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Nachtglut: Roman (German Edition)

Nachtglut: Roman (German Edition)

Titel: Nachtglut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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es von der Veranda aus beobachtete.
    »Haben Sie mit Mrs. Corbett gesprochen?« fragte Jack, als sie nach vorn kamen und er sie mit ernstem Gesicht auf der Veranda stehen sah.
    »Ja, wir haben sie ins Bild gesetzt. Ich weiß nur nicht genau, ob sie’s verstanden hat.«
    »Das hat sie«, gab Jack gereizt zurück. Dann schaute er zu ihr hinauf und sagte: »Ich war’s nicht, Anna. Ich schwöre es. Ich war’s nicht!«
    Doch sie sah verletzt und ernüchtert aus, ihr Blick war wie erloschen.
    »Jack?«
    David schlüpfte zur Haustür heraus. Jack war froh gewesen, daß wenigstens der Junge nichts mitbekommen würde. Es fiel ihm schwer genug, Anna ins Gesicht sehen zu müssen. Aber das Schicksal war ein boshaftes Ding. Jetzt stand David da, mit nackten Füßen, in seinem Superman-Pyjama, noch ein wenig verschlafen und zerzaust – ein niedliches Kerlchen, dessen Blick unruhig von dem Streifenwagen zu den beiden ernsten Männern flog, die rechts und links von Jack standen.
    Vor ein paar Wochen noch hätte Jack wahrscheinlich so getan, als hörte und sähe er ihn nicht. Er hätte sich abgewandt, ohne von ihm Notiz zu nehmen. Was bedeutete ihm schließlich ein kleiner David? Nichts.
    Aber er schaffte es nicht. Nicht mehr. Er erinnerte sich, wie es gewesen war, von einem Menschen verraten zu werden, den er unbedingt hatte lieben wollen. Da regte sich wieder der Schmerz, als sein Vater ihm den Rücken gekehrt hatte und davongegangen war und er nicht gewußt hatte, wann er wiederkommen würde. Ob er wiederkommen würde. Und während er David lächelnd ansah, verwünschte er im stillen die Corbetts dafür, daß sie diese schmerzhaften Erinnerungen heraufbeschworen – daß sie ihn zwangen, wieder zu fühlen.
    »Hey!« sagte er mit falscher Munterheit. »Du bist ja mächtig früh auf heute.«
    »Was wollen die Polizisten, Jack?«
    Jack schob mit dem Daumen seine Hutkrempe aufwärts und sah erst den einen Deputy an, dann den anderen, als bemerkte er die beiden erst jetzt. »Sie wollen nur mal mit mir reden.«
    »Und jetzt fährst du mit ihnen weg?«
    »Hm.«
    »Wohin?«
    »In den Ort.«
    »Wie lange?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Davids Gesichts wurde ängstlich. »Kommst du wieder?«
    »Ich hoffe es.«
    »Heute?«
    »Kann sein, daß ich länger wegbleibe.«
    »Willst du mit denen wegfahren?«
    »Aber ja«, antwortete Jack, »Ich freu mich schon drauf.« Er hatte gehofft, David davon zu überzeugen, daß alles seine Ordnung hatte; aber vielleicht war er in seinem Eifer zu weit gegangen.
    Davids Unterlippe bebte. »Bist du böse auf mich?«
    »Aber nein, natürlich nicht.«
    »Hab ich dir gestern nicht richtig geholfen?«
    »Du hast alles ganz prima gemacht, David. Ich hätte mir keinen besseren Helfer wünschen können. Aber jetzt…« Himmel, war das schwer! »Jetzt muß ich weg.«
    »Darf ich mit?«
    »Das geht leider nicht.«
    David begann zu weinen. »Wann kommst du wieder?«
    Ein falsches Versprechen wäre auf lange Sicht schlimmer als die Wahrheit. ›Komm, mein Junge, heul nicht. Ich hab dir doch gesagt, ich hab nur schnell was zu erledigen, dann bin ich wieder da. Und dann für immer. Wir bleiben für alle Zeit zusammen. Ich versprech es dir.‹
    Die verlogenen Worte seines Vaters im Kopf, sagte Jack: »Es kann sein, daß ich gar nicht wiederkomme, David.«
    Der Junge weinte heftiger. Seine Schultern zuckten. »Dann fahr doch!« schrie er. »Ich hasse dich.« Anna kniete nieder, sie zog ihren Sohn an sich. Er schlang die Arme um ihren Hals und drückte sein Gesicht an ihre Schulter.
    Jack wollte zu ihnen gehen, aber die Beamten traten ihm in den Weg.
    »Es wird Zeit«, meinte der eine gedämpft.
    Sie führten ihn zu seinem Pick-up, dann schwenkte der Jüngere zum Streifenwagen ab.
    Der Zündschlüssel des Pick-up steckte. Als Jack den Motor anließ, sagte sein Begleiter: »Ich verlaß mich auf Sie, Sawyer. Machen Sie jetzt bloß keine Dummheiten.«
    »Mir liegt mindestens soviel wie Ihnen daran, diese Geschichte aufzuklären. Keine Angst.«
    »Ich hab keine Angst.« Er machte eine kurze Kopfbewegung. »Fahren Sie los.«
    Jack warf einen letzten Blick zur Veranda, wo Anna immer noch David im Arm hielt. Niedergeschlagen legte er den Gang ein und fuhr, dicht gefolgt von dem Streifenwagen, zum Tor hinaus.

35
    T ut mir leid, Mrs. Corbett, Sie können ihn jetzt nicht sprechen. Er ist bei Sheriff Foster.«
    »Haben Sie Jack gesagt, daß ich auch hier bin?«
    »Nein, mein Junge«, antwortete der diensthabende Beamte und sah David

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