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Nachtglanz - Heitmann, T: Nachtglanz

Titel: Nachtglanz - Heitmann, T: Nachtglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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und Peitsche, und obwohl Adam ihre manipulative Art durchschaute, ließ er sich darauf ein. Er konnte ihr tatsächlich nur schwer widerstehen, jedoch aus Gründen, die ihr nicht sonderlich gut gefielen.Während er sich wie ein längst erwachsener Sohn fühlte, der über die Eigenarten seiner Mutter großzügig hinwegblickte, sah sie in ihm nach wie vor einen begehrenswerten Mann, der sich ihrem Werben widersetzte.
    Das Lächeln erwidernd, schlenderte Adam zu Rischka hinüber und setzte sich auf den Klavierhocker, nachdem er ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange gehaucht hatte. Nur um sie ein wenig zu ärgern, spielte er ein paar Takte aus einem Schönberg-Stück, wohl wissend, dass sie es hasste, wenn er sich in ihrer Gegenwart mit etwas anderem als ihr beschäftigte.
    Wie erwartet setzte Rischka sofort zu einem Seitenhieb an. »Mit Arnold Schönberg wärst du vor zehn Jahren bei einem Dinnerabend ganz weit vorne gewesen.Aber heutzutage, mein Lieber, wirkt das reichlich angestaubt.«
    »Die Zeit kann den wirklichen schönen Dingen nichts anhaben.«
    »Sprichst du von dir oder von diesem Klavierstück?«

    »Rischka, du bist ja richtig schnippisch. Das wirst du doch nur, wenn dir etwas quer im Magen liegt. Was ist es? Hat eine der Damen das schickere Kleid an?«
    Zu seiner Verwunderung sah sie ernsthaft ertappt aus.
    Belustigt folgte er ihrem Blick auf die Terrasse, wo Anders sich gerade mit einer Frau unterhielt, die mit dem Rücken zu ihnen stand. Das rotgoldene Haar war hochgesteckt und betonte den Nacken und die schön geschwungene Schulterpartie. Sie trug ein Dinnerkleid, das im Vergleich zu den anderen Kreationen an diesem Abend zwar wenig Haut, dafür aber viel Stil zeigte. Allein ihre Rückenansicht reichte Adam aus, um diese Frau unbedingt einmal von vorne sehen zu wollen. Ob nun wegen ihrer verlockenden Haarfarbe, der anmutigen Körperhaltung, oder weil sie etwas ausstrahlte, das ihn anzog, vermochte er nicht zu sagen. Zu seiner Freude beobachtete er, wie die Rothaarige den Kopf leicht neigte und ihre auf der Hüfte liegenden Finger den Takt des Musikstückes begleiteten. Als würde sie sein Klavierspiel nicht bloß hören, sondern als würde es sie berühren.
    Wunschdenken, versicherte Adam sich, doch seine Wahrnehmung hatte ihn bislang selten getäuscht.
    Gerade als er sich erkundigen wollte, um wen es sich bei Anders’ Gesprächspartnerin handelte, legte Rischka ihm eine Hand auf die Schulter, gerade so, als habe sie nicht die geringste Ahnung, dass er sich unter ihrer Berührung innerlich sofort zu winden begann. Abrupt beendete er sein Spiel, um Rischkas Griff abzuschütteln. Im gleichen Augenblick zuckte die Unbekannte zusammen, als hätte sie jemand unsanft aus einem Traum gerissen, und ging dann in Richtung Garten davon.Als sie dabei an der weit geöffneten Schiebetür des Wohnzimmers vorbeikam, wehte der Abendwind Adam den Duft von Apfelblüten zu.
    Es war genau jener Duft, den er an Anders wahrgenommen hatte. Er roch so fein wie Apfelblüten, doch nicht bloß zart,
sondern mehr wie die Frucht. Unwillkürlich glaubte Adam, den prickelnden Geschmack auf der Zunge zu spüren, als hätte er tatsächlich in einen Apfel gebissen. Etwas, an das getan zu haben er sich nicht erinnern konnte. Trotzdem war da eine ferne Erinnerung, die dem Mann gehörte, der er einmal gewesen war, da war er sich sicher.
    Was ist das? , fluchte der Dämon wild, als wäre der Apfelblütenduft eine Säure, die ihm ins Antlitz gespritzt worden war. Ich warne dich, komm ja nicht auf die Idee, mich zurückdrängen zu wollen!
    Voller Beunruhigung erwartete Adam, dass der Dämon sich zu einer Machtdemonstration hinreißen lassen könnte. Die kurz aufflackernde Erinnerung an sein Menschsein hatte eine Wand zwischen ihnen geschaffen, eine Wand, die der Dämon auf keinen Fall akzeptierte. Aber außer aufgebrachtem Fluchen geschah nichts - was den Dämon vermutlich noch mehr verwunderte als Adam.
    Rischka schnippte ungeduldig mit ihren Fingern vor seinem Gesicht. »Wie gefällt dir die Party?«
    Adam brauchte einen Moment, um sich auf diese Frage einzulassen. »Meinst du die Tatsache, dass noch keiner von uns seinem Nachbarn die Kehle aufgerissen hat, weil der Revierneid zu groß wurde?«
    Rischka lachte und ließ ihre Finger über seinen Rücken tanzen, bis er das Klavierspiel endgültig aufgab, aufstand und ihr den Arm reichte, damit sie auf die Terrasse gehen konnten.
    »Dem Frieden hättest du vorhin gern ein Ende bereitet, wenn

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