Nachtgesang
Infektion und Verwandlung herbeizurufen. Jeder auf diese Weise entstandene Vampir steigt auf und ist Wamphyri.
Nicht jeder Austausch von Körperflüssigkeiten zwischen Vampiren (den Wamphyri) und Menschen ist zwangsläufig ansteckend. Der Vampir hat seinen Parasiten bis zu einem gewissen Grad unter Kontrolle und ebenso sein Blut und andere Plasmaflüssigkeiten. Eine Wamphyri-Lady kann mit einem menschlichen Liebhaber verkehren ohne ihn umzuwandeln. Sie nimmt einfach sein Blut nicht auf und bringt nach dem Geschlechtsverkehr die Vampir-Essenz willentlich dazu, das Sperma zu zerstören. Genauso gut kann ein Lord durch Willenskraft die vampirische Wirkung seines Spermas aufheben und so seine Liebhaberin verschonen.
Dies ist keineswegs ein Zeichen von Liebe oder auch nur Zuneigung; Wamphyri ›schaffen‹ nicht zufällig andere Wamphyri! Ei- und Blutsöhne bzw. -töchter werden mit großer Sorgfalt ausgewählt. Das hat unter anderem folgende Gründe:
Ein einflussreicher Ei-Sohn kann eines Tages seinen Vater verdrängen; dies wissen und akzeptieren die Vampire voll und ganz, aber es hat zur Folge, dass das Wesen des Mannes, der als potenzieller Wirt dient, erst voll erkundet werden muss. Ei-Töchter werden – wie alle Wamphyri-Ladys – mit großer Sorgfalt behandelt und zwar nicht nur von ihren Erzeugern, sondern auch von anderen Lords, denn, obwohl es selten vorkommt, ist es doch ab und an möglich, dass eine Lady zur ›Mutter‹ wird und viele Vampire erschafft. In diesem Ausnahmefall, der keinen Regelfall darstellt, hat der Parasit der Mutter die Fähigkeit, wesentlich mehr als lediglich ein Ei abzusondern ...
DAS WESEN DER VAMPIRE: Eine mögliche Erklärung der Wamphyri-Lebensart.
Wamphyri sind aggressiv, zäh, territorial, geltungsbedürftig, rücksichtslos, kennen keine Reue und sind unfassbar bösartig. In jeder Stimmungslage zeigen sie ihre Leidenschaften in so starkem Maße, dass es das menschliche Verständnis übersteigt.
Es scheint, dass die Symbionten-Egel direkt für die widerstreitenden Launen ihrer Wirte verantwortlich sind: Wenn der Wirt nicht stark genug ist, kann der Parasit sich seiner Langlebigkeit nicht sicher sein. Ohne Aggressionen wäre der Wirt zu schwach, eine leichte Beute für seine Artgenossen. Und ohne Zähigkeit und Überlebenswillen würde er scheitern. Wenn es ein Gebiet gibt, das eingenommen werden kann, verleibt der Vampir es sich ein; ein Lord fühlt sich sicherer, wenn er seine Grenzen und damit seine Einflusssphäre erweitern kann. Und was die Rücksichtslosigkeit anbelangt: Da der Hauptinstinkt des Egels auf das Überleben ausgerichtet ist, stellt sich die Frage nach Recht und Ordnung – und besonders nach Gerechtigkeit – nie. Macht ist das Einzige, was zählt. Das ›Böse‹ des Großen Vampires entspringt naturgemäß all seinen anderen Lastern. Ein intelligentes Wesen kann nicht aggressiv und rücksichtslos sein Territorium verteidigen – und natürlich ein gnadenloser Killer sein –, wenn es nicht abgrundtief böse ist.
Das Ego eines Vampirs zeigt sich sehr deutlich dadurch, dass er überaus stolz auf seine Bösartigkeit ist. Laut der Szgany-Legenden war Shaitan – in unserer Welt Satan – der erste Wamphyri. Und Hochmut (oder ein nach unserer Definition ausgeprägtes Ego) war auch sein Fall.
Vielleicht haben Sie bemerkt, dass die oben genannten Laster identisch mit denen der Menschheit sind und grob gesagt unsere Definition des Bösen darstellen. Bei dieser Gelegenheit sollte auch darauf hingewiesen werden, dass der Vampir das Böse nicht kennt. ›Reue‹, ›Scham‹ und ›Schuld‹ sind aller Wahrscheinlichkeit nach Worte, die er nicht akzeptiert, und Emotionen, die – falls er sie überhaupt erfährt – durch seinen Parasiten nicht an ihn herangelassen werden.
Ein Vergleich zwischen der Bösartigkeit der Menschheit und der der Vampire: der enorme Unterschied – die unglaublich große Kluft zwischen unserer Fähigkeit, Böses zu tun, und der des Vampirs – erlaubt einfach keinen Vergleich. Vampire sind an sich das ultimativ Böse.
KRANKHEITEN UND SCHWÄCHEN:
Wamphyri schütteln die meisten Krankheiten, die für gewöhnlich die Menschheit plagen, mit Leichtigkeit ab; ihre Egel produzieren einfach Antikörper. Es gibt allerdings eine Krankheit, deren tödliche Folgen durch die Heilkräfte des Symbionten und die protoplasmische DNS des Wirtes nur verlangsamt wird. Lepra, ›der Bann der Vampire‹, entstellt und tötet sie genauso wie Menschen, aber
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