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Nachtgieger

Nachtgieger

Titel: Nachtgieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilse Maria Dries
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anderen Opfer Fußkettchen?“, fragte Gerd Förster.
    „Definitiv nein“, antwortete Karl-Heinz.
    „Die Schmuckstücke wurden auch erst nach den ersten beiden Verbrechen gekauft“, erinnerte Mandy.
    „Vielleicht eine neue Variante des Killers, eine Ergänzung seiner Vorgehensweise, oder doch ein Nachahmungstäter, der sein Opfer schmücken wollte oder für den dieses Fußkettchen ein Symbol ist – wofür auch immer“, überlegte der Kommissar.
    Dann erkundigte er sich plötzlich bei Sieglinde, die gerade glücklich ihr zweites Hörnchen kaute: „Wo würdest du Büßerhemden besorgen, wenn du welche bräuchtest?“
    Überrumpelt blickte sie ihren Chef an. Leider hatte es ihr ausgerechnet in diesem winzigen Moment an der erforderlichen Aufmerksamkeit gemangelt. Sie grübelte gerade darüber nach, wie sie den Liebesapfel unter das Kopfkissen ihres Schwarmes schmuggeln könnte. Bei ihrem morgendlichen Einkauf auf dem Markt hatte sie bereits die schönste, saftigste, rotbäckigste Frucht ausgewählt und in ihrer Arbeitstasche verschwinden lassen. Das war fast das Gleiche, wie den Apfel vor Sonnenaufgang vom Baum zu pflücken. Alles hatte seine Grenzen. Marlene würde sie davon nichts verraten.
    Sie fasste sich und dachte schnell nach. Der Kommissar hatte sie schließlich nach ihrer Meinung gefragt. „In einem Geschäft für Trauerausstattung vielleicht, in einem Bestattungsinstitut, oder in einem speziellen Laden für die Berufskleidung für Geistliche und ihre Helfer. Manchmal wird eine derartige Bekleidung wohl auch in Klöstern hergestellt.“
    Mandy überlegte ebenfalls angestrengt: „Oder es handelt sich um Faschingskleidung, die kann man per Katalog oder Internet bestellen. Unterkleidung für Nonnen und Kapuzinermönche, oder für mittelalterliche Mägde und Knechte.“
    Gerd Förster nickte anerkennend: „Noch eine Spur, die es zu verfolgen gilt.“
    Er bedankte sich bei dem Gerichtsmediziner für seinen umfangreichen Bericht und wandte sich seinen Kolleginnen zu: „Haben wir noch weitere neue Erkenntnisse?“
    Nun war Sieglindes große Stunde gekommen. Stolz verkündete sie: „Gerd, du hattest mich beauftragt, Recherchen über die Vergangenheit von Kilian Krautwurst durchzuführen. Ein Volltreffer sozusagen. Er ist vor einigen Jahren aus dem Schuldienst entlassen worden. Seine Beamtenpension wurde ihm komplett gestrichen. Der Grund waren die Beschuldigungen mehrerer Schülerinnen zwischen vierzehn und sechzehn Jahren, ihr Lehrer hätte sie sexuell belästigt. Ein Untersuchungsverfahren wurde damals eingeleitet, es stand jedoch in allen Fällen Aussage gegen Aussage. Die Ermittlungen mussten eingestellt werden. Aber das Gymnasium trennte sich aufgrund des massiven Drucks einiger Eltern von ihm. Und er hat Kati Simmerlein gekannt. Er hat also gelogen“, berichtete die Polizistin triumphierend weiter. „Sie hatte sich vor etwa vier Monaten in dem Nachhilfestudio angemeldet, in dem er arbeitet. Sie wollte mit professioneller Unterstützung ihren qualifizierenden Hauptschulabschluss nachholen. Kilian Krautwurst hat sie unterrichtet. Nach drei Förderstunden tauchte sie nicht mehr auf. Sie ist ohne Erklärung ferngeblieben, hat aber die Stunden bezahlt. Der Leiter des Instituts, mit dem ich gesprochen habe, konnte sich dieses Verhalten nicht erklären. Das war jedoch das einzige Mal, dass der Nachhilfelehrer eine junge Frau schulisch fördern sollte. Ansonsten war er für die Kleinen zuständig.
    Ich konnte eine Nachhilfeschülerin ausfindig machen, die damals zur gleichen Zeit wie Kati Simmerlein dieses Institut besucht hatte. Man mutmaßte, dass Herr Krautwurst den Auftrag der Förderung etwas anders interpretiert hatte. Man konnte ihm jedoch keinerlei Verfehlungen nachweisen. Der Leiter hat es auch gar nicht versucht. Er wollte mit allen Mitteln verhindern, dass ein negatives Licht auf seine Einrichtung fällt.“
    „Großartige Arbeit, Sieglinde“, lobte Gerd Förster.
    Die Polizistin lief rot an vor Freude.
    „Bestell’ ihn bitte morgen zur Befragung. Mit dem Vorsitzenden des Wasserradvereines müssen wir ein ernstes Wort sprechen, vielleicht ist das unser Mann.“
     
    Die vier Damen der Gymnastikgruppe, die sich für das diesjährige Betzenaustanzen am Kirchweihmontag angemeldet hatten, fuhren mit Luise Walz am Steuer in bester Stimmung nach Forchheim. Es war höchste Zeit, die entsprechenden Dirndl in den bereits besprochenen Farben für den traditionellen Tanz zu kaufen. Ihr Ziel war ein

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