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Nachtglanz - Heitmann, T: Nachtglanz

Titel: Nachtglanz - Heitmann, T: Nachtglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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hatte zwar keine Einwände gegen diesen Brauch - Diener waren durchaus nützlich. Aber er gab sich nur ungern mit Menschen ab, da ihre Gegenwart abgestorben geglaubte Nervenenden wiederbelebte. Der Umgang mit Menschen machte ihn selbst menschlicher, und darauf wollte er lieber verzichten. Wenn er ehrlich war, ertrug er Gesellschaft überhaupt nur widerstrebend, wenn man einmal von Truss absah. Ihre Liebe zum Tod hatte Truss zu einer guten Gefährtin gemacht, denn außer ihrer Verbundenheit bei der Befriedigung ihrer Instinkte war sie nie darauf aus gewesen, ihm nahezukommen. Schließlich wusste ja auch niemand besser als sie, dass das Jagen nach Einsamkeit verlangte.
    Allerdings lebte Adam keineswegs strikt abstinent, wie er es eigentlich gern getan hätte. Ansonsten hätte er den Kontakt zu Etienne - so spärlich der sein mochte - abgebrochen und würde auch Rischka schon lange nicht mehr darüber auf dem Laufenden halten, wo er sich gerade in der Weltgeschichte herumtrieb. Obwohl er nach Kräften den Gedanken an die beiden vermied, waren sie doch zu seinem Familienersatz geworden. Allein dieses Eingeständnis drehte ihm den Magen um, denn jede Bindung barg unzählige Gefahren - für ihn und für die anderen. Aus diesem Grund mied er die Menschen, besonders wenn er sich von einer Person angezogen fühlte. Wenn es mir denn gelingt, korrigierte er sich bei dem Gedanken an den Apfelblütenduft.
    In dieser Hinsicht unterschied Adam sich von seinesgleichen: Er fühlte sich den Sterblichen nach wie vor verbunden, was ihm jedoch nur Schmerzen einbrachte. Also hielt er sich von ihnen fern. Zwar machte Rischka sich darüber lustig, dass er eine Frau nur dann berührte, wenn er den Blutdurst des Dämons stillen
musste. Aber dafür hatte der Tyrann ihn seit Jahren nicht mehr in die Knie gezwungen, so wie er es damals getan hatte, um Toska zu nehmen. Vielleicht hatte er keine Seele mehr, doch diesen Frieden gönnte er sich trotz aller Nebenwirkungen. Die Nähe zu jemandem war es nicht wert, den Scheinfrieden mit dem Dämon zu riskieren. Das musste er sich unablässig vor Augen halten, unbedingt! Vor allem, weil seine Augen nichtsdestotrotz nach rotblondem Haar Ausschau hielten.
    In Gedanken versunken, brummte Adam gelegentlich, sobald Rischka oder ihr Gesprächspartner eine Sprechpause einlegten. Irgendwann fiel ihm jedoch angesichts ihrer frostigen Miene auf, dass sein vorgetäuschtes Interesse nicht sonderlich überzeugend wirkte.
    »Tu mir den Gefallen und verschon mich mit deinen scharfzüngigen Kommentaren. Ich weiß, ich bin heute Abend eine miserable Gesellschaft.Wo steckt Anders? Ich werde mich jetzt besser verabschieden.«
    »Ja, geh doch zu Anders, je schneller, desto besser«, erwiderte Rischka, wobei sie ihm wütend Zigarillorauch ins Gesicht blies.
    Adam fand den Gastgeber ein wenig abseits vor, wo er gerade einer lebhaften Diskussion mit einem verwahrlost aussehenden Mann über Fotografie nachging. Dabei führte der junge Bursche immer wieder sein Handgelenk an seine Lippen, das mit Biss- und Schnittwunden übersät war. Mit einem ruckartigen Saugen verhinderte er die Bemühungen des Dämons, die Wunden zu schließen, während er sich zugleich an dem Geschmack seines eigenen Blutes berauschte.
    Adam kannte diese Art Geisteskrankheit unter ihresgleichen, wenn sie sich selbst in Opfer verwandelten.Was ihn viel mehr erstaunte, war die Tatsache, wie gut der junge Mann sich noch unter Kontrolle hatte. Auch wenn es Adam nicht gefiel, sprach er es Anders’ Berührung zu, dass der Wahnsinnige sich nicht
längst in seinem eigenen Blut wälzte und für nichts anderes mehr einen Sinn hatte.
    Dabei schmeckt sein Blut bestimmt nicht einmal ansatzweise süß nach Leben.Was für ein schäbiges Opfer, erklärte der Dämon pikiert. Es ist mir ein Rätsel, wie dieser Müllhaufen überhaupt als Tempel dienen kann.Wenn du den Wunsch verspürst, gewähre ich dir das Recht, ihn von seinen Leiden zu erlösen.
    Am liebsten hätte Adam das Angebot laut und deutlich abgelehnt. Für wen hielt der Dämon ihn eigentlich?
    Unterdessen hatte Anders sein Gespräch unterbrochen und sah ihn fragend an. »Ist Ihnen jemand auf den Fuß getreten?«
    »Hören Sie, Anders: Ich bin wirklich sehr beeindruckt, dass dieses Barbecue so brav vonstattengeht, als bestünde die Hälfte der Gäste nicht aus Monstern. Ich weiß zwar nicht, wie Sie es anstellen, und ich weiß auch nicht, wozu das ganze Partygetue eigentlich gut sein soll, aber mein Bedarf für

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