Nachtglanz - Heitmann, T: Nachtglanz
befreien. Stattdessen sagte sie: »Das hier wird das letzte Kleidungsstück sein, das fallen wird.« Als sie Adams enttäuschtes Gesicht sah, umspielte ein Lächeln ihre
Mundwinkel. »Keine Sorge, ich weiß um deine Qualitäten als Liebhaber, aber ich will verhindern, dass du mir später allzu schnell entkommen kannst. Ich möchte dich erschöpft und nackt zwischen meinen Decken liegen haben, unfähig, mich jemals wieder zu verlassen.«
Widerwillig fügte Adam sich. Das hier war ihr Spiel. Er würde sich ihren Regeln beugen müssen, wenn er wollte, dass sie sich ihm hingab.
Mit sinnlichen, langsamen Küssen eroberte er sich ihren Mund zurück, während er Jacke, Weste und Hemd abstreifte. Ihre Atmung wurde verräterisch schneller, und ihre Hände wanderten seinen Rücken und seine Schultern entlang, kamen schließlich auf seiner Brust zum Ruhen. Allerdings nur für einen Moment, dann nahmen sie ihre Reise wieder auf.
Auch wenn er ein anderer als Charles war, es gelang ihr mühelos, ihm mit jeder einzelnen Berührung einen Schauder über die Haut zu jagen. Als sei ihr jedes Geheimnis, wie man ihn verführte, bekannt - was zweifelsohne stimmte, denn die Art, wie sie sanft über seinen Rippenbogen streichelte, um dann mit den Fingernägeln die Anhöhe seiner Brust zu streifen, konnte kein Zufall sein. Zu aufregend fühlte sich das an. Sie mochte nicht wissen, wer er war, aber seine Vorlieben kannte sie ganz genau.
Obwohl er sich danach sehnte, sich ihren Berührungen zu überlassen, jeden Augenblick dieser Verbundenheit mit seinem alten Ich zu genießen, drängte er sich dichter an Toska, um die Schnüre ihres Korsetts am Rücken zu lösen. Ganz unvermittelt erfüllte ihn die Vorstellung, trotz seiner Begierde alle Zeit der Welt zu haben, so dass er fast andächtig die Schlaufen zu lösen begann. Er würde es der Frau in seinen Armen vergelten, dass er sie zur Erfüllung seiner Pläne benutzte. Zumindest nahm er sich das fest vor, während er seine eigenen Bedürfnisse zurückstellte und sich ganz auf Toska einließ.
Mit jedem Deut, den das Korsett mehr nachgab, gelang es Toska weniger, an ihrem Entschluss festzuhalten, Adam - wie sie ihn mittlerweile selbst nannte - so lange wie nur möglich hinzuhalten. Ohne sich dessen bewusst zu sein, begann sie sich in seinen Armen zu winden. Als habe er ihr Bedürfnis sofort bemerkt, wanderten seine Lippen von ihrem Mund zu ihrem nach hinten gebogenen Hals, wo sie verweilten, um ihren wild schlagenden Pulsschlag zu umtanzen. Dann streiften sie ihr Schlüsselbein und die sanft geschwungene Mulde darunter, bis sie schließlich ihren Busen in dem Moment erreichten, in dem das Korsett samt dem Unterkleid fiel.
Toska schnappte nach Luft, als ein kühler Zug ihre erhitzte Haut umspielte und jene Spuren verstärkte, die seine Lippen hinterlassen hatten.
Obwohl alles sie danach drängte, Adam umgehend zu ihrem Bett zu locken, überließ sie ihm die Führung. Denn was er tat, tat er mehr als gut und mit einer Hingabe, die sie so nicht von ihm kannte. Er war ein stürmischer Liebhaber gewesen, oftmals sogar ein wenig rau. Genau deshalb hatte sie nie genug von ihm bekommen können. Niemals wäre ihr der Gedanke gekommen, dass jemand sie besser lieben könnte. Doch jetzt … Sie wurde nicht von Adams Leidenschaft mitgerissen, sondern verführt. Mit jeder Berührung und jedem Kuss ein wenig mehr. In ihrem Leib baute sich ein Pochen auf wie ein fernes Gewittergrollen, das rasch näher kam. Schon zuckte ein elektrisiertes Schauern über ihre Schulterblätter, und sie unterdrückte mühsam ein Aufstöhnen, nicht recht wissend, ob sie dem Mann vor sich ihre Ekstase missgönnte oder ob sie befürchtete, ihn von seinem wundersamen Tun abzulenken.
Ergeben sah sie ihm dabei zu, wie er jeden Flecken ihrer blassen Haut erkundete, die im deutlichen Gegensatz zu seinem von Italiens Sonne geprägten Goldton stand. Wie eifersüchtig hatte sie in Lucca über ihn gewacht, wenn die Italienerinnen,
die - weiß Gott - schöne Männer hatten, sich nach ihm umdrehten? Nach dem Mann mit den sonnenverbrannten Wangen, die das irisierende Grün seiner Augen zum Funkeln brachten, und Haaren, die im Sommerlicht wie Honig schimmerten.
Wie eine Getriebene vergrub Toska ihre Finger in Adams Haar, rieb ihre Fingernägel über seine Schultern, bis rote Striemen zu sehen waren - der Beweis dafür, dass auch sie Spuren bei ihm hinterließ. Doch die Kratzer verblassten sofort wieder. Verblüfft wollte Toska
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