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Nachtglanz - Heitmann, T: Nachtglanz

Titel: Nachtglanz - Heitmann, T: Nachtglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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kühler Film auf sein Gesicht legte, hervorgerufen vom Wind, der nach Harz, Frühjahrsblumen … und einer Mischung aus lockendem, wie auch zugleich abstoßendem Muskat duftete. Natürlich hatte Adam mit Fährten von Anders’ und Rischkas Dämonengeruch gerechnet, allerdings kamen sie ihm aus einer Richtung entgegen, aus der er sie nicht vermutet hatte:Anstelle in Richtung der Villa deutete die Fährte auf den Garten hin.
    Anders … , hauchte der Dämon. Ganz nah, bald wieder meins. Geh zu ihm!
    Dieser Befehl war überflüssig, da Adams Neugierde ihn ohnehin antrieb. Er folgte der Spur, bis er erneut auf die efeugrüne Mauer stieß. Geschickt kletterte er über das hohe Mauerwerk hinweg, wobei weder Alarmdrähte noch Stacheldraht eine Herausforderung darstellten. Nachdem er die Baumreihen hinter sich gelassen hatte, gelangte er auf eine Baustelle. Hier wurde ein neues, großflächig umrissenes Haus errichtet.Wenn er sich nicht täuschte, würde das Ergebnis ganz dem modernen Geschmack Kaliforniens entsprechen: ein futuristisch anmutender, streng geometrischer Bau. Ein altes Gästehaus, auf das er ebenfalls einen Blick erhaschen konnte, verriet, dass hier zuvor wohl ein viktorianisches Holzhaus gestanden hatte.
    Für einen Moment verharrte Adam, um in sich hineinzuhorchen. Warum störte ihn die Tatsache, dass hier etwas Altes einfach gegen etwas Neues eingetauscht wurde? Schließlich entsprach es doch der Mentalität dieses Landstriches, deren Blick fest auf die Gegenwart und höchstens ab und an auf die Zukunft gerichtet war. Du solltest dich hier eigentlich wie zu Hause fühlen, sinnierte er. Ein Ort, der nichts auf die Vergangenheit
gibt, der vielmehr ihre Spuren auslöscht, wo er nur kann. Ein solcher Ort ist doch wie dein Spiegelbild.
    Aber so wollte er nicht sein, verflucht! Selbst nach all den Jahren konnte er den Widerstand gegen sein Schicksal nicht abstreifen und akzeptieren, dass es keine Vergangenheit für ihn gab, weil er kein Leben im eigentlichen Sinne führte. Da half ihm auch seine Sturheit nicht weiter.
    Die Gedanken wie lästige Fliegen abschüttelnd, hielt Adam auf den halbfertigen Bau zu, wobei ihm Rischkas Lachen aus der Ferne entgegenschallte. Sie und Anders mussten sich irgendwo in einem anderen Bereich des Gartens aufhalten. Zunächst wollte er dem Lachen nachgehen, dann entschied er sich jedoch dazu, schnell noch einen Blick in das Gebäude mit seinen nackten Fensterlöchern zu werfen. Es lockte ihn wie ein dunkles Versprechen.
     
    Die Arme vor der Brust verschränkt, stand Adam im ersten Stockwerk, in das er über eine provisorische Treppe aus Holzbrettern gelangt war. Da die Wände hier gerade erst hochgezogen wurden, hatte er einen hervorragenden Blick auf das Schauspiel, das ein Stück von der Baustelle entfernt geboten wurde.
    Neben dem nächtlich beleuchteten Pool, der von den Abrissarbeiten verschont geblieben war, stand eine Liege, auf der sich eine verführerische Frau räkelte. Rischka bog mit gespielter Verzückung den Rücken durch, während Anders sich ausgiebig ihren nackten Füßen widmete. Ihre rot geschminkten Lippen waren zu einem kunstvollen »Oh« geöffnet, die Lider flatterten leicht.
    Ehe das Ganze noch intimer wurde, sprang Adam hinab und schlenderte auf das Paar zu, das ihn jedoch erst bemerkte, als er neben der Liege angekommen war und ein Schnalzen mit der Zunge hören ließ.

    »Vielen Dank für die nette Vorstellung, selbst wenn sie nicht für meine Augen bestimmt war.«
    Voller Genugtuung steckte Adam Rischkas wütendes Funkeln weg. Eigentlich hatte er damit gerechnet, ihr nach der letzten Nacht voller Zorn entgegenzutreten, da sie keine Hemmung gezeigt hatte, seinem Dämon ins Bett zu folgen. Aber stattdessen fühlte er sich geradezu gut gelaunt. »Es ist wirklich ein Segen, dass du deine Vorführungen auf ein kleines Publikum beschränkst, meine Liebe. Auf einer echten Bühne könnte so eine Darbietung wohl kaum bestehen. Dieses hingebungsvolle Stöhnen war wirklich zu dick aufgetragen.«
    »Mag sein«, erwiderte Rischka hocherhobenen Hauptes. »Aber nachdem ich diese Darbietung letzte Nacht doch ausgiebig unter dir geübt habe, wollte ich nun einmal nicht darauf verzichten. Ich kann mich jedenfalls an keine Beschwerde erinnern, dass meine Hingabe zu überzogen war.«
    Adam zuckte mit der Schulter. »Keine Ahnung, ich war ja nicht dabei. Falls du letzte Nacht also nicht wirklich auf deine Kosten gekommen sein solltest, musst du dich leider bei einem anderen

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