Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachtgesang

Nachtgesang

Titel: Nachtgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
Vom Netzwerk:
Zeit überall auftauchen konnte –, überall zur gleichen Zeit konnte auch er nicht sein! Auch wenn wir also wenig Fortschritte machten, so war die Situation doch zumindest recht ausgeglichen ...
    Eines Nachts flog mein Herr alleine aus. Er kehrte nach kurzer Zeit zurück und beschwerte sich bitterlich: ›Dieser verdammte Szgany-Bastard – er hat Spione in den Grenzbergen! Ha! So weiß er, wo wir zuschlagen: Sie sehen zu, wie wir von den Felsen nach oben fliegen, schauen in welche Richtung und berichten es ihm dann. Ich habe sie mit meinem Mentalismus verfolgt – und so habe ich ihren entdeckt!‹
    ›Was? Sie sind Gedankendiebe, diese Männer?‹ Vavara konnte es kaum glauben. ›Mentalisten?‹
    Malinari lachte wie ein Verrückter und antwortete: ›Genau wie wir Mentalisten sind, aye. Das sagt Malinari das Hirn, der Größte von allen. Aber ... sie sind keine Menschen!‹
    ›Keine Menschen?‹ Jetzt war Szwartz baff. ›Keine Menschen, sagst du. Was dann – Trogs?‹
    Malinari schüttelte nachdrücklich den Kopf und wedelte hilfesuchend mit den Armen. ›Keine Trogs, nein, sondern Hunde! ‹, erklärte er. ›Wölfe der Wildnis, die wie Menschen denken . Und was noch merkwürdiger ist, sie nennen Nathan ihren Onkel. Er ist mit ihnen verwandt!‹
    ›Dann ist er ein Hunde-Lord!‹, mutmaßte Vavara. ›Es ist die einzige Erklärung. Unser verhasster Feind ist ein Wamphyri! Er lebt in den hohen Bergen, herrscht über die Sonnseite und hält sich die Szgany selbst. Seine Bedürfnisse sind so gering, dass die Stämme ihn dulden, um von ihm beschützt zu werden. Nathan ist ein Mischwesen.‹
    Szwartz warf ein: ›Aber ein Hunde-Lord? Mit Kräften wie denen, die er besitzt? Und was das Beschützen angeht – vor was lassen sie sich beschützen? Was gab es, bevor wir kamen?‹
    Mein Herr warf seine Hände in die Höhe und schrie: ›Ich weiß es nicht! Ich weiß gar nichts mehr ... außer dass ich diesen Nathan gründlich satt habe, genau wie diesen zerstörten Ort und all die Arbeit, die keine Früchte trägt. Diese Taktik bringt uns nicht weiter ...‹
    Wir fingen damit an, getrennt, aber zur gleichen Zeit an verschiedenen Orten zu jagen und achteten tunlichst darauf, unsere Pläne geheim zu halten. Denn wieder galt das Prinzip: Nathan konnte nicht überall zur gleichen Zeit sein. Und zumindest hatten wir ein wenig Erfolg – aber er hielt nicht lange. Er konnte nicht überall sein, aber seine Waffen schon.
    Von Knechten, die gerade frisch umgewandelt worden waren, erfuhren wir, dass er seine zerstörerischen Geschosse – seine Gewehre, Granaten und so weiter – an so viele Stämme wie möglich verteilt hatte. Und er hatte ihnen beigebracht, wie man sie benutzte. Diese Waffen und die ›Munition‹, die sie einsetzten, gab es nicht in unerschöpflichen Vorräten. Von Zeit zu Zeit musste Nathan sie auffüllen, indem er sich in die Höllenlande vorwagte.
    Das an sich drängte einem die Frage auf: Wie war es Nathan möglich, diese Reisen in die Höllenlande zu unternehmen, ohne das Sternseiten-Tor zu benutzen? Denn das Tor war nicht mehr zugänglich. Zu unserer Zeit hatte es noch auf dem Grund eines Kraters im Windschatten der Gebirgsvorläufer unweit des Großen Passes geruht. Nun stand es aufrecht in der Mitte eines Sees! Und dieser See mit schäumendem Wasser hatte viele kleine Strudel, die jeden Schwimmer in den Abgrund zogen.
    Wir hatten es oft bei unseren Streifzügen über die Grenzberge auf die Sonnseite gesehen: diese Wasserfontäne, die von innen leuchtete und sich hoch in die Nacht erhob und dann wieder in den See zurückfiel.
    Um das Rätsel zu lösen, flogen wir eines Nachts aus; oder besser gesagt flogen Malinari und Vavara aus, zusammen mit ein paar wenigen Leutnants und Knechten, die ihnen dienten. Denn Lord Szwartz ging nirgendwo hin, wo es so eine helle Lichtquelle gab, auch wenn sie kalt war.
    Ah, es war in der Tat ein Glück verheißender Ausflug – zumindest für die Wamphyri, wenn nicht sogar (wie sich später zeigen sollte) für mich; obwohl ich das natürlich damals nicht wusste. Jedenfalls war der See während des langen vorherigen Tages, an dem die Vampire geschlafen hatten oder Arbeiten im Untergrund der alten Ruinen nachgegangen waren, ausgetrocknet!
    Und da stand das Tor, hoch aufgerichtet in dem Krater wie das blinde, weiße Auge eines gefallenen Zyklopen, das in die Nacht hinausscheint. Aber den See und seine milchig-weiße Lichtquelle gab es nicht mehr, nicht einmal im Ansatz! Die

Weitere Kostenlose Bücher