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Nachtgesang

Nachtgesang

Titel: Nachtgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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von einer Wasserstelle. Einige große australische, nachtaktive Insekten flatterten und schwirrten über das rauchende, flackernde Feuer. Es gab dort eine Ansammlung knorriger Bäume mit dicken Stämmen, die Jake nicht kannte; Trasks Zelt wurde von einem dieser Bäume verdeckt und stand dort in ziemlicher Dunkelheit.
    Trask drückte einen Gummiknopf an einem Kabel, das aus dem Zelt hing, und als ein Licht drinnen aufglühte, klappte er die Zeltplane und ein feinmaschiges Fliegengitter beiseite und machte eine einladende Geste. Drinnen stand Trasks Aktentasche zusammen mit einer Flasche Schnaps und zwei Gläsern auf einem Klapptisch. Außerdem gab es dort Klappstühle, ein Feldbett und in einem abgeschirmten Eck eine transportable Toilette. Was den Komfort anging, so war das Zelt doch besser als ein einfaches Biwak, aber luxuriös konnte man es auch nicht nennen.
    Jake nahm Platz, während Trask seine vollgestopfte Aktentasche öffnete, ein flaches Gerät von der Größe eines Stapels Druckerpapier herausnahm und einen Schalter umlegte. Das Gerät surrte leise und ein Schlitz öffnete sich an einem der Enden. Er steckte Chungs Ausdruck in den Schlitz und erklärte dabei: »Er ist verschlüsselt und das ist ein Decoder.«
    »Geister und Geräte«, sagte Jake.
    »Ja«, antwortete Trask. »Dem muss ich zustimmen. Das ist definitiv ein Gerät und Chungs Nachricht handelt von einer Art Geist.«
    »Wollen Sie mich auf den Arm nehmen?« Jake nahm inzwischen nichts mehr für bare Münze.
    »Ich denke schon«, Trask sah plötzlich müde aus, »allerdings nicht zwangsläufig. Glauben Sie nicht an Geister, Jake?« Und bevor der andere antworten konnte: »Nun, diese Geister sind U-Boote. Eine tote, russische U-Boot-Besatzung, ja – mit der Besonderheit, dass sie noch ziemlich lebendig sind. Noch ein Paradox? Nicht wirklich. Gedulden Sie sich eine Minute und ich werde Ihnen etwas zeigen. In der Zwischenzeit könnten Sie uns vielleicht einen Drink einschenken? Sie dürfen sich glücklich schätzen. Es handelt sich um ›Wild Turkey‹.«
    Jake goss den Whiskey in die Gläser; die Maschine surrte weiterhin; schließlich kamen zwei Blatt Papier aus dem Schlitz heraus, erst ein neu bedrucktes Blatt, dann das Original, das dem ersten Blatt unmittelbar folgte. Eines der decodierten Blätter zeigte eine großmaßstäbige Landkarte von Europa und den umliegenden Meeren, auf der einige Punkte eingezeichnet und nummeriert waren. Das andere Blatt enthielt die zur Landkarte gehörige Legende mit den Erklärungen zu den nummerierten Stellen. Alle Markierungen befanden sich im Meer:
    Zwei im Schwarzen Meer bei Varna in Bulgarien, eine bei Podisma in der Türkei; zwei weitere im Thyrrhenischen Meer, ziemlich genau in der Mitte zwischen Neapel und Sardinien; eine im Atlantik vor der portugiesischen Algarve; und drei weitere zwischen Island und Norwegen, im Süden des nördlichen Polarkreises. Ein paar weitere Stellen waren mit winzigen Fragezeichen anstatt Kreisen versehen. Trask schaute niedergeschlagen auf die kleinen schwarzen Punkte auf der Karte und las die jeweilige Legende dazu.
    »Schauen Sie da!«, er deutete auf die Fragezeichen. »So nahe der Heimat: in der Barentssee, bei Norwegen. Verrückt!«
    »Nahe der Heimat?«, echote Jake.
    »Nahe der ehemaligen Sowjetunion«, erklärte Trask. »Seltsam, denn die Russen sind normalerweise nicht so unvorsichtig wie in dem Fall. Tschernobyl hat sie zumindest das gelehrt – lehrte sie, nach ihren eigenen Leuten zu schauen, zumindest. Vielleicht sind diese zwei Punkte ein Versehen? Vielleicht hatten sie gar nicht vor, sie genau dort abtauchen zu lassen. Herrgott, aber was auch immer ihre Absicht war, es ist immer noch ein heilloses Durcheinander!«
    »Ich verstehe nicht ganz«, meinte Jake kopfschüttelnd.
    »Dann lassen Sie es mich erklären. Jede dieser Markierungen steht für ein Schiffswrack auf dem Meeresgrund. Aber was für ein Wrack? Die Antwort kann man kaum glauben, aber da ich Ihnen bereits gesagt habe ...«
    »U-Boote?«
    Trask nickte. »Diese harmlosen, kleinen schwarzen Punkte? Jeder von ihnen ist eine Katastrophe, die sich bald ereignen wird oder die sich gerade ereignet. Es handelt sich angeblich um ›stillgelegte Atom- U-Boote‹, von denen wir dachten, dass sie dekontaminiert, auseinandergenommen, sicher entsorgt und vor Jahren mit zehntausend Tonnen radioaktivem anderen Müll eingelagert worden sind. Überreste von Russlands mittelloser, unzeitgemäßer, unerwünschter Marine

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