Nachtgesang

Erde war trocken, verkrustet und von kanalartigen Rissen durchzogen, die erklärten, wie das Wasser in den kreisrunden Bohrlöchern verschwunden war, die sich schräg im Felsgestein befanden wie Leitungen direkt in die Hölle. Seltsam, dieses Tor; seltsam wie der sich drehende Mond oder die eiskristallförmigen Sterne, genauso unerklärlich.
    Malinari, Vavara und ihre Leute hatten ihre Flugkreaturen in den schattigen Hügeln zwischen dem Tor und dem Großen Pass zurückgelassen, ein gutes Stück weg vom Tor selbst. Sie standen mit dem Kopf nach vorn auf einem nicht allzu steilen Hang, sofort abflugbereit. Es war eine Sicherheitsvorkehrung, die eine schnelle Flucht ermöglichte, falls diese notwendig war. Ihr seht also, dass selbst unter den Großen Vampiren das Tor zu den Höllenlanden nicht mit geringem Respekt behandelt wurde.
    Wir waren weiterhin wachsam, als wir uns in kleine, weit voneinander entfernte Gruppen aufteilten, um uns von einer Felsgruppe zur nächsten zu bewegen. Wir hielten uns immer im Schatten, als wir uns dem Tor näherten. Wir waren noch ein Stück entfernt, als mein Herr plötzlich eine warnende Hand hob und mental Alarm schlug, der uns alle erreichte:
    Etwas kommt durch das Tor! , zischte seine Stimme in uns, als wir uns noch weiter in die dunkelsten Schatten zurückzogen.
    Und er hatte natürlich recht. Er spürte ihre fremdartigen Gehirne, die der Männer aus den Höllenlanden (oder genauer gesagt eurer Welt), als sie in unserer Welt an die Oberfläche traten. Aber weit wichtiger ist, dass Malinari spürte, dass sie unvorbereitet waren. Oh, sie hatten Waffen, die so zerstörerisch waren wie diejenigen Nathans, aber zur Verteidigung und nicht zum Angriff. Auch hatten sie kaum eine oder gar keine Ahnung davon, was sie auf der Sternseite erwartete, und alle dachten sie nur gierig an das schwere, schmiedbare gelbe Metall, das ihr Gold nennt, welches in meiner Welt gang und gäbe ist.
    Sie waren 32 an der Zahl, die Hälfte von ihnen Soldaten, die ihre Positionen an den Flanken einnahmen, während der Rest sich in einer unordentlichen, aufgeregten, schnatternden Mitte formierte. Dann marschierten sie auf den Großen Pass zu. Zwei der Soldaten ritten lärmende Maschinen mit Rädern, die durch die Dunkelheit schnitten mit ihrem kalten, weißen Licht; sie stellten die Vorhut, um einen Weg durch das viele Felsgestein, das den Boden bedeckte, zu suchen. Wir hielten uns stillschweigend im Schatten und ließen sie direkt durch unsere gut verteilten Gruppen passieren.
    Dann informierte uns Malinari: Diese Männer sind nicht wie Nathan. Sie sind wie Säuglinge , mit wenig oder gar keinem Wissen über das, was sie tun! Die außen – die Soldaten – haben Waffen. Wenn wir zuschlagen, eliminieren wir sie zuerst. Erledigt sie schnell. Sie übertreffen uns zahlenmäßig kaum und sollten kein Problem darstellen; dieses Mal ist die Überraschung auf unserer Seite. Und die in der Mitte: Das sind die, die eher Grips haben als Muskeln ... jämmerliche Menschlein, meiner Meinung nach, und kein Mentalist unter ihnen. So sei es; sie sind Schwächlinge und wir müssen sie uns lebend greifen, um sie auszuhorchen. Macht euch bereit – in den nächsten Augenblicken könnte sich euer Schicksal wenden!‹
    Und das tat es natürlich.
    Ich kann das, was als Nächstes geschah, nicht als ›Kampf‹ beschreiben, nicht einmal als einen Angriff, denn keines unserer Opfer hatte Zeit zu fliehen! Die Überraschung lag in der Tat auf unserer Seite und wegen unserer flüssigen, blitzschnellen Bewegungen und unserer Vampirstärke, die in jedem von uns so stark war wie in vier oder fünf kräftigen Männern ... war das Ergebnis eindeutig. Höllenländer waren sie, aber sie hatten nie die Hölle gesehen, wie wir sie ihnen in jener Nacht zeigten.
    Es fielen einige Schüsse, aber bald war alles still. Wir verloren einen Leutnant und drei Knechte. Die Höllenländer verloren alles – zumindest ihre sogenannten ›Kämpfer‹. Als die beiden auf ihren ›Motorrädern‹ zurückkehrten, um zu sehen, was los war, und es sahen, hielten sie nicht an, sondern rasten in die öde Felsebene hinein: Wir kümmerten uns später um sie.
    Die frischen Leichen wurden zurückgeschleppt und dienten als Nahrung für unsere Bottiche. Die Lebenden wurden von Malinari verhört. Ich kann nicht wirklich sagen, welche Gruppe weniger Glück hatte, die Lebenden oder die Toten ... Die Lebenden, vermute ich. Langfristig gesehen machte es keinen Unterschied, da die