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Nachtgespenster

Nachtgespenster

Titel: Nachtgespenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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auf der breitesten Straße befand, brauchte ich nur geradeaus zu fahren, um das Ortsende zu erreichen. Das war nach kurzer Zeit der Fall. Da nahm die Umgebung wieder eine einsamere Gestalt an, nur noch wenige Häuser verteilten sich im Gelände, aber eines davon stand tatsächlich nicht weit vom rechten Straßenrand entfernt. Der Wirt hatte nicht gelogen.
    Es war zwar nicht zu erkennen und doch zu sehen, denn durch die Lücken des hohen Buschwerks schimmerte fahles Licht, das nicht vom Mond abgegeben wurde.
    Es gab keinen Gehweg. Ich ließ den Wagen am Straßenrand ausrollen und löschte das Licht. Im Dunklen blieb ich noch sitzen, da ich über die Worte des Kneipiers nachdachte.
    Er hatte Janine Helder als seltsame Frau bezeichnet. Wie immer er das auch gemeint hatte, wahrscheinlich sehr subjektiv, dennoch hielt mich eine gewisse Spannung umfaßt.
    Das kleine Tor aus Eisenstäben entdeckte ich erst, als ich dicht davor stand. Es zeichnete sich zwischen dem Buschwerk kaum ab und war auch kein Hindernis. Ich mußte mich bücken, um die Klinke nach unten zu drücken.
    Vor mir war der Garten. Verwildert. Ein mitteleuropäischer Dschungel, aber ein Paradies für Tiere und Insekten aller Art, die sich darin wohlfühlten. Freie Flächen existierten mir wenige. An einer war ein Teich angelegt worden. Über ihm schwebten Wolken von Mücken in ihren bizarren Tänzen.
    Es hatte sicherlich mal einen normalen Weg gegeben, der aber war mittlerweile zugewuchert, so daß ich auf den Bodendeckern weiterging, die weich wie ein Teppich waren.
    Das Haus sah ich auch. Das Dach überragte die Büsche, und das Licht schimmerte ebenfalls durch. Es fand seinen Weg aus den Fenstern und erreichte den Bereich der Eingangstür, in deren Nähe es blasse Inseln auf die Steine malte.
    Die Hauswand war mit Kletterpflanzen bewachsen. Sie bildeten einen dichten Pelz. Er ließ die Fenster frei. Dort wurden die Pflanzen wohl stets beschnitten.
    Das Haus glich wirklich einem verwunschenen Bau, den irgendeine Hexe errichtet haben konnte. Und wieder dachte ich daran, ein Märchen zu erleben, wobei das Erscheinen der Doreen La Monte ebenfalls dazu mit beitrug.
    Eine Klingel war nicht zu sehen. Es konnte auch an der Dunkelheit liegen, die sich in der Haustürnische zusammenballte. Den vorstehenden Klopfer in Form einer übergroßen, halben Walnußschale hob ich an und hämmerte ihn zweimal gegen die Tür, wobei dumpfe Laute entstanden, die sich in der Stille unheimlich anhörten.
    Ich wartete gespannt darauf, daß die Tür geöffnet wurde. Das dauerte etwas. Die Bewohnerin schien mißtrauisch zu sein. Dann hörte ich ein Schleifen und anschließend von der rechten Seite ihre Stimme. »Wer ist da?«
    Wahrscheinlich hatte die Frau ein Fenster geöffnet. »John Sinclair«, meldete ich mich.
    »Ah ja - endlich.« Ich hörte sie lachen. Dann wurde das Fenster wieder geschlossen.
    Wenig später erklangen die Tritte hinter der Haustür auf. Dann drehte sich von innen ein Schlüssel im Schloß, bevor ich die Haustür von mir nach innen wegschwingen sah, die mir eine kleine Frau geöffnet hatte. Sie stand im Licht einer Flurleuchte, bat mich nicht herein, sondern schaute mich nur an.
    »Warten Sie noch einen Moment, Mr. Sinclair. Ich möchte denjenigen Menschen sehen, den Horace F. als Sohn gezeugt hat. Bitte, es dauert nicht lange.«
    Ich tat ihr den Gefallen. Für Janine Helder mußte es wirklich etwas Besonderes sein, mich zu sehen. Möglicherweise überkamen sie sogar mütterliche Gefühle, aber das wußte ich alles nicht. Das war reine Spekulation.
    Es blieb mir auch die Zeit, sie anzuschauen. Einen Vergleich mit meiner verstorbenen Mutter wollte ich nicht zulassen, es wäre unfair gewesen. So ganz konnte ich mich davon aber nicht lösen.
    Vor mir stand eine kleine Frau mit grauen Haaren. Irgendwo wirkte sie gesund, denn in ihrem runden Gesicht mit den leicht geröteten Wangen zeichneten sich keine Falten ab. Sie hatte helle Augen, und ihre Brille war an einem Halsband befestigt. Sie setzte die beiden Gläser auf, um mich besser sehen zu können. Dabei sagte sie kein Wort, nickte nur hin und wieder, was ich als positiv empfand. Schließlich nahm sie die Brille ab. Das Nicken blieb, verbunden mit einem etwas langgezogenen Seufzen. »Ja, ja, ich sehe schon, wer da vor mir steht. Du hast Ähnlichkeit mit deinem Vater, John. Ich darf doch John sagen?«
    »Sicher, Madam.«
    Hektisch wischte sie mit beiden Händen durch die Luft. »Nenn mich nicht Madam, John. Sag

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