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Nachtgesang

Nachtgesang

Titel: Nachtgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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hoch, trug sie durch die Luke und sofort ... sofort ...
    Sie fiel mit dem Kopf zuerst, immer tiefer, und als Nephran Malinari die Luke zufallen ließ und sie verschloss, war die Zeit um.
    Da wachte ich auf, schweißgebadet und zitternd, mir war heiß und kalt zugleich und Zeks letzte Worte hallten noch in meinem Geist nach.
    ›Mach’s gut, Ben‹, sagte sie. ›Ich liebe dich ...‹
    Dann sah ich ein blendend weißes Licht, von dem ich hoffte, dass es nur das helle Licht meiner Nachttischlampe war, als meine zitternden Finger sie anschalteten.
    Ich bat darum, dass es so war ...
    ... aber es war es nicht.

KAPITEL FÜNFZEHN
    LEICHENHAUS
    Man sah Trask deutlich an, dass er nicht fähig war weiterzuerzählen, deshalb übernahm der Seher Ian Goodly, während Trask immer noch wie betäubt dasaß, seinen Kopf voller Unglauben schüttelte und weiterhin nach einem Grund oder vielleicht einer Lösung für sein irreparables Trauma zu suchen schien. Im Gegensatz zu Trasks schroffer, schneidender Stimme war die von Goodly fast melodiös:
    »Es war eine turbulente Zeit in den Satellitenstaaten der ehemaligen UdSSR«, begann er, »eine von vielen seit dem Ende des Europäischen Kommunismus. Jugoslawien, Bulgarien und Rumänien befanden sich in einer Phase des politischen Aufruhrs und Radujevac lag an der Grenze zwischen allen drei Nationen. Das Heim war eine Art souveräner Stützpunkt – eine britische Enklave, sozusagen – auf fremdem Terrain. Aber trotzdem wurde es aufgrund der dort geleisteten Arbeit weithin respektiert und hatte fast schon diplomatischen Status inne. Natürlich unterhielt die britische Regierung geheime Unterkünfte, Botschaften und Ähnliches in allen ehemaligen Satellitenstaaten. Aber wegen der Wirren war es immer schwierig, einen solchen Ort aufzusuchen, selbst das Heim.
    Nun, Nathan Keogh kam an jenem Abend in der Londoner Zentrale an und wollte gerade erklären, was auf Starside vor sich ging, als Ben eintraf. Zuerst war Ben überglücklich, sogar erleichtert, ihn zu sehen. Vielleicht war es das, was seinen Traum hervorgerufen hatte; vielleicht hatte er irgendwie sein Wiedersehen mit seinem Freund aus der ehemals feindlichen Vampirwelt vorhergesehen. Aber als Nathan seine Geschichte erzählte, schaltete sich Bens Bewusstsein – sein Gefühl von Furcht und Vorahnung – innerhalb kürzester Zeit wieder ein. Es war etwas, das jeden Menschen mit ESP-Talent einmal ereilt, wenn er aus dem Nichts von der anderen Seite erfährt, der Kehrseite seines Talents. Und nun sagte Bens Talent ihm mehr denn je, dass Zeks telepathische Nachricht kein bloßer Albtraum gewesen war ...«
    Als der Hellseher innehielt, schwang sich Trask vom Schreibtisch herunter und stand stocksteif mit geschlossen Augen da. Er holte tief Luft, bis seine Lungen nicht mehr konnten, und machte sich dann auf den Weg zur Tür. Niemand sagte ein Wort, bis er auf wackligen Beinen das Zimmer verlassen hatte.
    Goodly lenkte von seinem Vorgesetzten ab – obwohl Trask keine Entschuldigung brauchte –, indem er sagte: »Habt ihr den Hubschrauber gehört?« (Das hatte niemand.) »Ben wird sich vergewissern wollen, dass er sicher gelandet ist und vielleicht ... vielleicht muss er mit dem Piloten sprechen?« Er zuckte hilflos die Achseln, woraufhin ein seltsames Schweigen eintrat, bis Jake sagte:
    »Ian?« Es war das erste Mal, das er Goodly beim Vornamen nannte. »Möchtest du die Geschichte zu Ende erzählen?«
    Goodly sah leicht überrascht aus, als er antwortete: »Natürlich. All das erzählen wir schließlich für – dich. Aber es gibt auch nicht viel mehr zu erzählen.«
    »Wir hatten Funk- und Telefonkontakt zum Heim«, fuhr der Seher fort. Na ja, hätten wir jedenfalls haben sollen, aber nicht in jener Nacht. Wir versuchten es, aber kamen nicht durch. Und aufgrund dessen, was Nathan uns erzählt hatte, befürchteten wir das Schlimmste. Aber Ben – der sein eigenes Talent verleugnete oder ihm trotzte – musste natürlich auf Nummer sicher gehen. Das konnte er auf verschiedene Arten.
    Wir riefen unsere ESPer in die Zentrale, jeden, der verfügbar war, und setzten sie an die Arbeit. Aber lange bevor der erste von ihnen im Hauptquartier eintraf, stellte Nathan seine Dienste freiwillig zur Verfügung. Er war zuvor schon einmal im Heim gewesen und die Koordinaten des Ortes hatten sich in sein Gehirn eingebrannt. Aber wenn Ben recht hatte und die Wamphyri durch das unterirdische Tor gekommen waren – und wenn sie noch dort waren – was

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