hattest irgendwelche Akten zu Hause vergessen, und ich sollte sie dir bringen. Erst hat Pisani mich gar nicht bemerkt, als ich in die Questura kam, und so bin ich einfach in dein Büro gegangen. Aber als ich wieder rauskam, wollte er mich verhaften.»
    Guerrini hatte sie unterdessen zur Tür hinausgeschoben und stand jetzt neben ihr auf dem Kopfsteinpflaster vor dem Kommissariat. Er antwortete nicht, erinnerte sich nur dunkel, wollte sich eigentlich auch nicht erinnern.
    «Du musst dich daran erinnern. Ich habe diesen Trottel damals so angeschrien, dass die halbe Questura zusammengelaufen ist.»
    «Kann sein, dass ich mich erinnere», murmelte Guerrini. «Wo

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