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Nachtgesang

Nachtgesang

Titel: Nachtgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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das ist die Prioritätenliste: Ich möchte, dass man sich bestmöglich um Lardis und den diensthabenden Beamten kümmert. Und ich möchte, dass jemand – du, Ian – vom Chefsessel aus Fahndungsplakate an alle Polizeistationen in einem Radius von 300 Kilometern verschickt ... oder besser einem Radius von 500 Kilometern ... oder noch besser, in ganz Westaustralien!« Nach reiflicher Überlegung fügte er hinzu: »Nein, warte, schick nur ein Plakat an die Leute der inneren Sicherheit in Perth. Er ist ihr Mann, also sollen sie ihm nachgehen. Oh, und kümmere dich darum, dass sie auch seine Kurzbiografie bekommen, die sämtliche ›wilden Geschichten‹, die Miller verbreiten könnte, im Keim ersticken soll. Und zu guter Letzt würde ich gerne wissen, was auf den fehlenden Ausdrucken war ...«
    Trask hielt inne, zuckte die Achseln und fuhr dann fort: »Wie dem auch sei, das Gute an der ganzen Sache ist Folgendes: Ich werde keinen halben Tag verplempern müssen, um Miller den Leuten von der inneren Sicherheit in Perth zu übergeben. Und jetzt ... habe ich Hunger.« Er ging auf den Graben mit dem Ofen zu, den jemand eingeheizt hatte. »Ich werde jetzt erst einmal frühstücken.«
    In der Zwischenzeit versorgte einer der Agenten Lardis bereits und im ganzen Camp waren verschlafen dreinblickende Leute unterwegs. Der Helikopter war gelandet und Phillips, der Pilot, führte einen großen, grauhaarigen – zumindest für Jake – Fremden durch die graue Morgendämmerung zwischen den Bäumen hindurch auf die Lichtung des Camps. Trask entdeckte sie, als sie durch den sich auflösenden Bodennebel schritten; er winkte ihnen zu, um auf sich aufmerksam zu machen, und lief in ihre Richtung. Jake folgte ihm.
    »Grahame«, begrüßte ihn Trask lächelnd. »Wenn das nicht der Lord selbst ist. Es ist schon ein paar Jahre her, dass wir uns das letzte Mal gesehen haben.« Während Jake sich noch über den Akzent wunderte, den Trask plötzlich angenommen hatte, schien der des Fremden perfekt zu sein und passte gut zu dem baumelnden Kilt:
    »Aye, ist es«, brummelte er durch seinen grauen Vollbart, der ihm dieses bärige Aussehen verlieh, und grinste ein Lächeln, das seine starken, eckigen Zähne entblößte. »Wie lange? Zwölf Jahre? Wie geht es dir, Benjamin? Dir und deinen verdammten Geräten!«
    Sie schüttelten sich die Hand ... und nur kurze Zeit später ruhten die durchdringenden Augen des Fremden, seine ach so dunklen Augen, auf Jake. »Und das wird unser Proband sein, richtig?«
    »Ja«, nickte Trask. »Und was die Geräte angeht – wie das, das dich innerhalb kürzester Zeit hierher gebracht hat –, tja, sie werden immer besser, wenn das an sich noch als Verbesserung zählt! Aber, um die Wahrheit zu sagen, und das tue ich immer, ich finde es immer schwieriger, mit dem Fortschritt mitzuhalten. Zukunftsangst oder so. Aber das ist es nicht, was uns bedrückt, nicht dieses Mal.«
    »Wenn es nicht die Geräte sind, dann müssen es die Geister sein«, bemerkte der andere, während er immer noch Jake anstarrte.
    Und Trask nickte. »Zumindest ein Geist«, bestätigte er ...

TEIL ZWEI: DAS WARUM

KAPITEL NEUN
    ERINNERUNGEN
    Als die Männer sich an einen Klapptisch setzten, um ein Frühstück, bestehend aus schwarzem Kaffee aus Plastikbechern sowie Speck und Ei auf Papiertellern, einzunehmen, stellte Trask sie etwas verspätet einander vor. »Jake Cutter, das hier is mein güter Froind Grahame McGilchrist, Lord von Kinlochry ...« Dann überkam ihn die Scham und er sprach ohne Akzent weiter: »... der, trotz meines schrecklich falschen, dämlichen Akzents ein waschechter Schotte ist.«
    Jake schüttelte dem ihm gegenübersitzenden großen Schotten die Hand und sagte: »Ein schottischer Lord, der auf der anderen Seite der Erdkugel lebt? Dazu gibt es bestimmt eine schöne Geschichte.«
    »Nicht wirklich«, brummte der andere. »Ich hatte die Qual der Wahl. Wissen Sie, das McGilchrist-Anwesen ging vor ungefähr hundert Jahren bereits bankrott. Oh, ich hatte schon noch mein zerfallenes, altes Schlösschen, aber eigentlich fungierte ich an dem Ort, wo ich lebte, lediglich als Strohmann. Aber ich hatte meinen Stolz. Als dann ein Cousin von mir hier in Oz abnibbelte und mir sein winziges Besitztum in Carnarvon überließ, kam ich hierher und übernahm das Steuer. Das ist jetzt schon an die neun Jahre her.«
    »Das ›winzige Besitztum‹, das Grahame da erwähnt hat«, unterbrach Trask, »besteht aus über 2.500 Morgen gut bewässertem

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