Nachtglanz - Heitmann, T: Nachtglanz
beschweren. Obwohl ich mir gut vorstellen kann, dass mir dieser entrückte Schrei, mit dem du Anders für die Sache mit deinem großen Zeh entlohnt hast, nicht einmal bewusstlos entgangen wäre.«
Anders lachte, wobei er sich das Haar mit der Hand zurückstrich, bis der Seitenscheitel wieder akkurat saß.An seinem Hals leuchtete noch die frische Narbe auf, die Adam ihm beigebracht hatte - eines von jenen Malen, die nicht so schnell wichen.
»Sie wissen wirklich, wie man sich anschleicht, mein Guter. Mir ist eben vor Schreck fast das Herz in die Hose gerutscht. Morgen früh werde ich Benson wohl mal ordentlich wegen der Alarmanlage auf den Zahn fühlen müssen. Wenn Sie über mein Grundstück bis hierher gekommen sind, hätte sie eigentlich anschlagen müssen.«
»Welche Alarmanlage?«
Mit einer ahnungslosen Miene setzte sich Adam in die Mitte der Liege, woraufhin Anders aufstand und Rischka ein wütendes Zischen ausstieß. Einen Augenblick lang gab er sich noch der Zufriedenheit hin, sie beide ordentlich durcheinandergebracht zu haben, dann fixierte er Anders, der sich gerade eine Zigarette zwischen die Lippen steckte.
»Ein interessanter Bau, den Sie da hochziehen lassen. Reicht der Platz in der Villa für Ihre Familie nicht länger aus?«
»Nein, an mangelndem Platz liegt es nicht, vielmehr an dem Wunsch nach Veränderung. Als dieses Grundstück zum Verkauf stand, kam es mir wie ein Zeichen vor. Wenn man sich den Luxus leisten kann, ein Haus zu bauen, das zu den eigenen Bedürfnissen passt, dann sollte man nicht lange zögern.«
»Neue Bedürfnisse, hm?«
Adam streckte die Beine aus, was ihm von Rischka ein abfälliges Schnauben einbrachte. Offenbar war sie mit seinem Verhalten nicht sonderlich einverstanden.Was hast du denn erwartet?, hätte Adam sie fast gefragt. Dass ich um Nachschlag bettele oder es nicht wage, dir unter die Augen zu treten, nachdem du dich über meinen Willen hinweggesetzt hast? Du warst mit dem Dämon zusammen, nicht mit mir. Und selbst der interessiert sich gerade einen feuchten Kehricht für dich, weil er nur Anders und seine Gabe im Kopf hat.
Lass Anders mir geben, wonach ich verlange.Tu endlich, was ich dir befehle!
Unablässig schallten die Forderungen des Dämons durch Adam. Er riss und zerrte an ihm, versuchte, seine Gefolgschaft zu erzwingen. Da er jedoch noch von dem eben erbrachten Blutopfer besänftigt war und die Gefühle, die Esther in Adam wachgerufen hatte, ihn bannten, schaffte er es nicht, seine sonstige Macht zu entwickeln. Es war fast so, als tobte der Dämon hinter einer Wand aus Milchglas.
So gelang es Adam, sich ganz auf Anders zu konzentrieren, den die Affäre von Rischka nicht weiter zu bekümmern schien. Es gefiel ihm jedoch ganz eindeutig nicht, dass Adam sein künftiges Haus inspiziert hatte. Zumindest hatte sich seine Kieferpartie auffällig verspannt, nachdem dieses Thema aufgekommen war. Genau aus diesem Grund nahm Adam sich vor, noch ein wenig tiefer zu bohren, zusätzlich angestachelt von der Ungeduld, die er bei Rischka wahrnehmen konnte. Etwas an diesem Gespräch elektrisierte sie regelrecht.
»Diese Bedürfnisse, von denen Sie sprechen, haben nicht zufällig etwas mit dem Keller des Gebäudes zu tun? Kam mir irgendwie wie das Herzstück des Ganzen vor. Ein gut weggeschlossenes Herz, wenn man die Türkonstruktion bedenkt. Eine Tresortür ist es zwar nicht, aber dicht dran.«
»Freut mich, dass sie Ihre Bewunderung findet. Ich habe die Tür nämlich selbst entworfen. Für irgendwas muss diese Ingenieursausbildung schließlich gut sein. Zumindest funktioniert sie besser als mein Alarmsystem, denn wenn es Ihnen gelungen wäre, die Tür zu öffnen, müssten Sie jetzt nicht nachfragen, richtig?«
»Richtig.« Adam erwiderte das Lächeln seines Gegenübers, wobei es mindestens genauso kühl ausfiel. »Übrigens«, beschloss er, das Thema zu wechseln, »die Liste, die Ihre Dienerin aufgestellt hat, ist gut und schön.Aber ich kann ihr leider nicht mehr entnehmen, als Sie es auch selbst können. Einer von uns opfert ein bisschen zu oft und zu gern. Um mehr zu erfahren, brauche ich eine echte Spur, etwas, mit dem meine Sinne arbeiten können.«
Unvermittelt lehnte Rischka sich zu ihm hinüber und streckte die Hand aus.Adam zuckte zusammen, dann begriff er, dass sie seinen hochgekrempelten Hemdärmel herunterrollen wollte. Er verwehrte es ihr jedoch mit einem leichten Schlag auf die Finger.
»In welchen fremden Häusern hast du dich heute Abend denn
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