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Nachtgieger

Nachtgieger

Titel: Nachtgieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilse Maria Dries
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einen Kussmund formende Herzen, Herzen mit dünnen Armen, die liebevoll einen imaginären Partner an sich drückten.
    Die Kommissarin sank auf einen Stuhl und verhedderte sich mit ihrem langen, weiten Rock. Die unbedarfte, naive Verliebtheit der verschwundenen Frau sprang einen direkt an.
    Zwischen den vielen Herzchen war folgender Text zu lesen:
     
    „Gutsituierter Fische-Mann sucht junge, attraktive, blonde Skorpion-Frau für eine gemeinsame zauberhafte Zukunft.
    Melde Dich bei mir, meine Prinzessin, Du wirst es nicht bereuen.
    Was kostete die Welt, ich kaufe sie Dir, und die Sterne hole ich Dir vom Nachthimmel. Wir werden Deine Träume gemeinsam erfüllen.“
     
    Mandy fühlte eine gewisse Übelkeit in sich aufsteigen.
    Gerd Förster fasste sich als erster wieder: „Gibt es Hinweise auf einen Verfasser oder auf das Blockhaus?“
    „Wir suchen weiter, Gerd“, versprach der zerzauste Techniker. „Mit Hochdruck.“
    Das Telefon auf dem Besprechungstisch klingelte. Alle fuhren zusammen. Der Kommissar lauschte angespannt.
    Mandy spürte mit absoluter Sicherheit, dass sich soeben etwas Entscheidendes ereignete.
    „Ich glaube, wir haben die Hütte“, informierte er seine Kollegen, während ein Adrenalinschub durch seinen Körper rauschte. „Ich bin mir sicher, es ist die richtige, los geht’s, Großalarm.“
     
    Der Rentner hatte Gerd Förster am Telefon in höchster Aufregung zu erklären versucht, wo sich das Blockhaus ungefähr befand. Von Großenohe aus existierte jedoch seines Wissens kein Zufahrtsweg.
    Wenn man aber von Gräfenberg aus durch Kemmathen fuhr, führte einige hundert Meter nach der Ortschaft ein unauffälliger, überwucherter Feldweg in den Wald. Diesem Pfad müsse man folgen. Ein Kartelbruder, der gerne wanderte, hätte vor einiger Zeit davon erzählt.
    Die Kommissare, die sich vorsichtshalber ohne Blaulicht und Sirene, aber unter konsequenter Überschreitung sämtlicher Geschwindigkeitsbeschränkungen aus der entgegengesetzten Richtung dem beschaulichen Dorf näherten, hielten Ausschau nach dem beschriebenen Weg. Ein Spezialeinsatzkommando folgte ihnen so gut es ging bei dem Tempo, das Gerd Förster vorlegte. Polizeifahrzeuge und Rettungswagen bildeten das Schlusslicht. Sie hatten beschlossen, vorläufig auf den Einsatz von Suchhubschraubern zu verzichten, um den Täter nicht aufzuscheuchen und zu panischen Handlungen anzutreiben und um das Opfer nicht zusätzlich zu gefährden.
    Das zuständige Bauamt und das Forstamt suchten fieberhaft nach Häusern in dem sich weit erstreckenden Waldgebiet und gaben ihre Ergebnisse permanent durch. Es existierten jedoch etliche Unterkünfte, und manche davon waren gar nicht erfasst. Sie waren einfach ohne Genehmigung und amtliche Registrierung irgendwann in den Wald gebaut worden.
    Gerd Förster befürchtete, dass sie genau nach so einer Behausung suchten. Möglicherweise war es eine Suche nach der berühmten Nadel im Heuhaufen.
    Das Rentnerehepaar Christa und Heini hatte bei der exakten Beschreibung der Lage der Hütte auch nicht weiterhelfen können. Sie waren beim Pilzesuchen kreuz und quer durch den Wald gelaufen und hatten nur eine vage Vorstellung von ihrem Standort gehabt, so dass sie der Polizei den Weg nicht weisen konnten.
    Christa meinte sich zu erinnern, dass ein Bachlauf an dem Häuschen vorbeiführte. Die Idee, dem Gewässer von der Großenoher Mühle aus durch das Gebüsch zu folgen, hatten die Kommissare jedoch schnell wieder verworfen. Christa war sich bezüglich des Flüssleins nicht sicher, es konnte sich also um einen anderen Bach handeln, der sie in die Irre führen würde, und der Marsch durch das Unterholz würde zu viel Zeit in Anspruch nehmen. Und die hatten sie nicht.
    Sollten sie dennoch Glück haben und fündig werden, wollten sie ein Stück entfernt von der Blockhütte parken, sich dann unauffällig nähern und die Lage sondieren. Wenn der Kommissar über die Funkgeräte den Einsatzbefehl gab, würden sie zuschlagen. Das Kennwort lautete „Medusa“.
    Die strahlende Helligkeit der warmen Mittagssonne nahm mit erstaunlicher Geschwindigkeit ab. Eine schwarze, in der Ferne grollende Gewitterfront türmte sich am gleißenden Horizont auf und näherte sich bedrohlich schnell. Als sie drei schmale Feldwege entdeckten, klatschten die ersten schweren Tropfen gegen die Windschutzscheibe. Die Wipfel der Birken entlang der Landstraße wiegten sich immer heftiger im aufkommenden Wind.
    Ein Weg wand sich durch bereits umgepflügte

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