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Nachtgieger

Nachtgieger

Titel: Nachtgieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilse Maria Dries
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bekanntes Fachgeschäft mit umfangreicher Auswahl in der Innenstadt. Leider war es nicht ganz billig. Anneliese grübelte immer noch, wie sie ihrem Gatten Konrad diese erhebliche Ausgabe erklären sollte. Von ihrem knappen Haushaltsbudget konnte sie eine solche beträchtliche Summe unmöglich abzwacken.
    Luise Walz steuerte ihren Wagen in das Parkhaus unter dem Paradeplatz und manövrierte ihn geschickt auf einen Stellplatz für Frauen.
    Munter flanierten sie durch die Fußgängerzone. Manuela Henneberger gönnte sich „Zwei im Weckla“ mit viel Senf und erzählte ihren Freundinnen gestenreich und lautstark von einem Rentnerehepaar aus Fürth, das gestern Nachmittag bei ihr zum Kaffeetrinken eingekehrt war. Die beiden waren fürchterlich in Streit geraten. Es ging dabei um ihr Auto. Beide waren gebrechlich und hatten unterschiedliche motorische Einschränkungen, weshalb einer allein von den vielfältigen Anforderungen während des Fahrens überfordert war. Darum teilten sie sich kurzerhand die Aufgaben: Sie lenkte und bediente die Pedale, während er den Schaltknüppel für die Gänge in die richtige Position schob.
    Auf der Herfahrt hatte der Mann wohl beim Anfahren auf dem kleinen, inoffiziellen Bauernmarkt an der Landstraße zwischen den Ortschaften Forth und Igensdorf den Vorwärts- mit dem Rückwärtsgang verwechselt. Daraufhin war ihr Wagen mit Vollgas und aufheulendem Motor rückwärts in einen Verkaufsstand geschossen, der Paletten mit frischen Landeiern anpries. Da der Bauer gerade nicht an seinem Stand war und sich das Rentnerehepaar zudem – was äußerst selten vorkam – absolut einig war, dass sich der Stand mitten im Weg befunden hatte und der nachlässige Landwirt eindeutig schuld war, setzten sie ihren Weg mit reinem Gewissen fort – zudem es höchste Zeit für einen Nachmittagsimbiss war.
    Der Streit drehte sich nun darum, wer die zahlreichen getrockneten Eierflecken, die ihr Fahrzeugheck unschön überzogen, wegputzen musste, weil doch keiner Schuld hatte.
    Sie lachten herzlich über diese Geschichte, nur Paulina war recht still und in sich gekehrt an diesem Tag.
    Sie betraten das Fachgeschäft für den eleganten Landhausstil am Marktplatz und stürzten sich voller Elan in ihre Einkäufe. Nach über zwei Stunden, gefüllt mit unzähligen Anproben, Vorführungen und lebhaften, endlosen Diskussionen verließen die Gymnastikdamen hochzufrieden und erschöpft, mit großen Tüten beladen, das Geschäft und ließen eine völlig entnervte Verkäuferin zurück. Die Fachfrau im Einzelhandel war mit dem Disput zwischen Manuela Henneberger und Luise Walz, der die Auswahl des perfekten Farbtones betraf, völlig überfordert gewesen.
    Die Freundinnen waren sich absolut sicher, dass sie beim Betzenaustanzen die schicksten Kirchweihmädels sein würden.
    „Nach diesem erfolgreichen Einkauf pflegen wir nun unser gehobenes kulturelles Niveau“, verkündete die Konditoreibesitzerin energisch. „Wisst ihr was, ich lade euch ins Kino ein, da kommt es jetzt auch nicht mehr darauf an.“ Manuela Hennebergers Dirndl war natürlich das teuerste Kleidungsstück von allen gewesen.
    Ihre Freundinnen waren begeistert von dieser Idee. In Forchheim gab es ein hübsches Kino, in dem immer sehenswerte Filme liefen. Sie entschieden sich für den in höchsten Tönen gepriesenen Film „Sex and the City“. Regelmäßig verfolgten sie im Fernsehen mit Begeisterung die gleichnamige Serie und durchlitten die Qualen der Hauptdarstellerinnen, den richtigen Mann und extravagante Kleidung aufzustöbern, mit.
    Nach dem sensationellen Filmerlebnis, in dem die Protagonistinnen ein Vermögen für Taxifahrten ausgaben, weil sie in ihren schwindelerregend hohen Stilettos nicht laufen konnten, ging es weiter zum Krankenhaus. Die Damen hatten geplant, ihrer Freundin Regina Engeltal auf der Geburtsstation einen Besuch abzustatten. Gesundes Obst, Rotbäckchensaft aus dem Reformhaus und diverse Magazine, darunter die Hochglanzbroschüre „Gepflegt und attraktiv im Wochenbett“ hatten sie bereits besorgt.
    Luise Walz parkte vor dem neuen Krankenhaus von Forchheim und sie fragten sich zu der Geburtsstation durch.
    Die Pfarrerin Regina Engeltal saß in ihrem Bett – der Babybauch wölbte sich mächtig vor – und blätterte missmutig und gelangweilt in einer Frauenzeitschrift. Als sie ihre Besucherinnen erblickte, ging ein Strahlen über ihr Gesicht.
    „Endlich Abwechslung“, freute sie sich. „Ich langweile mich hier schrecklich.“
    Mit

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