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Nachtgespenster

Nachtgespenster

Titel: Nachtgespenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wie die Tür zufiel, dann war sie wieder allein mit ihrer toten Mutter.
    Doreen lehnte noch immer mit dem Rücken an der Wand. Sie quälte sich. Es mochten auch andere Kräfte sein, die in ihrem Innern tobten und sie folterten.
    Ihre Chancen, ein normales Leben führen zu können, sanken immer tiefer. Sie hatte ihren Glauben verloren. Eine Zukunft gab es nur am folgenden Tag und im Rest der Nacht.
    Es mußte etwas geschehen, sonst war sie verloren. Schon einmal hatte der Vater ihr gedroht, ihr den Kopf abzuschlagen, wenn sie ihm nicht mehr gehorchte.
    Es war ihr einfach nicht möglich, sich schon jetzt in Bewegung zu setzen. Sie mußte bleiben und sich erst wieder finden. In der gruftschwarzen Finsternis wartete sie. Die Augen hatte sie aufgerissen, ohne jedoch etwas erkennen zu können. Kein Umriß. Keinen Untergrund, keine Decke, die über ihr schwebte.
    Mit unsicheren Schritten ging sie schließlich nach vorn. Sie wußte, in welche Richtung ihr Vater den Kerzenleuchter getreten hatte, doch sie wollte nicht mehr nach ihm suchen.
    Mit müden Bewegungen quälte sich Doreen voran. Schon bald spürte sie unter ihren Schuhen die weichen, modrigen Pflanzen, die leicht zu Rutschbahnen werden konnten.
    Die Arme hielt sie nach vorn gestreckt. Ihr Gang wirkte schwerfällig wie der eines Cowboys, der zu lange im Sattel seines Pferdes gesessen hatte.
    An der untersten Stufe wäre sie beinahe gefallen. Doreen kippte auch nach vorn. Dank der schnell ausgestreckten Hände konnte sie sich abfangen.
    Sicherheitshalber ging sie die Treppe auf Händen und Füßen hoch. Sie legte auch keine Pause ein. Nur hin und wieder stöhnte sie tief auf. Wie jemand, der unter einer Folter leidet.
    Der schreckliche Geruch blieb hinter ihr zurück.
    Doreen drückte die Tür auf. Die Kühle der Halle lag vor ihr. Kein Gestank mehr, aber Balsam war der Geruch für sie auf keinen Fall. Ihr Vater schien ihn hinterlassen zu haben. Er allerdings war nicht mehr ZU sehen. In den tiefsten Keller der alten Burg hatte er sich zurückgezogen. Dort würde er den Rest der Nacht abwarten und auch den kommenden Tag. Helligkeit schwächte ihn. Sie zehrte an seinen Kräften, obwohl er sich so tief verkroch.
    Er war müde.
    Er war hungrig.
    Er litt unter dem Mangel an Blut. Er brauchte es als Nahrung, doch er konnte selbst nicht auf die Jagd gehen. Das war sein Problem. Deshalb blieb er ein Gefangener des alten Schlosses. Zusammen mit seinen Nachtgespenstern, die dann, wenn der volle Mond am intensivsten schien, die Grenzen ihrer Welt überschritten.
    In der Halle war es nicht so dunkel wie im Keller. Durch die alten Fenster drang nicht nur der Wind, wenn sie ihre Scheiben verloren hatten. Es gab auch Lücken genug, um das Grau der Nacht in das Schloß einfließen zu lassen, vermischt mit dem fahlen, kaltgelben Schein des Mondes.
    In der Halle wollte sie nicht bleiben. Doreen mußte hoch, hinein in die anderen Etagen. Dort würde sie ihr Bett finden und sich hinlegen, und sie würde das erleben, das sie schon kannte, vor dem sie sich aber noch immer fürchtete.
    Mühsam stieg sie die Treppe hoch und war froh, sich am Geländer festhalten zu können. Die Beine bewegte sie wie unter einer schweren Last.
    Vor ihr lag der leere, graue Gang. Auch hier oben waren die meisten Fenster nicht mehr vorhanden. Durch die Lücken pfiff der Wind, und der Gang wirkte wie ein Kamin, so daß ihr der kalte Nachtwind ins Gesicht schlug.
    Wie eine kleine Puppe wirkte Doreen La Monte unter der hohen Decke.
    Ihr Zimmer lag an der linken Seite. Es gab eine Tür, aber keinen Schlüssel zum Schloß. Aus diesem Grunde war die Tür niemals abgeschlossen. Schwer fielen die beiden zusammengelegten Hände auf die Klinke. Ein jammernder Laut entstand, als Doreen die Tür öffnete. Dabei war kaum herauszufinden, ob er von ihr stammte oder von den nicht gut geschmierten Türangeln.
    Ihr Zimmer war groß, wie alles in diesem alten Schloß. Nichts kleines gab es hier. Hohe Wände, Säulen, hohe Decken, doch der Verfall war überall zu sehen, wenn das Licht des Tages durch die verbliebenen Fenster oder durch die Lücken drang.
    Das alte Bett war noch vorhanden. Sehr groß und breit. Es bot Platz für zwei oder drei Personen.
    Sie wankte darauf zu und war froh, sich hinlegen zu können. Auf dem Rücken blieb sie liegen, den Blick zum Fenster gedreht, durch das der Mond schien.
    Doreen sah den vollen Kreis am Himmel. Aber der Strahler hatte seine Kraft verloren. Er sandte nicht mehr das volle, gelbe Licht

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