Nachtglanz - Heitmann, T: Nachtglanz
Mal ein schaler Beigeschmack inne.
»Ja und nein. Meine Patente spielen hierbei allerdings keine Rolle, ich werde nur langsam zu alt, um ihre Gewinne abzuschöpfen, ohne Verdacht zu erregen. Solche Probleme kennen Sie wohl nicht?«
»Nein«, sagte Adam, der es allmählich leid war, sich in Geduld üben zu müssen. Plaudereien waren einfach nicht nach seinem Geschmack. »Ich bin nie lange genug an einem Ort, um darüber nachdenken zu müssen.Außerdem mag ich Bargeld als Bezahlung … oder graue Wagen.«
Anders wollte ihm amüsiert auf die Schulter klopfen, doch Adam wich ihm geschickt aus. Nur ungern wollte er ein weiteres Mal in den Bannkreis von Anders’ Gabe geraten. Anders reagierte keineswegs beleidigt - was für ihn sprach -, sondern steckte seine Hände in die Hosentaschen und begann, auf den Absätzen zu kippeln.
»Ja, man sollte sich nie unter Wert verkaufen, obwohl der Jaguar natürlich eine unverschämte Forderung ist.Vor allem, weil Sie noch nicht einmal wissen, worum ich Sie bitten möchte.«
»Mit dem Vorwurf, unverschämt zu sein, kann ich leben, solange wir uns ansonsten über die Entlohnung einig sind.«
»Wollen Sie denn nicht zuerst wissen, was ich von Ihnen will?«
Adam lag auf der Zunge zu sagen »Sie wollen natürlich das, was alle von mir wollen: dass ich die Jagd auf jemanden eröffne«, aber stattdessen sah er zu Rischka hinüber. »Sie hätte mich nicht aufgefordert, zu kommen, wenn es sich lediglich um eine
Bagatelle handelte. Niemand kennt sich so gut mit Geschäften aus wie Rischka.«
Obwohl es ein Kompliment war, hatten seine Worte etwas Beleidigendes an sich, das keinem der Anwesenden entging. Ohne einen Ton zu verlieren, stand Rischka auf und verließ das Zimmer.
»Wie auch immer.« Anders räusperte sich umständlich. »Bevor ich Ihnen genau erzähle, was Sie für mich erledigen sollen, möchte ich gern, dass Sie mehr über das Leben in Los Angeles erfahren.« Als Adam ein ungeduldiges Knurren ausstieß, hob Anders abwehrend die Hände. »Ich meine natürlich, welche Art Leben unsereins führt. Im Gegensatz zu allen anderen Orten, die ich bislang kennengelernt habe, meiden wir einander in dieser Stadt nicht, sondern versuchen uns an etwas wie einer Gemeinschaft. Etwas Bindendes, damit wir im Strudel der Zeit nicht verlorengehen.«
»Ist dieser Umweg wirklich nötig? Erzählen Sie doch einfach Ihr Anliegen, dann erledige ich das und fahre mit meinem neuen Wagen davon. Ich bin, ehrlich gesagt, nicht sonderlich erpicht auf dämonische Gemeinschaft.«
»Weil Sie sie noch nie erlebt haben.« Erneut streckte Anders die Hand nach ihm aus, ließ sie jedoch wieder sinken, da sich zwischen Adams Brauen eine bedrohliche Furche bildete. »In gut einer Stunde werden meine Besucher eintreffen. Ich möchte gern, dass Sie dabei sind. Ansonsten kommen wir nicht ins Geschäft.«
Diese Vorgehensweise gefiel Adam keineswegs, denn es wirkte nicht wie ein Auftrag, sondern wie ein Versuch, ihm Ketten anzulegen. Im nächsten Moment wurde ihm bewusst, dass dieser Gedanke durchaus paranoid war. Wenn Anders’ Gabe dazu gemacht wäre, ihm seinen Willen vollständig aufzuzwingen, dann hätte er es einfach getan. Und wenn er seinen Willen nur kurzfristig brechen konnte, so wie Rischka, wäre er bei dem
Versuch nicht mehr als ein Selbstmörder gewesen. Auch diese Erkenntnis würde Rischka Anders nicht vorenthalten haben. Schließlich nickte Adam zustimmend, zum Teil aus Neugierde, zum Teil, weil er Anders mochte.
Der Mann atmete hörbar erleichtert aus. »Sehr gut! Wenn Sie möchten, können Sie die Zeit am Pool verbringen, oder Sie holen sich die Schlüssel für den Mk10 bei Benson ab. Mit etwas Glück bekommen Sie noch einen von Los Angeles’ berühmten Sonnenuntergängen zu sehen. Fahren Sie einfach zügig den Hügel hinauf.«
»Eine Leihgabe für den heutigen Abend?«, fragte Adam, dem seine hörbare Begeisterung unangenehm war.
»Eigentlich gehört er ja schon Ihnen, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie einen Auftrag, den Sie einmal angenommen haben, nicht zu Ende führen.Außerdem kommt man ohne Wagen nicht weit in dieser Stadt.«
Adam ließ sich zu einem echten Lächeln hinreißen, was er nur äußerst selten tat, während er sich von der Wand abstieß.
»Na, dann werde ich wohl mal rasch Benson aufsuchen, ehe die Dämmerung anbricht.«
3
Gefallene Engel
Der Abend war bereits weit vorangeschritten, trotzdem war es wegen der unzähligen Lichter der Stadt nicht dunkel. Adam
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