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Nachtglanz - Heitmann, T: Nachtglanz

Titel: Nachtglanz - Heitmann, T: Nachtglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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aufregende Dienerin, die wäre mir bestimmt nicht entgangen. Falls es allerdings nicht bloß Ihr Besitzerstolz ist, der Sie blendet, sondern Ihre Esther tatsächlich das gewisse Extra hat, kann ich für nichts garantieren. Der einzige Grund, warum ich mir bislang noch nie einen Diener zugelegt habe, ist ihre Strebsamkeit. Die raubt mir den letzten Nerv. Schrecklich, diese Rechtmacherei.«
    »Sie mögen es lieber eigensinnig und eine Spur kratzbürstig, was?« Als Adam lediglich mit der Schulter zuckte, nickte Anders bestätigend. »Wie auch immer, Esther wird Sie schon finden und Ihnen den Auftrag erklären. Sie ist ein gutes Mädchen. Aber bis dahin genießen Sie gefälligst meine Party. Kommen Sie, ich stelle Ihnen jemanden vor, den Sie ganz bestimmt nicht so schnell wieder vergessen werden. Rischka
hat nämlich Ihre Schwäche für die deutsche Romantik erwähnt.«
    Ein Seufzen unterdrückend, begleitete Adam den eifrigen Gastgeber zu einem ausgesprochen unauffällig aussehenden Mann, der beim Begrüßungslächeln eine Reihe spitz gefeilter Zähne offenbarte. »Darf ich vorstellen? Herr Sandmann … und der Name hält, was er verspricht. Auch wenn man, wie Sie, nicht an die Bedeutung von Namen glaubt.«
    »Ein Fleisch gewordener Alptraum«, sagte Adam mit heiserer Stimme. »Ihre Manege kann sich wirklich sehen lassen, Anders.«
    »Habe die Ehre.« Sandmann deutete eine Verbeugung an, als sei ihm Adams spöttische Bemerkung vollkommen entgangen.
    Dieser Sandmann ist die gebändigte Bösartigkeit in Person, philosophierte der Dämon. Die Gabe unseres Gastgebers ist gar nicht hoch genug einzuschätzen. Großartig!
    Über Adams Rücken breitete sich ein Schaudern aus, als Sandmann ihn aus seinen unergründlichen Augen musterte. Dabei konnte er nicht sagen, was ihm mehr zusetzte: dass die Welt voller böser Geister war oder dass es Anders gelang, sie um sich zu scharen und folgsam wie Lämmer zu halten. Aber was wunderte er sich eigentlich? Selbst sein Dämon interessierte sich in Anders’ Gegenwart einen feuchten Dreck um eine Herausforderung wie den berüchtigten Sandmann, der bereits seit Jahrhunderten Spuren seines grausamen Treibens hinterließ. Stattdessen frohlockte er, dass es nicht viel brauchte, um erneut in den Bann von Anders’ Gabe zu gelangen. Etwas anderes existierte für den Dämon nicht mehr.
    Und genau das bereitete Adam zunehmend Sorgen.

4
    Ein Duft von Apfelblüte
    Anders war ein Meister der leichten Unterhaltung, und jeder seiner Gäste riss sich um seine Gesellschaft - mit Ausnahme von Adam, dessen Stimmung mit jedem Moment weiter sank. Während Anders ihn weiteren Gästen vorstellte - eine ausgesprochen illustere Gruppe, wenn man es so nennen wollte -, speicherte er Namen und dazugehörige Gesichter ab, ohne sich weiter darum zu scheren.
    Sein Blick suchte Rischka, denn er sehnte sich inmitten dieser neuen und verwirrenden Eindrücke nach einer Vertrauten. Ganz gleich, wie kompliziert seine Verbindung zu dieser oft undurchsichtigen Frau auch war. Das Band, das in Paris zwischen Rischka, Etienne und ihm geschaffen worden war, hatte sich als überraschend widerstandsfähig erwiesen.Allerdings war die Party wohl nicht ganz nach ihrem Geschmack, zumindest konnte er sie nirgends entdecken.
    Die Party näherte sich bereits ihrem Ende, als er Rischka endlich im Wohnzimmer aufspürte. Sie stand allein neben einem schwarz lackierten Flügel, wie man ihn nur auf einer Konzertbühne vermutete.
    Indessen hatte Rischka keinen Blick für das edle Instrument übrig, sondern war ganz darin verloren, Anders zu beobachten, mit einem Ausdruck, den Adam nicht zu deuten wusste. Zu widersprüchlich waren die Emotionen, die über ihr Gesicht tanzten: Zuneigung und Hingabe, gepaart mit Aversion … und
etwas wie Furcht. In diesem Punkt war sich Adam allerdings unsicher. Es konnte auch bloß Ehrfurcht sein, wie bei den meisten Gästen. Doch ehe Adam ihr Gesicht weiter studieren konnte, hatte sie sich wieder gefangen. Innerhalb einer Sekunde war sie wie immer das Selbstvertrauen in Person. Sie erwiderte seinen Blick und bedeutete ihm mit gekrümmtem Zeigefinger, zu ihr zu kommen.
    Diese selbstgefällige Geste passte Adam gar nicht, und einen Moment lang fühlte er sich versucht, Rischka zappeln zu lassen. Aber so leicht war Rischka nicht beizukommen: Sie wechselte einfach fließend von ihrer eben noch strengen Miene zu einem umwerfenden Lächeln.
    Rischka wähnte sich als wahre Meisterin des Wechselspiels aus Zuckerbrot

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