Nachtgesang
ein direktes Ergebnis jahrhundertelanger Wamphyri-Beutezüge!
Auf der anderen Seite sind die Szgany Experten darin, ihre Gedanken zu verschleiern. Diese Gabe hat sich vermutlich als Reaktion auf die Wamphyri-ESP entwickelt und ist offensichtlich eine Folge der natürlichen Auslese. Sie besitzen die mentale Fähigkeit, sich vor den telepathischen Angriffen ihrer Jäger zu ›verstecken‹. Aber die ›übernatürlichen‹ Fähigkeiten der Wamphyri führen dazu, dass sich das Gleichgewicht immer mehr zugunsten der Vampire verschiebt, und unserer Wissenschaft ist es noch nicht gelungen, Schutzmaßnahmen vor einigen Fähigkeiten des Großen Vampirs zu finden.
METAMORPHOSE:
Der gesamte Lebenszyklus der Wamphyri kann als eine Reihe von Metamorphosen angesehen werden; eine beständige, konstante Veränderung ist auch bei jedem Individuum zu finden. Unter einigen Umständen allerdings ist die spontane Metamorphose der Vampire theoretisch unmöglich, wissenschaftlich verblüffend und physisch erstaunlich, aber sie entspricht tatsächlich der Realität. Im Kampf wird die ›normale‹ oder ›gewöhnliche‹ Morphologie eines Wamphyri-Lords (die Grundstruktur seiner anthropoiden Form) zu etwas völlig anderem. Dann wird, was auch immer er für eine Erscheinung angenommen hat, ersetzt, damit der Parasit bestmöglich geschützt und bewaffnet ist.
Sein Fleisch dehnt sich aus, zerreißt und gestaltet sich neu; Hände werden zu Klauen, während die Kiefer sich auf bizarre Weise verlängern, um Zähnen, regelrechten Fangzähnen, die denen eines Säbelzahntigers oder Wildschweins ebenbürtig sind, Platz zu machen. Sein normalerweise eher blasses Erscheinungsbild wird grau und seine Haut wird dick wie Leder; das wilde, düstere Gelb seiner Augen wird flammenfarbig und schließlich rot, besonders nachts, wodurch er in der Dunkelheit sogar noch besser sieht als ohnehin schon. Hat er sich vollständig verwandelt, ist sein Anblick bereits Waffe genug. Am besten zu vergleichen ist dieser Zustand mit der Wut eines Berserkers – ohne dass er dabei seine eigene Sicherheit aufs Spiel setzt. Denn das Überleben ist das Wichtigste für das vom Symbionten kontrollierte Gehirn.
Überleben: der Urinstinkt, der einem Vampir fast schon Flügel verleiht. In bestimmten Extremfällen können Wamphyri ihre Gestalt so verändern, dass sie ihren Körper plätten, ihre Arme verlängern und sich dort zusätzliche Haut wachsen lassen, genau wie bei einer Fledermaus oder einem Flughörnchen. Sie bilden Flügel aus, die ihr Gewicht tragen oder ihnen zumindest das Gleiten ermöglichen. Die Begabtesten sind fähig, kontrolliert zu fliegen und Luftmanöver durchzuführen. Es liegt also der Verdacht nahe, dass sie etwas von einer Fledermaus in sich tragen. Es gibt Riesenfledermäuse auf Starside – die oft Wachhunde der Wamphyri sind – und wenn eine infizierte Fledermaus mit einem Erreger, der zu einem Egel herangereift ist, einen Mann beißt und seine Eigenschaften auf ihn überträgt ...?
Diese vermutete Verbindung kann eine Erklärung für die feine, gebogene Nase sein, die sich bei vielen Wamphyri-Lords und -Ladys findet, sowie auch für ihr nächtliches Sehvermögen und natürlich ihre Freude am Fliegen. Aber welche Theorie oder welcher Fehler in der Evolution kann ihre Fähigkeit erklären, Nebel heraufzubeschwören? Oder ist das ›einfach‹ nur eine weitere Facette der Metamorphosekräfte der Vampire?
Denn wenn der Große Vampir in Gefahr ist – oder umgekehrt, wenn er aufbricht, um sich auf Beute oder einen Feind zu stürzen –, kann er Nebel ›schaffen‹ oder ›heraufbeschwören‹, um seine Bewegungen zu verschleiern. Vampirnebel ist oft nicht feucht oder dampfig, wie wir ihn kennen, sondern schleimig und kalt, wie kalter Schweiß. Die erweiterten Sinne eines Vampir-Lords – die normalen fünf zusammen mit seinen telepathischen Fähigkeiten – werden in seinem Nebel geleitet wie Elektrizität über einen Draht, aber schneller als mit Lichtgeschwindigkeit, in Gedankenschnelle.
Was nun den Nebel betrifft:
Er tritt aus den Poren des Vampirs wie Schweiß aus den unseren. Aber der Vampir schafft dies allein durch Willenskraft. Es gibt eine, wenn auch reichlich abstruse, Theorie darüber, wie die Erde dazu gebracht wird, ihre Feuchtigkeit freizugeben.
Diese Theorie besagt, dass der Vampirnebel eine Art Katalysator ist, ähnlich wie wenn trockenes Eis über einer Wolke freigesetzt wird, um Niederschlag herbeizuführen. Aber das erklärt
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