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Nachtgesang

Nachtgesang

Titel: Nachtgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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nichts, worum ich dich leichtherzig bitte – das Dezernat hat seinen eigenen inneren Verhaltenskodex für ESPer, Telepathen, Empathen und so weiter, aber wenn du deinen Gedanken einfach freien Lauf lässt, werde ich ...«
    »Wirst du was?«, er schaute sie an. »Meine Gedanken lesen? Schauen, ob ich so verkorkst bin, wie du denkst? Nun, das bin ich wahrscheinlich. Und war es wohl die ganze Zeit ... seit Natascha starb. Durch die Art, wie sie starb.« Dann seufzte er und entspannte sich etwas. »Auf der anderen Seite hast du vielleicht recht. Mein Leben ist ein Chaos gewesen und das Schicksal scheint darauf aus zu sein, mich mehr als nur ein bisschen zu quälen. Ist es also so schwer zu verstehen, dass ich ein Problem damit habe, die Realität von der Fiktion zu unterscheiden? Und was das E-Dezernat betrifft«, Jake schüttelte energisch den Kopf. »Geister und Geräte – ja!«
    »Und sie wollen dich als eins ihrer Geräte«, sagte sie.
    »Pah!«, antwortete er. »Vielleicht sogar einen ihrer Geister, wenn das heute Nacht schiefgegangen wäre!«
    »Du hast das Thema gewechselt«, warf Liz ihm vor. »Mensch, vorhin in der Zentrale hast du angefangen, deine Geschichte zu erzählen. Ein guter Start, aber du warst noch lange nicht fertig. Ich bin ein ausgesprochen guter Zuhörer. Und genau hier und jetzt gibt es nur uns beide.«
    »Ach wirklich?«, spottete er. »Ein guter Zuhörer – und auf blutrünstige Geschichten aus. Wie eines der Monster, die wir heute Nacht erledigt haben?«
    »Das ist nicht fair!«, verteidigte sich Liz. »Und das ist nicht der Teil, der mich interessiert.« Ein leichter Schauder durchfuhr sie. »Ich weiß ja, dass du all diese Männer umgebracht hast ...«
    »Nein, nicht alle«, erwiderte er kalt. »Castellano und einer der anderen haben es noch vor sich.«
    »... und dass deine Methoden ... extrem waren, aber darüber rede ich gar nicht. Ich habe gehört, wie Ben Trask über das, was er das Möbius-Kontinuum nennt, redete. Das ist dein Talent, nicht wahr, Jake? So hast du uns dort im Tunnel in Sicherheit gebracht.«
    Er nickte und grummelte: »Und das versuche ich dir die ganze Zeit zu erklären. Das ist nicht mein Werk. Es ist wie – ich weiß nicht –, als ob es jemand anders wäre? Jemand, der irgendwie in meinen Kopf eindringt. Jemand, der da drin lebt wie ein verdammter Hausbesetzer. Trask erwähnt ständig diesen Harry Keogh. Wer ist denn dieser Keogh? Eine Art Telepath? Und wenn ja, warum ist er ständig darauf aus, in meinem Hirn herumzupfuschen? Warum hat er sich nicht jemand anderen ausgesucht, jemanden, der dafür anfälliger ist. Ich verstehe es einfach nicht. Vielleicht ist es ein Teil von mir, den dieses Ich – ich meine mein wirkliches Ich – nicht wiedererkennt. Ich könnte eine ... gespaltene Persönlichkeit haben oder so was? Gott, vielleicht bin ich wirklich verrückt!« Er schlug mit der flachen Hand auf das Lenkrad ein, stampfte mit den Füßen auf und brachte den Landrover dadurch fast von der Fahrbahn ab.
    Liz gab ihm Zeit, sich zu beruhigen und sagte dann: »Jake, wie kann ich zu dir durchkommen? Nicht nur wegen mir, nicht einmal für Ben Trask und seine Leute, sondern wegen dir. Ich wünschte, du würdest mir erzählen, wie du aus dem Gefängnis ausgebrochen und beim E-Dezernat gelandet bist. Ich weiß, dass es passiert ist, aber nicht, wie. Also, was sagst du dazu? Erzählst du es mir?«
    Er wusste, dass sie keine Ruhe geben würde, bis er es tat ...
    »Ich fing an, Fehler zu machen!«, begann Jake. »Als ich den dritten und vorletzten von Castellanos Männern umbrachte, die in jener Nacht in der Villa waren, leistete ich nur schlampige Arbeit. Ein Fall von einsetzender Routine und Gleichgültigkeit?« Er schaute zu Liz und schüttelte den Kopf. »Das räume ich nur ungern ein, hasse es zuzugeben, dass ich mich daran gewöhnte. Aber wer kann es schon sagen? Vielleicht war es genau das.
    Jedenfalls war er Italiener und ich brachte ihn in Italien zur Strecke. Und da wurde ich erwischt. Vielleicht warteten sie dort auf mich. Schließlich hatte ich eine Liste abgearbeitet, wie ein Serienkiller, weißt du? Natürlich musste Castellano den Zusammenhang erkannt, gemerkt haben, dass es nicht einfach ein Bandenkrieg war – und es ist auch möglich, dass die Behörden, die Polizei, ihm einen Hinweis gegeben haben. Als ich darüber nachdachte, fand ich es sogar wahrscheinlich, dass er das letzte Opfer aus Frankreich wegschickte, um mehr Distanz zwischen sich und mich zu

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