Nachtglanz - Heitmann, T: Nachtglanz
noch so herumgetrieben?«, fragte Rischka, wobei die plötzliche Erregung in ihrer Stimme nicht zu überhören war. »Dein Hemd ist ganz feucht, und am Ärmel ist …«
»Blut«, beendete Adam den Satz, um dann an Anders gewandt zu sagen: »Die Leiche, die ich bei dieser Opferung zurückgelassen habe, wird allerdings für keinen großen Wirbel sorgen. Es sei denn, das LAPD macht sich die Mühe herauszufinden, ob alles Blut des Opfers aus der Kehle in den Abfluss gelaufen ist. Selbst dann würden sie nicht viel vermissen, der Kerl war nämlich alles andere als lecker.«
Rischka stieß ein raues Kichern aus. »Deshalb bist du so entspannt, selbst in Anders’ Nähe: Der Beherrscher ist befriedigt. Heute also kein Verlangen nach stürmischen Küssen?«, flüsterte sie ihm hinter vorgehaltener Hand zu.
Auch Anders sah durchaus amüsiert aus, während ihm der Zigarettenrauch zugleich aus Nase und Mund quoll. »Es ist nicht so, dass ich etwas gegen das Opfern habe, bestimmt nicht. Es ist aber eine Frage des Wie . Wir sind hier eine stetig wachsende Gemeinde, da können wir uns diese Art von Aufmerksamkeit nicht erlauben. Unser unbekannter Freund hat von der Gerichtsmedizin bereits einen verräterischen Spitznamen bekommen, der an einen billigen Horrorstreifen erinnert. Es ist also nur noch eine Frage der Zeit, bis die Medien ihn aufgreifen werden.«
»Lassen Sie mich raten: Werwolf ist es vermutlich nicht?«
Anstelle einer Antwort grinste Anders lediglich. »Nun, auf der Liste, die Esther Ihnen gegeben hat, stand alles, was wir aus eigener Kraft in Erfahrung bringen konnten. Nach einer Spur, die Ihren Jagdinstinkten auf die Sprünge hilft, müssen Sie schon selbst suchen.«
»Das habe ich vor, aber dabei könnte ich ein wenig Hilfe gebrauchen. Los Angeles ist eine verflucht große Stadt, und es kostet selbst mich eine gewisse Zeit, sie zu erkunden.«
Anders hob ratlos die Hände. »Was erwarten Sie von mir?«
»Eine Fremdenführerin. Überlassen Sie mir Esther für die Zeit der Suche. Schließlich kennt sie den Fall genauso gut wie ich.« Als die Worte heraus waren, hörte Adam vor lauter Anspannung einige Sekunden lang nichts anderes als das Rauschen hinter seiner Stirn.
»Das ist nicht dein Ernst!«
Rischka bohrte ihre künstlich verlängerten Nägel so ungestüm durch Adams Haut am Oberarm, dass er nicht einmal zusammenzucken konnte. Augenblicklich setzte ein brennender Schmerz ein. Was auch immer sie als Lack aufgetragen hatte, es hinterließ Verätzungen. Wo die Nägel eingedrungen waren, platzte die Haut weiter auf. Der Dämon musste sich ordentlich anstrengen, um dagegen anzukämpfen, auch wenn er schallend lachte.
Fieses Miststück , sagte er anerkennend, als wisse er diesen Trick durchaus zu schätzen. Was ist das: das erste Weihwasser, das wirklich etwas gegen uns zu bewirken vermag?
Adam hingegen war keineswegs zum Lachen zumute. Es kostete ihn sehr viel Kraft, Rischkas Handgelenk nicht so wegzustoßen, dass es brach. Nur widerwillig löste Rischka ihre Finger, wobei sie ihn provozierend anstarrte. Zweifelsohne eine Herausforderung, jedoch eine, deren Sinn er nicht begriff.Warum hegte sie plötzlich den Wunsch, ihn zu verletzen?
Als Adam sich sicher war, dass seine Stimme trotz der unablässigen Schmerzen fest war, richtete er sie an Anders, der von der Attacke nichts mitbekommen zu haben schien. »Es tut mir leid, wenn ich Sie mit meiner Forderung, mir Esther für diese Aufgabe zu überlassen, in die Ecke dränge. Ich kann mir gut vorstellen, wie sehr Sie sich auf Ihre Dienerin stützen. Aber Esther kennt sich neben Ihnen am besten mit dem Fall aus. Oder möchten Sie den Part, mir zu assistieren, gern übernehmen? Das wäre mir natürlich auch recht.«
Wie erwartet verzog Anders das Gesicht. »Ich befürchte, das lässt sich leider nicht mit meinem Terminkalender vereinbaren. Aber natürlich liegt es in meinem Interesse, Sie zu unterstützen, wo ich nur kann.Also werde ich Esther instruieren, Ihnen nach Kräften behilflich zu sein.«
Adam konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.
Anders’ Finger umtanzten ein silbernes Benzinfeuerzeug, während er ihn nachdenklich musterte. »Eine Sache will ich nur klarstellen: Sie gehen gut mit meiner Dienerin um. Ich möchte nicht von ihrem Verlobten zur Rechenschaft gezogen werden, weil Sie Mist gebaut haben. Der Kerl ist nämlich der beste Anwalt der Stadt. Außerdem liegt mir persönlich viel an Esther.«
»Mach dich nicht lächerlich, Anders. Wenn
Weitere Kostenlose Bücher