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Nachtgesang

Nachtgesang

Titel: Nachtgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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bringen! Wenn dem so war, dann hatte ich dem Bastard ziemlich zugesetzt – ihn extrem verunsichert – und das fühlte sich gut an. Jedenfalls:
    Mir wurde in Italien der Prozess gemacht und dort wurde ich auch verurteilt. Es gab keine Hoffnung darauf, einen Auslieferungsantrag durchzubringen. Mit meiner doppelten Staatsbürgerschaft – der englischen und der französischen – war die Gesetzgebung sogar noch verzwickter, komplizierter, hoffnungsloser. Und die Krönung war noch, dass das aktuelle europäische Gesetz es vorsah, dass ich ›in dem Land, in dem das Verbrechen begangen wurde, aufgrund meines schweren Verbrechens, das ich gegenüber den Bürgern besagten Landes begangen hatte‹ verurteilt wurde. Nun, ein schwereres Verbrechen als Mord gibt es nicht, und das war ihre Bezeichnung für das, was ich getan hatte, auch wenn ich es für einen Akt der Gerechtigkeit hielt! Letzten Endes musste ich, wenn ich schuldig gesprochen wurde – und natürlich war ich schuldig –, meine Zeit im selben Land absitzen, in dem das Verbrechen begangen wurde.
    Deshalb denke ich, dass Castellano mir eine Falle stellte, mich mit seinem eigenen Mann köderte. Castellano ist Sizilianer, oder Italiener, meinetwegen. Und es ist so, wie Trask sagt: Die Clans sind sehr gut organisiert – besitzen ein Computernetzwerk, sind angepasst – und wie schon seit jeher haben sie ihre Finger überall im Spiel.
    Warum meinst du also, dass dieser Verbrecher mich gerne in einem italienischen Gefängnis haben wollte? Selbstverständlich, weil er dort auch mitmischen konnte! Jake Cutter war ein toter Mann. Wenn nicht sofort, dann doch bald.
    Für mich war es die Hölle zu wissen, dass ich Castellano selbst nie auch nur ein Haar krümmen konnte. Die Villa in Marseille war immer streng bewacht und wenn er sie je verließ ... tja, dann würde ich es sicherlich nicht mitbekommen. Wie konnte ich? Ich wusste – weiß – immer noch nicht, wie er überhaupt aussieht. Dieser verschlagene Hurensohn! Aber ich werde ihn eines Tages finden, und wenn es so weit ist ...«
    »Aber nicht, solange du beim E-Dezernat arbeitest«, unterbrach ihn Liz. »Das Einzige, was du nicht darfst, ist gegen die Interessen des Dezernats arbeiten. Sie sind dein Schutzschild, Jake. Und du musst bedenken: Trask ist der Einzige, der zwischen dir und einem erneuten Besuch deiner Zelle in ... – wo auch immer – steht.«
    »In Turin«, antwortete Jake. »Turin, wo man das berühmte Grabtuch gefunden hat und wo man mich für das Einwickeln in eins vorbereitete! Ich sage dir, Liz, es gab da einige harte Kerle im Gefängnis. Ich brauchte vielleicht – oh, 24 Stunden? –, um zu realisieren, dass ich nicht in einem Stück herauskommen würde. Die Blicke, die Schubser, das Gezwinker. Aber was ich vorhin über die Größe meines A... äh, du weißt schon was ... gesagt habe, ist nicht wahr; hätte es sein können, aber ist es nicht. Niemand machte sich an mich heran oder bat mir Schutz gegen ein paar kleine Gefälligkeiten an; wahrscheinlich, weil sich herumgesprochen hatte, dass man mich nicht schützen konnte und dass jeder, der es versuchen sollte, selbst Schutz brauchen würde.
    Bei manchen Gelegenheiten kam ich wirklich nur mit knapper Not davon. Messerstechereien, in die ich am Anfang nicht involviert war, aber in die ich irgendwie verwickelt wurde. Und einmal im Gefängniskrankenhaus – in das man mich eingeliefert hatte, weil ich Prellungen am Bauch hatte und dazu eventuell eine gebrochene Rippe ... ja, noch eine –, versuchte mir jemand eine Spritze voll mit menschlicher Scheiße zu injizieren ...
    Jedenfalls war ich gerade mal elf Wochen da gewesen, als dieser Typ – ein ganz normaler Typ, niemand Bedrohliches, dachte ich, sondern jemand, der wahrscheinlich Mitleid mit mir hatte – mich allein antraf und mir verriet, dass etwas passieren würde. Und wann es passieren würde. Ich hatte noch eine Woche zu leben, sagte er mir. Es hätte nichts genutzt, mich den Gefängniswärtern anzuvertrauen; sie steckten auch mit drin, und der Direktor war ein Mann, der wusste, wann er sich herauszuhalten hatte.
    Dann passierte etwas Seltsames. Da kam dieser kleine Kerl, der behauptete, er arbeite in der Maschinenwerkstatt. Er gab mir einen groben Schlüssel – es war wirklich nicht mehr als ein Metallstreifen – und zeigte mir, wie ich damit einen Abdruck meines Zellenschlosses machen konnte. Es war ein altes, ein uraltes Gefängnis, Liz. Nicht wie die Bunker moderner englischer

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