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Nachtgesang

Nachtgesang

Titel: Nachtgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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sein Tier an und flog durch die Nacht. Lichtscheu wie er war, hatte er mehr gesehen und erlitten als er ertragen konnte; er floh vor den blendenden Leuchtgeschossen der von Menschen geschaffenen Feuerbälle.
    Malinari und Vavara benutzten ihren Wamphyri-Mentalismus, um die paar Handvoll ihrer übrigen Streitkräfte zurückzurufen. Viele von ihnen waren zu stark verwundet, um sich jenseits der Grenzberge auf der Sternseite in Sicherheit zu bringen. Als der jämmerliche, versengte, mit Brandblasen übersäte Haufen durch den Nebel zurückgehumpelt kam – froh darüber, dem stinkenden Flammenmeer zu entkommen –, brachen auch wir auf, schraubten uns in nach Pulverdampf riechenden Aufwinden in die Luft und flogen in Richtung Heimat ...
    Und was für eine Überraschung uns dort erwartete!
    Als wir bei dem im Dreieck angeordneten Schutt ankamen, in dem wir angefangen hatten, unser Reich wieder aufzubauen, sahen wir, was eigentlich gar nicht sein konnte – was für eine Zerstörung! Unsere zentralen Gaskreatur-Kammern waren auseinandergeflogen und ihr Inhalt lag in Fetzen überall verteilt, explodiert durch den Druck ihrer eigenen Gase! Die Bottiche der Kriegskreaturen waren erhellt von blauem, flüssigem Feuer, das die schreienden Monster zusammenschmolz! In dem Moment, als wir staunend und gleichermaßen entsetzt über der Stätte kreisten, gab es eine donnernde Explosion, die zerstückelte Vampirknechte und Trümmer nach oben über die Mauern der Befestigung und über eine von Malinaris unfertigen Konstruktionen (einen Stall für die Kriegskreaturen, der jetzt nie fertiggestellt würde) schleuderte, wobei die Wände selbst durch den ganzen Druck zerbarsten!
    Wir landeten rasch und ungewöhnlich unkoordiniert. Mein Herr und seine Gefährten stürzten sich ohne Umschweife in ihrer Wut auf die Knechte, die zurückgelassen worden waren, um auf unsere Bauten aufzupassen. Aber noch bevor ein einziges Wort gesprochen, auch nur ein einziger Knecht getötet werden konnte, erscholl von weit oben eine fremde Stimme: ›Haltet ein!‹ Allerdings nicht in dem harschen Tonfall, dem warnenden Grollen oder bedrohlichen Zischen der Wamphyri. Nein, es war die Stimme eines jungen Mannes und sie war ganz und gar menschlich.
    Er stand auf dem Vorsprung eines zerstörten Turmes, einfach mit dem Rücken an die Felswand gelehnt. Aus seiner Position heraus konnte er weder hoch noch runter, ohne auf die Wamphyri oder ihre Leutnants und Knechte zu treffen. Er war groß, aber schlank, nicht kräftig wie ein Vampir oder mit dem strengen Blick eines Lords. Er war, im wahrsten Sinne des Wortes, einfach ein Mann – ein Szgany.
    ›Wer bist du?‹, fragte Malinari. ›Dieser Nathan vielleicht? Ist das dein Werk? Falls ja, bist du ein toter Mann!‹ Ich fühlte, wie sich mein Herr konzentrierte, wie Wellen von Hass von ihm ausströmten, um in den Geist des Fremden einzudringen und ihn zu benebeln.
    Der Mann war jung und offensichtlich verrückt (oder vielleicht auch nicht?). Er lächelte nur wissend und erwiderte dann kopfschüttelnd: ›Ah nein, mein Mentalisten-Freund – mein Geist ist durch einen Schutzschild abgeschirmt. Wenn schon Maglore der Magier mir nichts anhaben konnte, welche Chancen hast dann du? Und du hast recht: Ich bin Nathan und dies ist mein Werk. Und ich bin noch nicht fertig.‹
    Malinari gestikulierte (im Geiste); Knechte krochen auf die zerstörte Treppe zu, die zu Nathan führte. Er schaute auf sie hinab, sah sie kommen und schien sie zu ignorieren! In der Zwischenzeit war die sinnliche Vavara vorgetreten. Ihr Körper schien fast zu leuchten und die Aura ihrer weiblichen Verlockung zu unterstreichen. Ihr Mund hauchte einen Kuss und ein Versprechen in Nathans Richtung; sie lächelte zu ihm auf den Felsvorsprung hinauf – das wissende Lächeln einer Hure, das sich jedoch trotzdem tief in die Seele eines Mannes einbrannte, falls er eine hatte – und erleuchtete die Nacht mit der lüsternen Hitze ihrer smaragdgrünen Augen und purpurroten Pupillen.
    Sie schlug ihre Kapuze zurück, öffnete ihren Kragen, schüttelte ihr rabenschwarzes Haar und ließ dann ihren langen Fledermausfell-Umhang völlig offen stehen. Ihre Bluse war nicht viel mehr als ein Stoffband, das von den Schultern zur Hüfte über Kreuz ging und eine Brust bedeckte, während es die andere entblößte. Ihre Haut war im Mond- und Sternenlicht wie Marmor und die stolze, nackte Brust mit dem steifen Nippel glänzte von den Ölen, die sie benutzte. Sie wirbelte

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