Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachtglut: Roman (German Edition)

Nachtglut: Roman (German Edition)

Titel: Nachtglut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
Vom Netzwerk:
großen Straßen rumtreiben?«
    »Keine Ahnung, Ezzy. Du bist der Experte.«
    Vielsagend räusperte er sich. Diese Meinung hegte einzig die gute Lucy. »Solche Straßensperren sind nichts als Zeit- und Geldverschwendung.«
    »Und was meinst du?«
    Nachdenklich nahm er einen Schluck. »Wenn ich an ihrer Stelle wäre – an der Stelle der Herbolds, mein ich –, würde ich mich irgendwo verkriechen und warten, bis der Sturm sich legt. Früher oder später werden die Behörden keine Lust mehr haben, Beamte zu bezahlen, die rumsitzen, Däumchen drehen und in die Kameras gähnen. Sie werden
die Truppe drastisch verkleinern. Irgend was Neues wird sie ablenken um das sie sich kümmern müssen.« Er klopfte mit dem Zeigefinger auf den Tresen. »Genau dann würd ich handeln, und keine Minute früher.«
    Sie stellte ihm ein Stück Apfelkuchen hin, das er nicht bestellt hatte. »Möchtest du Eis dazu oder Schlagsahne?«
    »Nein, danke, so ist es gut.« Er wollte den Kuchen gar nicht; aber um sie nicht zu enttäuschen, griff er zur Gabel und begann zu essen. Das Gebäck schmeckte hervorragend, auch wenn die Kruste nicht so mürbe war wie Coras. »Ich hab die Burschen gekannt, Lucy! Bildung hatten sie keine, aber verdammt schlau waren sie immer schon. Die wissen ganz genau, wie die Polizei vorgeht. Anstatt den Herbolds Fallen zu stellen, in die sie garantiert nicht reinstolpern werden, weil sie viel zu clever sind, sollten diese Beamten zu Fuß und mit Hunden querfeldein nach ihnen suchen.«
    »Aber bedenk dieses Riesengebiet, Ezzy!«
    »Ich weiß. Es ist undurchführbar. Trotzdem wäre das meiner Ansicht nach die einzige Möglichkeit, sie zu schnappen. Wenn überhaupt…«
    »Du meinst, sie könnten tatsächlich entkommen?«
    »Würde mich nicht wundern. Besonders wenn Carl das Kommando hat, wie’s früher meistens war.«
    »Was für eine Schande, wenn sie davonkämen! Stell dir das mal vor – diese hilflosen alten Frauen kaltblütig umzubringen! Und so ein junges Mädchen!« Sie schüttelte den Kopf darüber, daß irgendwie die ganze Welt rapide den Bach runterginge. »Vielleicht solltest du mal mit jemandem über deine Theorie reden, Ezzy.«
    »Die würden doch nicht auf mich hören«, brummte er mißmutig.
    »Vielleicht schon…«
    Aber er wußte es ja. Er hatte Sheriff Ron Foster seine Dienste angeboten und war abgewiesen worden. Noch einmal würde er sich nicht demütigen lassen.
    »Kein Mensch ist auf meine weisen Ratschläge scharf, Lucy. Die denken, mein Hirn funktioniert nicht mehr, bloß weil ich alt und abgewirtschaftet ausschau.«
    »Jetzt kokettierst du aber, Ezzy!« Sie langte über den Tresen und gab ihm einen scherzhaften Klaps auf den Arm. »Du bist doch noch lange nicht abgewirtschaftet!«
    »Erleb mich bloß mal, wenn ich mich morgens aus dem Bett wälze.«
    Erst nachdem er die Worte ausgesprochen hatte, kam ihm der Gedanke, sie könnte etwas in sie hineinlesen. Und als er aufsah, begegnete er tatsächlich einem wehmütig schmachtenden Blick.
    Seine Hand zitterte ein wenig, als er nach seiner Kaffeetasse griff. »Du kannst es mir glauben, schön ist das nicht. Cora neckt mich immer und sagt, sie könne meine Gedanken knarren hören.«
    Er hatte den Blick von Lucy abgewandt, aber spürte ihre Enttäuschung. Eine Zeitlang sagte sie nichts, dann bemerkte sie leise: »Sie bleibt wirklich lange weg.«
    »Hm.«
    »Wann kommt sie denn heim?«
    »Kann jeden Tag sein«, log er.
    »Hm.« Wieder Schweigen – das sich in die Länge zog. Dann räusperte Lucy sich. »Na ja, solange sie nicht da ist, koch ich gern für dich. Jederzeit.«
    Erleichtert, daß die Grenzen zurechtgerückt waren, sah er sie an und lächelte. »Das ist wirklich nett von dir, Lucy. Vielen Dank.« Er schob das letzte Stück Kuchen in den Mund, trank seinen Kaffee aus und rutschte vom Hocker.
    Lucy begleitete ihn zur Tür. Er merkte gleich, daß das Wetter umgeschlagen hatte. Der Himmel sah düster aus. Ein starker Wind schüttelte die Busy-Bee- Markise, so daß sie knatterte wie ein Segel.
    »Jetzt kriegen wir vielleicht endlich Regen«, sagte Lucy.
    »Sieht ganz danach aus.«
    »Paß auf dich auf da draußen, Ezzy!«
    »Danke noch mal für den Kuchen.«
    »Ezzy?« Er blieb stehen und drehte sich um. Lucy knetete ein Geschirrtuch in ihren Händen. »Neulich, nachdem du gegangen warst, haben die alten Knacker da…« Sie wies zu dem Tisch, an dem sich jeden Morgen die Altmännerliga versammelte. »Sie haben gesagt, Carl Herbold hätte

Weitere Kostenlose Bücher