Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachtgesang

Nachtgesang

Titel: Nachtgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
Vom Netzwerk:
Telepathie viel leichter akzeptierte – als ob er Übung darin bekommen hätte. Und sie wussten beide, woher er sie hatte. Es war, wie er es Lardis bereits erklärt hatte: Schlaf, das Unterbewusste, war eine seltsame Sache. Träume konnten noch seltsamer sein. Manchmal waren sie auch mehr als Träume.
    Dann sahen sie auf den kleinen Landeplatz 200 Meter unter sich hinab, der 3 bis 5 Kilometer östlich des Stadtzentrums von Brisbane lag.
    Brisbane war groß und ausufernd, aber es sah geordnet aus. Mehr als das, es war fast schon zu symmetrisch, ultra-modern. Die Straßen waren zu breit, es gab zu viele Parks, Pools und Grünflächen. Es sollte kühl und frisch wie eine Oase aussehen, die in all der glühenden Hitze, die selbst durch den Abwind der Rotoren nicht sonderlich gemindert wurde, sehr willkommen gewesen wäre. Aber der Fluss sah von oben nicht aus wie ein dicker, sich windender, silberner Aal, sondern eher wie ein dünner, schlangenartiger Peitschenriemen. Die meisten Pools waren völlig ausgetrocknet und alle Grünflächen hatten gelbe Flecken.
    Jake runzelte die Stirn und hätte einen Kommentar abgegeben, aber plötzlich wurde ihm die Sicht abgeschnitten. Während sie schauten, kamen sie mit Brisbane auf eine Höhe, bis es schließlich hinter den Gebäuden des Flugplatzes verschwand. Nur einen Moment oder zwei später kamen sie auf dem Boden auf.
    Als die Rotoren bremsten, wurde ihr Quietschen unerträglich. Mit schmerzverzerrtem Gesicht schlug Jake die Tür zu, um das Geräusch auszusperren ...
    Der kleine Flugplatz – nicht viel mehr als eine Landebahn – gehörte einem privaten Flughafenclub der gutbetuchten Mitglieder von Brisbanes Gesellschaft. Der Pilot war durch die Flugverkehrskontrolle zu ihm geleitet worden, die ihrerseits Anweisungen von einer höheren Autorität erhalten hatte. Es wäre aufgefallen, wenn ein paramilitärischer Helikopter bei der Landung auf einem internationalen Flughafen gesehen worden wäre ... besonders, da er als Besatzung das E-Dezernat transportierte, dessen Angestellte inzwischen nicht mehr ganz so wie aus dem Ei gepellt aussahen.
    Trask hatte sich per Funk angekündigt, bevor er auf der anderen Seite des Kontinents das Lager abbrach; es waren diskret Vorkehrungen getroffen worden, während der Helikopter noch in der Luft war. Ein Paar adretter, tadellos gekleideter ›Chauffeure‹, Fahrer von Limousinen mit Spiegelglas, hatte Trask und seine Leute begrüßt und transportierte sie nun in die Stadt.
    Als sie den Flughafen verließen und auf die Hauptverkehrsstraße zufuhren, passierten sie einen kleinen Parkplatz. Auf der Haube eines verbeulten, blau-grauen Geländewagens saß ein groß gewachsener, hagerer Mann mit Jeans, offenem Hemd und einem breitkrempigen Hut, der aufmerksam den Himmel über dem Flughafen mit einem Fernglas beobachtete. Da der Hut sein Gesicht beschattete, waren seine Gesichtszüge in der hellen Nachmittagssonne gänzlich verborgen.
    Liz kam er merkwürdig vor. Er war ihr aufgefallen. Sie hatte gesehen, wie er vorher, bevor die Autos heranbrausten und hinter sich eine Staubwolke aufwirbelten, ihre beiden Fahrzeuge durch das Fernglas beobachtet hatte. Jetzt tippte sie Trask, der vor ihr saß, mit nachdenklicher Miene auf die Schulter.
    »Der Mann da!«, beeilte sie sich zu sagen. Sie näherten sich einer Kurve und der Parkplatz verschwand bereits im Rückspiegel des Fahrers. Trask drehte den Kopf und sah zurück auf die Stelle, auf die Liz deutete; er sah nur eine Staubwolke und einen schimmernden Hitzeschleier in der Ferne.
    »Ein Mann?«, fragte er. »Und weiter?«
    Die Sprechanlage war angeschaltet und der Chauffeur, ein Spezialagent, fragte: »Haben Sie etwas Verdächtiges entdeckt, Miss? Einen Mann, sagen Sie? Dort hinten? Was tat er denn?«
    »Er saß auf einem Auto«, antwortete Liz, »und beobachtete den Himmel mit einem Fernglas.«
    »Ein Flugzeugbeobachter?« Sie sahen, wie der Fahrer durch die Glasscheibe, die sie trennte, mit den Achseln zuckte. »Ein Möchtegern-Mitglied des Clubs. Pah! Da kann er lange hoffen. Fliegen ist etwas für reiche Leute.«
    Liz lehnte sich nach vorne und flüsterte in Trasks Ohr: »Das letzte, was ich sah, war, dass er uns beobachtet hat.«
    Sie fuhren auf die Hauptstraße und beschleunigten. »Vergiss es!«, riet ihr Trask. »Es war wahrscheinlich nichts und es ist jetzt sowieso zu spät. Wenn man uns entdeckt hat, hat man uns entdeckt. Aber wenn dem so ist, dann ist offensichtlich jemand geschickt worden,

Weitere Kostenlose Bücher