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Nachtglanz - Heitmann, T: Nachtglanz

Titel: Nachtglanz - Heitmann, T: Nachtglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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lenkte den Wagen zurück zu den Garagen. Obwohl äußerlich alles unverändert war, verrieten ihm seine Sinne, dass innerhalb der letzten Stunden mehrere Personen mit einem jeweils ganz eigenen Muskataroma diese Tore passiert hatten.Wie auch immer er es anstellte, es gelang Anders, mindestens ein gutes Dutzend von ihrer Art an einen Ort zu locken. Das erstaunte selbst Adam, der darauf gewettet hätte, dass die Anwesenheit von mehr als drei von ihnen in einem Raum zwangsläufig zu einem Blutbad führte. Schließlich hatte er das schon einige Male miterleben dürfen. Der Dämon mochte zwar denselben Ursprung mit den anderen teilen, aber das hieß noch lange nicht, dass er ihre Gegenwart leicht ertrug.
    Was wird das, Ringelpiez mit Anfassen? , brachte sich Adams Dämon wie aufs Stichwort ein. Ich will nur die Gesellschaft des einen, der sich so gut angefühlt hat. Die anderen können mir gestohlen bleiben.
    Nun, zumindest versprach der Abend unterhaltsam zu werden, dachte Adam, während er seinen neuen Wagen neben denen der Gäste parkte. Für einen Moment blieb er vor der mild schimmernden Karosserie stehen, dann machte er kehrt. So weit würde er es gar nicht erst kommen lassen, wie ein verzückter Narr das Heck zu streicheln, auch wenn es ihn noch so sehr in den Fingerspitzen kribbelte.

    Einige Fackeln und Lampengirlanden beleuchteten den Garten, denn obwohl es eigentlich zu kühl im Freien war, hielten sich die Gäste auf der Terrasse vor dem Wohnzimmer auf. Den meisten von ihnen machte die Kälte anscheinend genauso wenig zu schaffen wie Adam, der seinen Trenchcoat gleich im Wagen hatte liegen lassen. Der Vorteil dieser Gesellschaft lag eindeutig darin, nicht ständig darüber nachdenken zu müssen, ob man sich gerade unangemessen verhielt, indem man bei Kälte nicht einmal eine rote Nase bekam oder - noch schlimmer - in der Sommerhitze aus Versehen nach einem Wollpulli gegriffen hatte und sich zum Entsetzen seiner Umwelt darin ausgesprochen wohlfühlte. Beziehungsweise gar nichts fühlte, wie Adam nicht umhinkam nachzuschieben.
    Die Terrasse beschrieb ein Halbrund am Hang, deren Herzstück ein gemauerter Grill war, wie man sie aus Mexiko kannte. Benson stand in einer Schürze davor und briet Steaks, deren Geruch augenblicklich Übelkeit verursachte. Ganz gleich, wie sehr Adam sich auch bemühte, die Nähe von Essen kostete ihn seine ansonsten eiserne Disziplin. Mit zusammengebissenen Zähnen trat er auf die lachende Gruppe zu, den Blick auf Anders gerichtet, der ihm bereits zuwinkte.
    »Ich kann Ihre Miene durchaus verstehen, mein Freund«, rief Anders ihm gut gelaunt zu. »Auch wenn das Steak halb roh ist, hat es einfach etwas Widerliches an sich.« Als ein junger Mann neben ihm verlegen zur Seite schaute, legte Anders ihm sogleich besänftigend eine Hand auf die Schulter. »Aber einige von meinen Gästen haben einfach seltsame Essgewohnheiten. Darf ich vorstellen: Der steakverliebte Herr hier hört auf den Namen Adalbert. Das Mündel Ihres Freundes Etienne.«
    Anstatt Adam die Hand entgegenzustrecken, die er ohnehin ignoriert hätte, nickte Adalbert ihm lediglich zu. »Etienne hat mir viel von Ihnen erzählt«, sagte er freundlich und blinzelte mit seinen eine Spur zu klein geratenen Käferaugen. »Unter
anderem auch, dass Sie gern die Distanz wahren. So sehr, dass er Sie schon seit einer halben Ewigkeit nicht mehr zu Gesicht bekommen hat.«
    Obwohl Adalbert seine Worte mit einem Lächeln abmilderte, fühlte Adam sich versucht, ihm eine Abfuhr zu erteilen. Nicht etwa, weil die Anspielung eine Spur zu sehr der Wahrheit entsprach, sondern weil der junge Mann ihn schlicht nervös machte. Es wollte Adam nicht gelingen, sich ein ordentliches Bild von Adalbert zu machen. Dass er Etiennes Zögling war, sprach durchaus für ihn, und weder sein Geruch noch seine Art verrieten etwas Abseitiges.Vielleicht war es ja gerade die enorme Abgeklärtheit, mit der er zwischen ihm und Anders stand: Als sähe er sich als Teil dieser Gesellschaft und nicht als jemand, der nur von ihren Rändern aus einen Blick auf sie erhaschen konnte.
    Oder ich benehme mich wie ein Kind und bin einfach nur gekränkt, weil Etienne in ihm im Gegensatz zu mir einen echten Ziehsohn gefunden hat, gestand Adam sich widerwillig ein. »Eine halbe Ewigkeit also … Ist es tatsächlich schon so lange her, seit ich Etienne das letzte Mal gesehen habe? Zeit bedeutet mir nicht sonderlich viel.«
    »Ich wünschte, ich könnte das Gleiche von mir

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