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Nachtgieger

Nachtgieger

Titel: Nachtgieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilse Maria Dries
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alten Dame an der großen Pinnwand, ein Stück entfernt von den anderen drei Wasserrad-Mordfällen. Es lagen bisher keinerlei Erkenntnisse vor, dass diese Verbrechen in irgendeinem Zusammenhang standen.
    Die beiden Kommissare kamen gemeinsam. Gerd Förster hatte nach dem harmonischen Abend mit Babett gut geschlafen und sprühte vor Energie.
    Mandy hatte sich für die anstehende Fallbesprechung schick gemacht. Schließlich nahm Carlo daran teil. Heute Morgen hatte sie sich für ein himbeerfarbenes Wollkostüm entschieden, dessen enger Rock, der kurz über den Knien endete, ihre langen, wohlgeformten Beine betonte, die in schwarzen Strümpfen steckten. Ihre vollen Lippen waren im Farbton des Kostümes angemalt.
    Gerd Förster fragte sich amüsiert, wo seine Kollegin wohl in diesem Outfit ihre Dienstpistole unterbringen wollte.
    Als Sieglindes Blick auf die schlanken Beine der Kommissarin fielen, schmeckte ihr das fette Croissant nicht mehr richtig.
    „Was gibt es Neues, Karl-Heinz?“, begann Gerd Förster gutgelaunt.
    „Ich habe heute am frühen Morgen die Leiche von Apollonia Vierheilig untersucht“, berichtete der Gerichtsmediziner. „Der kräftige Hieb mit der Axt hat ihr den Schädel gespalten. Sie war augenblicklich tot. Der Schlag wurde von einem Rechtshänder ausgeführt, der erheblich größer sein muss als die alte Dame, mindestens fünfundzwanzig Zentimeter. Es war ein heftiger Schlag, ich tippe auf einen Mann. Es handelte sich übrigens tatsächlich um ihre eigene Axt.“
    „Diese Tatsache könnte darauf hinweisen, dass die Tat nicht geplant war. Der Mörder hat eventuell spontan gehandelt, warum auch immer. Er hatte selbst womöglich gar keine Waffe dabei“, bemerkte Mandy.
    „Dafür ein äußerst funktionstüchtiges Opernglas“, ergänzte ihr Kollege.
    Karl-Heinz von Hohenfels fuhr fort: „Außer, dass das Opfer an schwerem Rheuma litt, war sie körperlich in erstaunlich guter Verfassung für ihre sechsundachtzig Jahre. Sie hätte noch ein paar schöne Jahre verbringen können.“ Er schüttelte empört den Kopf: „Welches abscheuliche Monster tut einer alten Frau so etwas an?“
    Mandy bot ihm fürsorglich ein Hörnchen mit Nougatfüllung an. In Gedanken versunken biss er hinein. Dann nahm er einen Schluck von dem heißen Kaffee und erläuterte weiter seine Erkenntnisse.
    Er hatte am Morgen auch mit den Fachkollegen im rechtsmedizinischen Institut von Erlangen telefoniert, nachdem er ihre Berichte studiert hatte. – Mandy fragte sich, wann Carlo überhaupt einmal schlief?
    Es lagen verblüffende Übereinstimmungen mit der toten Kati Simmerlein vor. Die beiden anderen ermordeten Frauen, Melanie Fleischmann und Linda Roßmeisl, wirkten ebenso, als seien sie nach der Tat sorgfältig gewaschen oder gebadet worden. Es ließ sich kein Hauch von Spuren des Täters oder der Täter feststellen. Eine DNA-Analyse war unmöglich. Beide hatten vor der Tat einvernehmlichen Geschlechtsverkehr gehabt. Es gab keinerlei Abwehrverletzungen, nichts deutete auf Gewalteinwirkung hin.
    Bei den Tatwaffen handelte es sich um dünne Drahtschlingen, im Volksmund Wildererschlingen genannt. Die beiden Frauen waren erdrosselt worden, von hinten. Sie wurden überrascht, so dass ihnen keine Zeit mehr blieb, sich zur Wehr zu setzen. Die Knoten, mit denen sie an die Wasserräder gebunden wurden, waren einfache, gängige Schleifen, wie sie jeder binden konnte.
    Carlo trank noch einen großen Schluck Kaffee. „Das weiße, lange Baumwollhemd – ein Kollege aus Erlangen bezeichnete es als Büßergewand – wurde den Frauen vermutlich nach der Tat übergezogen. Die Herkunft dieser Kleidungsstücke ist unbekannt.“
    Gerd Förster machte sich eine Notiz. „Also doch ein Serienmörder?“
    Karl-Heinz zuckte unschlüssig die Schultern: „Ein Kollege aus Nürnberg wusste zu berichten, dass eine Fotografie der toten Melanie Fleischmann einen Tag nach ihrer Entdeckung in der Zeitung abgebildet war. Vermutlich hatte ein Hobbyfotograf in einem unachtsamen Moment das Absperrband überwunden und seinen Schnappschuss an die Presse verkauft. Ein Nachahmungstäter hätte zumindest eine brauchbare Vorlage für seinen Plan gehabt: die Form der Zurschaustellung, das weiße Kleid. Die Presse hatte damals auch die Todesursache veröffentlicht, wahrscheinlich eine undichte Stelle.“
    „Und der Geschlechtsverkehr?“, hakte die Kommissarin nach.
    „Zufall, ich weiß es nicht“, entgegnete der Gerichtsmediziner zweifelnd.
    „Trugen die beiden

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