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Nachtgesang

Nachtgesang

Titel: Nachtgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Moment. Dann ein Trotten und ein heiseres, tiefes Keuchen. Laute, die von einem Tier kommen konnten, einem großen Tier.)
    Ihre Namen!, schrie Harry in Jakes Geist.
    »Namen?«, antwortete Jake, seine Augen auf die nur angelehnte Tür gerichtet. »Lord Malinari, Lord Szwartz und Lady Vavara: Wamphyri von der Sternseite.« Er hätte ebenso gut eine Beschwörungsformel murmeln können.
    Fast aus den Angeln gehoben, krachte die Tür nach innen und von einem Moment zum anderen wurde aus Jakes Traum ein entsetzlicher, höllischer Albtraum! »Was ...?«, keuchte er.
    Yulian Bodescu! , seufzte der Wiedergänger des Necroscope in Jakes Geist.
    Das im Türrahmen stehende Wesen war einmal ein Mensch gewesen; es trug Männerkleidung und stand aufrecht, aber nach vorn gebeugt. Seine Arme waren ... lang! Und die Hände am Ende dieser Arme waren riesig und krallenförmig, mit herausstehenden Nägeln. Das Gesicht des Dings war unglaublich. Es hätte das Gesicht eines Wolfes sein können, aber es hatte fast keine Haare und es gab gewisse Anomalitäten, die eher auf einen fledermausartigen Ursprung hindeuteten.
    Die Ohren des Monsters befanden sich an den Seiten seines missgestalteten Kopfes; sie waren ebenfalls fledermausartig und ihre Spitzen waren höher als der schief nach hinten gewinkelte, langgezogene Schädel. Seine Nase – oder besser seine Schnauze – war beweglich, runzlig und gebogen, die Nasenlöcher schwarz und weit. Die Haut des Dings war rau, sah schuppig aus; seine gelben Augen mit den blutroten Pupillen lagen tief in den schwarzen Höhlen. Und erst sein Kiefer, seine Zähne!
    Die Kreatur – Yulian Bodescu? – ignorierte Jake, ging in großen Schritten zu der Wiege und beugte sich darüber. Das Licht in ihren Augen glänzte wie geschmolzener Schwefel, ein Höllenfeuer entfacht von verzückter Vorfreude! Krallenhände griffen bereits nach dem hilflosen Kind, als Jake versuchte, eine Waffe zu ziehen, die nicht mehr da war. Er unterdrückte einen Fluch und machte sich zum Angriff bereit ... oder hätte es getan, wenn seine Glieder nicht irgendwie an dem Ort festgewachsen gewesen schienen.
    Nette Geste, aber nutzlos , erklärte ihm Harry. Und überhaupt, während deiner wachen Stunden hätte es nur dazu geführt, dich zu töten! Dies ist eine Szene aus meiner Vergangenheit, Jake. Offensichtlich haben wir sie überlebt, mein Sohn und ich, aber ich glaube, dein Traum nicht. Deshalb noch eins, bevor wir auseinandergehen: Versuche das nächste Mal leichter erreichbar zu sein ...
    Die Szene verschwamm, begann noch in dem Moment zu vergehen, als Jake sich bemühte, seinen Körper zu bewegen – einen einzigen Muskel, eine Fingerspitze –, aber es gelang ihm nicht. Er stand da, angriffsbereit, wachsam und versuchte verzweifelt, dem Kleinkind zur Hilfe zu kommen, trotz dem, was der Necroscope ihm versucht hatte, klarzumachen. Er wollte eine Warnung schreien, aber es kam nur ein heiseres Krächzen heraus, ein durch einen Kloß im Hals verhindertes Gurgeln – doch umsonst, denn alles verschwamm. Angst, blankes Entsetzen kann einen hellwach machen, selbst wenn man weiß, dass man nur träumt.
    Das letzte, was Jake sah, bevor er aufwachte, war das Monster, das neben der Wiege kniete und verrückt vor Wut das Betttuch in Stücke riss. Aber von Baby Harry war überhaupt nichts mehr zu sehen ...
    Jake stieß einen leisen Freudenschrei aus, als er erwachte, denn irgendwie wusste er – hatte erfahren –, wohin das Kleinkind verschwunden war.
    Die Möbius-Route zum E-Dezernat natürlich.
    Wohin sonst?

TEIL DREI: DER ANFANG

KAPITEL SIEBZEHN
    MEINUNGSWECHSEL UND GEDANKEN AUS EINER ANDEREN WELT
    Liz, die Jakes Verzweiflung spürte, war aus ihrem Schalensitz in den engen Verladeraum geklettert und packte ihn nun am Jackenkragen, wobei sie nicht allzu zart mit ihm umging. »Jake! Jake, wach auf!« Liz schrak zusammen, als er plötzlich seine Augen öffnete und aus einem Reflex heraus erst nach ihren Handgelenken schlug und sie dann festhielt. »Du hast geschrien«, rechtfertigte sie sich. »Und jetzt tust du mir weh!«
    Er ließ sie los, setzte sich mühsam zwischen dem Durcheinander aus Paketen auf und murmelte: »Was? Geschrien?« Natürlich hatte er geschrien, schließlich war er von einem Albtraum heimgesucht worden. Aber um was ging es? Sein Wachzustand und Liz führten bereits dazu, dass er seine Träume zu vergessen begann, sie in die hintersten Ecken seines Unterbewusstseins drängte. Aber Jake wusste um ihre Wichtigkeit und

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