Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Nachtglanz - Heitmann, T: Nachtglanz

Titel: Nachtglanz - Heitmann, T: Nachtglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
Vom Netzwerk:
sicherlich auch noch nicht oft passiert, Adam.« Beim Sprechen bewegte Lakas kaum die Lippen, was ihn mehr als alles andere wie ein Kunstgeschöpf aussehen ließ. Behutsam schloss er die Wagentür. »Ich habe fest damit gerechnet, dass du den Jaguar über den Klippenrand fährst.«
    »Hältst du mich für einen Schwachkopf?«
    Lakas massierte seine Unterlippe zwischen Zeigefinger und Daumen, genau wie seine Schwester, wenn sie ihre Triebe noch ein Weilchen unter Kontrolle zu halten gedachte. »Eigentlich nicht, aber nachdem du die letzten Tage mehr schlecht als recht meiner Fährte hinterhergestolpert bist, war ich mir nicht mehr so sicher. Nicht, dass es wichtig wäre, aber was war eigentlich mit dir während der Fahrt los? Ich konnte dein Gesicht im Rückspiegel betrachten: Du sahst aus, als würdest du jeden Augenblick einen grausamen Tod erleiden. Hat Rischka dir etwas von Adalberts Spezialgift verabreicht?«
    Mit steifen Fingern schob Adam seinen Hemdsärmel hoch und legte die immer noch nässenden Wunden frei, die Rischka ihm mit den Fingernägeln zugefügt hatte. Sie hatten erst zu heilen begonnen, nachdem er sie auf seinem Hotelzimmer mit einer Rasierklinge bearbeitet hatte.
    »Mit diesem Gift habe ich tatsächlich bereits Bekanntschaft gemacht. Es gehört also Adalbert. Woher weißt du davon, obwohl du doch schon seit längerem keinen Kontakt mehr mit Rischka pflegst - oder etwa doch?«
    Lakas starrte ihn ausdruckslos an. Plötzlich wurde Adam klar, warum er diesen Mann so sehr verabscheute: In seinen Augen fehlte jener Lebensfunke, den sowohl Menschen als auch ihresgleichen trugen. Lakas jedoch war nicht mehr als ein Golem, ein fremdgesteuertes Wesen, dem nicht einmal ein Dämon Leben einzuhauchen vermochte.

    »Kein Kontakt«, sagte Lakas unvermittelt. »Wenn ich ihr unter die Augen getreten wäre, hätte sie das dem Dieb erzählt, unter dessen Dach sie lebt. Es ist ihr ja unmöglich, etwas vor ihm zu verbergen, seit er Hand an sie gelegt hat. Aber ich gehe manchmal in ihr Zimmer, wo sie ihr Tagebuch in dem Geheimfach ihres Sekretärs aufbewahrt. So weiß ich, was sie beschäftigt, ohne dass er davon erfährt. Rischkas und meine Verbundenheit wird immer einen Weg finden.«
    »Schön zu wissen.« Adams Kiefer knackte, als er bei Lakas’ Worten an einen anderen Raum erinnert wurde, in den dieser Mann mühelos eingedrungen war. »Vielen Dank übrigens für den Katzenkadaver, den du mir auf den Balkon gelegt hast. Ich hätte einiges dafür gegeben, dir dabei zuzusehen, wie du dich als nackter Fassadenkletterer betätigst, damit ich an dem Geschenk später nicht einmal eine Spur deiner Kleidung entdecken kann. So viel Umsicht hätte ich dir gar nicht zugetraut, warst du in Paris doch mehr für deine Grobheit bekannt.«
    »Paris ist lange her.« Nichts an Lakas verriet, ob Adams Hohn ihn getroffen hatte. »Auch wenn ich darunter leide, nicht länger Seite an Seite mit Truss zu sein, der Entfaltung meines Talents hat es auf jeden Fall gutgetan. Sie wollte den Tod immer zu schnell. Richtiges Opfern verlangt Zeit, das habe ich mittlerweile begriffen.«
    »Und das wolltest du dann nicht nur Rischka, sondern auch mir beweisen.«
    »Dir will ich gar nichts beweisen, Treiber. Für dich habe ich keinen Respekt übrig. Du taugst nur dazu, passende Opfer zu finden. Das schwächste Talent in der Kette, in der der Beherrscher Truss, dich und mich gern sehen würde. Wie du jedoch mittlerweile herausgefunden haben dürftest, brauche ich dich nicht einmal dazu. Opfer findet man überall, auch wenn sie den Dämon nicht zu hundert Prozent befriedigen. Dann opfert man eben entsprechend mehr.«

    »Sogar wenn man dadurch Anders’Aufmerksamkeit erregt?«
    »Du hast wirklich nichts von dem verstanden, was sich vor deinen Augen abspielt. Ich frage mich ernsthaft, worauf eigentlich dein Ruf beruht, da du einen Köder ja nicht einmal dann erkennst, wenn er dir unter die Nase gehalten wird. Womit lockt man wohl einen Jäger an? Mit einer kapitalen Beute natürlich. Problematisch wird es nur dann, sobald der Jäger lieber wertlosem Rotwild nachstellt.«
    »Wie nennst du Esther?« Adams Stimme war nicht mehr als ein Raunen.
    »Ah, es hat sogar einen Namen.Wie nett.«
    Während seine Fingerspitzen über den Lack des Wagens glitten, wägte Adam ab, ob es ihm gelingen würde, Lakas zu packen und kurzerhand über die Klippe zu befördern.Widerwillig gestand er sich ein, dass seine Chancen schlecht standen. Lakas war ein geübter Kämpfer,

Weitere Kostenlose Bücher