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Nachtglanz - Heitmann, T: Nachtglanz

Titel: Nachtglanz - Heitmann, T: Nachtglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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seine Arme zurückzuholen, verflüchtigte sich die bezaubernde Wirkung der Berührung bereits.Verstört über das eigene
Verlangen, stand Adam da. Dann erkannte er, warum ihm Anders’ Geschenk im letzten Augenblick verweigert worden war: Rischka vergrub gerade ihre Finger in Anders’ Haar und drückte seinen Kopf entschieden nieder, bis der Mann ihr zu Füßen lag, bezirzt von ihren Künsten, jeden Dämon zu verführen.
    Sie warf Adam einen Blick zu, und ihre Lippen formten nur ein Wort: Lauf!
    Mehr brauchte es für Adam nicht. Kaum Herr seiner Sinne, taumelte er hinaus, stolperte mehrmals auf dem Weg zu seinem Wagen. Er war wie betäubt durch das nicht enden wollende Lamento seines Dämons, der die Zurückweisung immer noch nicht akzeptieren wollte. Er konnte keinen klaren Gedanken fassen, geschweige denn seine Sinne gebrauchen.Trotzdem gelang es ihm irgendwie, den Wagen zu starten, und als er ins dunstige Abendlicht fuhr, registrierte er noch Benson, der neben der Ausfahrt stand und ihm interessiert nachblickte.

19
    Ein kleiner Blutdienst
    Es hatte nicht viel gefehlt, und die Vorderräder des Wagens wären über den Abgrund geraten. Mit zitternden Händen stellte Adam den Motor ab, dann erst gestand er es sich zu, die Stirn gegen das Lenkrad zu lehnen. Der Dämon drohte seinen Körper von innen heraus zu zerreißen, indem er ihn mit Feuer, Klauen und Reißzähnen heimsuchte. Obwohl Adam genau wusste, dass die Schmerzen nicht aus körperlichen Verletzungen entstanden, sondern durch den Willen des Dämons, erlitt er sie trotzdem durchaus real.
    Mehr noch machte ihm allerdings das Chaos in seinem Kopf zu schaffen, das es ihm unmöglich machte, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Was war soeben in Anders’ Haus geschehen? Die Erinnerungen flackerten wie Blitze am Sturmhimmel auf. Einen Herzschlag lang erkannte er ihre Form, doch dann erloschen sie wieder und mit ihnen ihre Bedeutung: Anders, der ihm seine Gabe mit Gewalt aufzwängen wollte … sein Verlangen, endlich mit dem Dämon zu verschmelzen … Rischka, die Anders in ihren Bann gezogen hatte, damit er fliehen konnte … fliehen … Warum hatte sie gewollt, dass er floh, nachdem er eben erst ihren Schatten Lakas ans Messer geliefert hatte?
    Das ist alles vollkommen gleichgültig. Bring mich zu Anders zurück, sofort!
    Die Forderung des Dämons wurde mit einem Stoß in Adams Wirbelsäule unterstrichen, glühend wie mit einem Schürhaken.
    Adam wartete ab, bis das Brennen so weit nachgelassen hatte, dass er sich ins Freie schleppen konnte. Seine Wahrnehmung war wie benebelt, und er hatte das grauenhafte Gefühl, in seinem Körper eingekerkert zu sein, der rein aus Schmerzen und dem Gebrüll des Dämons bestand. Da ertrug er die Enge des Wagens einfach nicht länger. Verzweifelt hielt er sich an der Motorhaube fest, rechnete jeden Moment damit, zusammenzubrechen. Er richtete den Blick auf den im weichen Abendlicht liegenden Ozean, der unter ihm gegen den Fels leckte. Das Spiel aus Grau und Blau, durchzogen von einem weißen Adergeflecht, setzte sich auf seiner Netzhaut fest, und schließlich gelang es der endlosen Melodie des Wassers, den Dämon zu beruhigen. Mit einem zischenden Gemurmel legte er sich zur Ruhe, auf die nächste Gelegenheit lauernd, seinen Willen unter Beweis zu stellen.
    Erleichtert atmete Adam tief ein, fuhr jedoch herum, als er das Knirschen von Kies vernahm.
    Lakas stand nur zwei Schritte von ihm entfernt, eine Hand noch auf der hinteren Wagentür. Überrumpelt, dachte Adam gereizt, genau wie damals auf dem Hausboot.
    Jemand anders hätte in einer solchen Situation wahrscheinlich ein sardonisches Lächeln aufgesetzt, nur lag Lakas Derartiges fern. Mienenspiel und Stimmlage waren etwas für Menschen, dazu ließ er sich nicht herab. An ihnen allen mochte die Zeit unbeachtet vorbeifließen, sie nahmen nur so viel von der Strömung auf, dass sie nicht unnötig auffielen, wenn sie unter den Menschen wandelten. Lakas jedoch nahm nicht einmal darauf Rücksicht. Genau wie seine Schwester Truss war er vollkommen darauf ausgerichtet, sein Talent zu entfalten, um den Dämon zu erfreuen. Was kümmerte ihn da schon die Aufmerksamkeit, die schwarzes Leder erregte, war es doch die widerstandsfähigste Robe, wenn es um den Blutdienst ging? Schließlich sahen ihn ausschließlich Menschen, die er zum Opfer auserkoren hatte.

    »So was, da hat der große Jäger nicht einmal ansatzweise bemerkt, dass seine Beute auf dem Rücksitz saß. Das ist dir

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