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Nachtgesang

Nachtgesang

Titel: Nachtgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Ackerland östlich von Carnarvon. Wenn er bereit wäre, es zu verkaufen, könnte er zurück nach Hause gehen und wieder ein richtiger Großgrundbesitzer sein.«
    »Aber davon will ich nichts hören«, erwiderte McGilchrist. »Ich habe einige junge Burschen, die sich um mein Land und meine Tiere kümmern, während ich meinen eigenen Interessen nachgehe.«
    »Er hat eine Praxis in Carnarvon«, erklärte Trask. »Geht seiner eigenen, speziellen Affinität zur Psychiatrie nach.«
    »Aye, und es gibt noch einen anderen Grund, aus dem ich mich auf den sogenannten ›Britischen‹ Inseln rar gemacht habe.« McGilchrist neigte seinen Kopf, betrachtete Trask stirnrunzelnd und zwinkerte dann Jake zu. »Um diesen verdammten E-Dezernats-Leuten zu entkommen!«
    »Er hat eine Weile für uns gearbeitet«, erklärte Trask.
    Jake hatte aufmerksam zugehört und sofort Lunte gerochen.
    »Psychiatrie?«, fragte er misstrauisch. »Und ich bin das Versuchsobjekt?«
    Liz Merrick erschien aus dem Nichts und sah in ihrer langen Hose, den Cowboystiefeln und einer rüschenbesetzten weißen Bluse einfach großartig aus. Sie setzte sich neben Jake und bemerkte: »Und was für ein vortreffliches Versuchsobjekt er doch ist!«
    »Danke«, erwiderte Jake säuerlich, während er auf eine Antwort von Trask oder McGilchrist wartete.
    »Rückführungen unter Hypnose«, erklärte Trask ohne große Vorrede. »Das ist Grahames Spezialität. Es handelt sich dabei nicht um ein vom E-Dezernat anerkanntes ›Talent‹, das heißt, es ist keine außergewöhnliche parapsychologische Fähigkeit, aber so wie es bei Grahame wirkt, könnte es durchaus eine sein – und abgesehen davon ist sie nützlich in Fällen wie dem Ihren.«
    »Fällen wie meinem?« Wieder wartete Jake auf eine Erklärung.
    »Fälle, in denen die Versuchsperson unbewusst Teile ihrer Erinnerung ausgelöscht hat«, sagte Trask. »Oder die Erinnerung von etwas anderem blockiert wird ...«
    »... oder die Person einfach alles vergessen hat«, beendete McGilchrist den Satz. »Sie sind kein Fall fürs Irrenhaus, falls es das ist, worüber Sie sich Sorgen machen.«
    »Sie kennen ihn doch noch gar nicht!«, erwiderte Liz und Jake warf ihr einen finsteren Blick zu.
    McGilchrist grinste sie über den Tisch hinweg an und sagte: »Möchte mich nicht endlich mal einer der Herren diesem wundervollen Geschöpf vorstellen? Schätzungsweise bin ich etwas zu spät dran – und auch etwas zu alt vielleicht? –, aber dennoch würde ich die Dame gerne kennenlernen!«
    »Zu spät?« Liz errötete bei seinen Worten. McGilchrist warf Jake einen bedeutungsvollen Blick zu, lächelte und aß weiter ...
    Jake hatte den Schotten beobachtet, und trotz seiner ängstlichen Erwartung beschloss er, dass er ihn mochte. McGilchrist schien so einfach lesbar zu sein wie ein Buch. Der Hypnotiseur war groß, ja, aber mit seiner breiten Brust und seinem gewaltigen Körperumfang sah er fast schon bullig aus. Jake konnte sich gut vorstellen, wie er einen Baumstamm warf, und genauso konnte er wahrscheinlich auch einen ausgewachsenen Mann durch die Gegend werfen. Er war das Salz der schottischen Erde, das harte Erz bewaldeter Berge, egal wie viele Kilometer zwischen ihm und seiner Heimat lagen; aber aus seinen dunklen Augen strahlte eine Güte – ein Verständnis für die Natur, insbesondere die menschliche Natur –, selbst wenn sie sich ganz tief in die des Gegenübers bohrten.
    Es war oft so bei Menschen mit außergewöhnlicher Begabung. In den nur wenigen Tagen, in denen Jake jetzt beim E-Dezernat war, hatte er es bei Ben Trasks ESPern, die er bisher getroffen hatte, festgestellt, und natürlich auch beim Kopf des E-Dezernats selbst. Der große Schotte war vielleicht nicht so versiert in Parapsychologie wie ein wahrer ESPer, aber dennoch hatte er das gewisse Etwas; in seinen Augen hauptsächlich – diesen hypnotischen Augen – und der Art, wie er andere beobachtete ...
    Jake bemerkte plötzlich, dass sie ihn beobachteten, sein Verhalten analysierten, wie er es bei seinem Gegenüber getan hatte. Vielleicht konnten sie aus ihm auch mehr herauslesen oder durchschauten ihn besser als er den anderen. Und das Frühstück war inzwischen auch beendet.
    »Wann sollen wir anfangen?« McGilchrist stand auf, streckte sich und gähnte. »Gott, du hast mich vielleicht früh aus dem Bett geholt, Ben Trask! Ich lag gerade mal überhaupt drin ... und schon ging es wieder raus, als dein Hubschrauber in meinem Hinterhof gelandet ist. Ich habe ja

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